Aufstieg 1998


Vor 25 Jahren feiert die Eintracht erstmals nach vielen Jahrzehnten einen Aufstieg, als 1998 die Rückkehr in die Bundesliga gelingt. Nach dem Abstieg 1996 kamen die Adlerträger schwer auf Touren in Liga zwei, kämpften sich immerhin bis Saisonende 1996/97 noch in die erste Tabellenhälfte und griffen im zweiten Jahr richtig an. Horst Ehrmantraut, der in der Winterpause übernommen und nur noch vier Spiele mit seinem Team verloren hatte, formte eine Mannschaft, die nach fünf Siegen zum 

Auftakt sofort oben dabei war. Nur zwischen Spieltag 13 und 16 stand die Eintracht nicht auf einem Aufstiegsplatz, baute den Vorsprung auf Rang vier dann im Frühjahr auf teilweise zweistellige Punktzahl aus und feierte am drittletzten Spieltag nach dem 2:2 im Waldstadion gegen Mainz den Wiederaufstieg. Die „Eintracht vom Main“ hat passend zum Jubiläum 25 kuriose Geschichten rund um die Saison 1997/98 zusammengestellt. 


Text: Michael Wiener
Fotos: Eintracht Frankfurt, imago images 


Generalprobe(n) verpatzt 
Lieber das Testderby verlieren und aufsteigen als umgekehrt. Die Eintracht ist sechs Tage vor Saisonstart, am 19. Juli 1997, beim FSV Frankfurt zu Gast und verliert mit 0:2 gegen den ambitionierten Oberligisten. Kurios: Am Saisonende steigen beide Teams auf. Übrigens: Auch das letzte Testspiel vor dem Restart im Februar gegen den FV Bad Vilbel, „Klassenkamerad“ des FSV in der höchsten hessischen Liga, gewinnt die Eintracht nicht (2:2). 


Donnerstag Spielberechtigung, Freitag Siegtorschütze 
Marco Gebhardt, der fast zwei Jahre später beim 5:1 gegen Kaiserslautern ein ebenso wichtiges Tor schießen sollte, wird am ersten Spieltag gegen Düsseldorf in der 78. Minute beim Stand von 2:2 eingewechselt. Vier Minuten später zieht er im Zusammenspiel mit Urs Güntensperger in den Strafraum und hämmert das Leder ähnlich humorlos ein wie gegen die Roten Teufel – 3:2, der Auftaktsieg ist perfekt. Nach dem Spiel wird er gefragt, woran er nach seinem Traumeinstand gedacht habe. „An Rainer Falkenhain, der bis gestern um meine Spielberechtigung gekämpft hat“, sagt er. Der Vertragsamateur war erst kurz zuvor vom SC Verl an den Main gewechselt. 


Falkenhain geht – nur kurz 
Es ist aus heutiger Sicht unvorstellbar! Rainer Falkenhain, seit 1. April 1985 bei Eintracht Frankfurt angestellt, hat tatsächlich vier Wochen seines Berufslebens nicht am Rieder- oder im Stadtwald verbracht. 1860 München hatte sich für den Europapokal qualifiziert und sicherte sich kurz vor dem Bundesligastart die Dienste des Frankfurter Lizenzspielleiters. „Die wollten mich unbedingt haben, und zwar jetzt und gleich“, wird Falkenhain seinerzeit zitiert und bittet um vorzeitige Auflösung seines Vertrags. Viele Jahre später sagt er über die vier Wochen im Süden Deutschlands: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht, ich habe den Eintracht-Adler im Herzen.“ Klares Statement, was Falkenhain heute zum dienstältesten Mitarbeiter im ProfiCamp der Eintracht macht. 


Wohn- und Torgemeinschaft 
Dass Olaf Janßen gerne mit Mannschaftskollegen zusammenlebt, beweist dieses Bild, das ihn staubsaugend zeigt, während Mitbewohner Uwe Schneider (16 Bundesligaspiele für die Eintracht) die Füße hochlegt. In der Saison zuvor ist es Thomas Epp, der sich die Bude mit dem heutigen Trainer von Drittligist Viktoria Köln teilt. Die beiden kochen nicht nur zusammen, sondern schießen auch gemeinsam ein Tor. Dritter Spieltag gegen die Stuttgarter Kickers: Janßen schießt, Epp touchiert die Kugel – 1:0, der dritte Sieg in Serie ist besiegelt. Janßen fordert grinsend: „Die Wohngemeinschaft Janßen/Epp sollte in die Torschützenliste eingetragen werden.“ 


Jeder darf mal ran 
Da das besagte Wohngemeinschaftstor Olaf Janßen zugeschrieben wird, ergibt sich nach vier Spieltagen die kuriose Situation, dass die sechs Tore von sechs verschiedenen Spielern erzielt wurden. Epp, Güntensperger und Gebhardt trafen gegen Düsseldorf, während Sobotzik, Janßen und Kutschera die 1:0-Siege in Wattenscheid, gegen die Stuttgarter Kickers und in Cottbus herausschießen. Beim anschließenden 4:1 gegen Nürnberg zielen neben Güntensperger (2) auch Houbtchev und Weber genau, sodass acht verschiedene Akteure zur vollen Punktzahl nach fünf Spieltagen beigetragen haben. Insgesamt treffen in dieser Saison zwar viele Spieler, eine Torflut gibt’s bei Eintracht-Partien jedoch selten – auch weil sich der bis dato einzige Mehrfachtorschütze Urs Güntensperger im darauffolgenden Spiel gegen Freiburg einen Kreuzbandriss zuzieht. 50 Tore am Saisonende bedeuten die zweitschwächste Offensivausbeute in allen sechs Zweitligajahren bisher – trotz bester Platzierung. 


