Einer von uns: Reinhold Dielmann 

Ehrenamtler mit Leib und Seele 

Seit 15 Jahren unterstützt Reinhold Dielmann die Tischtennisabteilung der Eintracht mit Herzblut. Auf ehrenamtlicher Basis ist Reinhold immer zur Stelle und hilft der Abteilung, wo er kann – ob als Jugendtrainer, Organisator, Unterstützer oder Ratgeber. Vor allem im Anfängertraining mit jüngeren Spielerinnen und Spielern hat der heute 65-Jährige seine Leidenschaft gefunden. Nicht nur sollen seine Schützlinge an der Platte wachsen und vorankommen, auch abseits vom Spiel lehrt Reinhold ihnen wichtige Eigenschaften und Prinzipien fürs Leben. Lest selbst, welche Maxime der Ehrenamtler in seinem Training verfolgt und was ihn dabei antreibt! 

Hinter jedem Verein stehen Menschen, die sich auf ehrenamtlicher Basis engagieren, Zeit investieren und helfen, wo sie nur können, ohne dabei viel zurückzuverlangen. Nur so können Vereine überleben. So freut sich auch Eintracht Frankfurt darüber, Menschen wie Reinhold Dielmann in ihren Reihen zu haben. Bereits vor über 15 Jahren kommt Reinhold gemeinsam mit seinem damals jugendlichen Sohn von der TSV Sachsenhausen, wo er ebenfalls eine Jugendgruppe trainiert, zur Tischtennisabteilung der Eintracht. Nachdem er anfangs eher am Seitenrand agiert und seinen Sohn im Training und bei Spielen begleitet, darf er kurz darauf auch selbst wieder als Trainer aktiv werden – für die jüngsten und kleinsten Spielerinnen und Spieler im Anfängerbereich. Eine Aufgabe, die der gebürtige Rheinlandpfälzer mit Freude annimmt. 

Reinhold selbst kommt in jungen Jahren eher per Zufall oder gar Schicksal zum Tischtennissport. Anfang der 1970er Jahren wohnt er als Lehrling der damaligen Deutschen Bundespost gemeinsam mit 120 weiteren Lehrlingen in einem großen Wohnheim. Privatsphäre ist selten und das Geld ist knapp, dennoch wollen die Auszubildenden ihre freie Zeit abseits der Arbeit sinnvoll nutzen. Von nun an wird der Gemeinschaftsraum des Wohnheims, bestehend aus zwei Tischtennisplatten sowie einem Tischkicker, der neue Stammplatz der Lehrlinge. Ohne technisches Knowhow werden ein paar Bälle an der Platte gespielt und schnell wächst die Lust und die Faszination an der Sportart rund um den kleinen weißen Ball. „Tischtennis war für uns Neuland, keiner konnte wirklich spielen. Wir haben Stunden damit verbracht, den Ball einfach irgendwie übers Netz zu bringen“, erinnert sich Reinhold. 

Kurz darauf entdeckt der damals 18-Jährige ein Geschäft auf der Eckenheimer Landstraße, wo unter anderem Tischtennisartikel verkauft werden. Wie es der Zufall will, sind die Besitzer des Ladens Hainer Lammers und Roland Tedjasukmana, die zur damaligen Zeit beide für die Tischtennisherren der Eintracht in der Bundesliga spielen. Roland Tedjasukmana nimmt sich des jungen Reinhold an, stattet ihn für kleines Geld mit Tischtennismaterial aus und bringt ihm sogar erste Schläge bei: „Roland hat mir damals gezeigt, wie die Herren in der Bundesliga spielen. Von ihm habe ich die Grundlagen wie einen Topspin gelernt. Da Roland jedoch der Meinung war, ich sei zu alt, um das Tischtennisspielen nochmal von der Pike auf zu lernen, bot er mir an, sein Sparringpartner zu werden. So konnte ich nicht nur den Profis hautnah zusehen, sondern auch selbst immer mal spielen und dazulernen.“ 

Die Faszination für den schnellen Rückschlagsport gibt Reinhold auch an seinen jüngeren Bruder weiter. Gemeinsam organisieren die Brüder in ihrem Heimatort Seck, einer Ortsgemeinde im Westerwaldkreis in Rheinland- Pfalz, eine neue Tischtennismannschaft für den dortigen Sportverein. Direkt in ihrem Debütjahr gelingt es dem Team sogar, die Meisterschaft in der Kreisklasse zu holen und das nur, wie Reinhold berichtet, „weil ich den Jungs das weitergeben konnte, was ich zuvor von Roland Tedjasukmana gelernt hatte.“ Um seine Trainerfähigkeiten vertiefen zu können, schließt Reinhold Ende der 1970er Jahre einen Jugendleiterlehrgang ab. 

Nach der Heirat zieht Reinhold gemeinsam mit seiner Frau nach Frankfurt-Sachsenhausen, wo auch die Kinder des Ehepaars zur Welt kommen. Eine kurze Zeit ist er noch beim TSV Sachsenhausen in der ersten Tischtennismannschaft aktiv, verabschiedet sich jedoch kurz darauf vom Vereinssport, um sich ganz seiner Familie widmen zu können. Es vergehen zehn Jahre, bis Reinhold das nächste Mal zu einem Schläger greift. „Ich kam erst durch meinen jüngsten Sohn wieder zum Tischtennis, als er in der Schule damit begonnen hat, selbst zu spielen. Kurz darauf haben wir uns wieder bei meinem alten Verein in Sachsenhausen gemeldet, wo ich ihm und anderen Kindern dann Training gegeben habe. Die Kin- der waren talentiert und sind am Ende sogar Meister geworden. Nach und nach sind die Spieler dann vereinzelt zu Eintracht Frankfurt gewechselt, um noch mehr Leistung erbringen zu können. Das wollte mein Sohn dann natürlich auch. Und so sind wir schlussendlich gemeinsam zur Eintracht gekommen.“ 

Mittlerweile trainiert Reinhold voller Begeisterung die Anfängerinnen und Anfänger und nimmt sich voller Hingabe Zeit für unerfahrene Spielerinnen und Spieler ab dem Alter von sieben, acht Jahren. Sein Training trifft bei den Kindern auf hohe Beliebtheit und zeigt Erfolge – so konnten einige seiner Schützlinge bereits bis in die Hessenliga und höher vorrücken. Dabei schöpft Reinhold aus langjähriger Erfahrung: „Ohne Geduld geht es nicht. Es dauert seine Zeit, bis sich die technischen Grundlagen bei den Kindern festsetzen, sodass sie irgendwann ganz automatisch an der Platte agieren können. Kinder sollen vorrangig Spaß und Freude an der Sportart haben. Die Erfolge kommen dann ganz von allein.“ In seinem „Systemtraining“, wie sein Training bezeichnet wird, geht es also um Grundlagenvermittlung, aber auch um Spaß: „Die Kinder haben mittlerweile lange Schulalltage und kommen abends geschafft und müde zu mir. Auf solche Situationen muss ein Training entsprechend reagieren, es soll Spaß machen und nicht demotivieren. Wenn man dabei systematisch vorgeht, können sich die Basics festigen und in Automatismen münden. Auch wenn der Weg lang ist und dabei Geduld sowie Hartnäckigkeit erfordert, irgendwann zahlt es sich aus.“ 

„Egal, ob an oder neben der Platte, unsere Gegner sind nicht unsere Feinde, denn wir lieben alle denselben Sport“ – Reinhold Dielmann - 

Auf die Frage, was Reinhold am Tischtennissport so fasziniert, hat er eine klare Antwort parat: „Tischtennis ist ein toller und schneller Sport, es gleicht fast einer Hetzjagd. Man muss stets konzentriert und fokussiert sein und sich dabei immer auch an neue Gegner und Situationen anpassen. Jeder Einzelne muss sein Bestes geben, damit schlussendlich die gesamte Mannschaft gewinnen kann.“ Zudem seien Fairness und Demut prinzipielle Eigenschaften, die im Zuge des Tischtennisspielens erlernt werden sollten: „Ich versuche meinen Schülerinnen und Schülern stets den Fairness-Gedanken zu vermitteln. Egal, ob an oder neben der Platte, unsere Gegner sind nicht unsere Feinde, denn wir lieben alle denselben Sport. Natürlich kämpfen wir und wollen gewinnen, aber wir bleiben fair, respektieren uns und sind nett zueinander. Dafür steht die Eintracht und das wollen wir auch nach außen hin verkörpern.“ 

Neben dem Kinder- und Jugendtraining unterstützt Reinhold die Tischtennisabteilung, wo er nur kann. Bei Heimspielen der ersten Herrenmannschaft ist er gemeinsam mit Abteilungsleiter Norbert Schneider nicht nur als Erster in der Halle, um alles wettkampfkonform aufzubauen und für die Gäste entsprechend herzurichten, er verlässt zudem die Halle als Letzter, nachdem alles wieder abgebaut ist. Aber auch in Notsituationen weiß Reinhold auf kreative Weise zu helfen. So wird eine defekte Tischtennisplatte rasch auf eigene Faust repariert, damit diese am Wettkampftag funktionstüchtig ist. All das leistet Reinhold aus reiner Liebe zum Tischtennis und um seinen Schützlingen etwas zurückzugeben. Mit seiner unnachahmlichen Art und Weise wird der mittlerweile pensionierte Beamte auch in Zukunft zahlreiche Kinder von der Hallensportart begeistern können und ihnen dabei wertvolle Lektionen fürs Leben vermitteln.