Erst fest, dann Tristesse 
Das gab’s bei Eintracht schon immer. Rauschenden Fußballfesten, gerne gegen einen Verein aus der bayerischen Landeshauptstadt, folgten unnötige Niederlagen gegen Oberhausen, Uerdingen oder Augsburg. Nach dem starken 3:0 Ende September gegen den Bundesligisten Werder Bremen im DFB-Pokal ahnt Olaf Janßen schon: „Das Punktspiel am Sonntag in Jena wird viel schwerer. Das ist ein weiterer Baustein auf dem Weg nach oben. Dieser Gegner hat eine absolut andere Einstellung als die Bremer. Die sind ganz anders motiviert. Das wird wieder eine richtige Prüfung für uns.“ Wurde es. Endstand: 2:1. Für Carl-Zeiss Jena, die später abstiegen. 


Gegen Charly 
Ja, neben Rainer Falkenhain (Punkt 3) war auch er mal weg. 20 Jahre Spieler, dann auf verschiedenen Trainer- posten tätig, mittlerweile seit zwei Jahrzehnten Chef der Fußballschule und Traditionsmannschaft (seit 2007). Dazwischen, nach seiner Demission als Cheftrainer der Eintracht im März 1996, ist Karl-Heinz Körbel tatsächlich relativ weit weg vom Eintracht-Kosmos. Unter anderem coacht er den FSV Zwickau – und trifft mit den Ostdeutschen kurz vor der Winterpause auf die Eintracht. Die Partie endet 1:1. Zwickau steigt später ab, schon im Rückrundenspiel ist Körbel jedoch nicht mehr tätig beim FSV. Übrigens: Der Rekordbundesligaspieler wollte im Winter einen gewissen Ansgar Brinkmann nach Sachsen holen. Ist ihm nicht gelungen. Siehe Punkt 8. 


Busfahrer, Bezirksliga, Brinkmann 
„Ich bin mit 0 Euro in die Karriere gegangen und mit einem Minus rausgegangen.“ Durch knackige Sprüche ist Ansgar Brinkmann in seiner Laufbahn fast genauso bekannt gewesen wie für seine Fußballkünste, die ihm den Spitznamen „Der weiße Brasilianer“ einbrachten. Als er auf der Weihnachtsfeier des Oberligisten BV Cloppenburg in Sachen fußballerischer Qualifikation keinen Unterschied zwischen dem Trainer und dem Busfahrer sieht, ist Brinkmann plötzlich nur noch Bezirksligaspieler und läuft gegen Petroleum 88 Garrel auf. Was seinem Selbstbewusstsein keinen Abbruch tut, denn wenige Tage später sitzt er als Spieler von Eintracht Frankfurt vor den Journalisten und sagt: „Ich will die Mannschaft nicht ergänzen, sondern verstärken.“ „So einen Typen brauchen wir jetzt“, kommentiert Horst Ehrmantraut. Brinkmann hält Wort, absolviert alle Spiele der verbleibenden Saison und hat seinen Anteil am Aufstieg. Seine Verbundenheit zur Eintracht ist ungebrochen, nach dem Europapokalsieg im vergangenen Jahr wird er tief in der Nacht nach dem Empfang auf dem Römer mit Martin Hinteregger gesehen. Könnte sein, dass sie ein Glas Wasser zusammen getrunken haben. 


15 Für 1,5 Millionen 
Apropos Zugänge. Die Eintracht war nach dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte und Rang sieben im ersten Zweitligajahr finanziell nicht auf Rosen gebettet, muss in der Transferpolitik improvisieren. Grob überschlagen kommen im Sommer 15 neue Spieler für 1,5 Millionen D-Mark. Ehrmantraut sagte über Namen wie Zampach, Kutschera, Epp und auch Brinkmann: „Alle hatten Probleme, einen ordentlichen Verein zu finden. Aber ich war mir sicher, dass es passt“. Hat gepasst. 


10 16 Meter weniger, 16 Tore mehr 
Hotte, wie Trainer Horst Ehrmantraut genannt wurde, hatte sicherlich die eine oder andere ungewohnte Herangehensweise, wie diese und die nächsten zwei Geschichten beweisen. Im Sommertrainingslager absolviert die Eintracht ein Testspiel auf einem Dorfsportplatz. Ehrmantraut ermittelt per Messrad, dass in der Breite 16 Meter zum normalen Trainingsplatz fehlen. Die Partie endet 16:0. Zufall? 


11 Eine Busfahrt, die ist lustig, ... 
... eine Busfahrt, die ist schön. So lautet ein alter Liedtext. Und diese Busfahrt ist besonders schön, wenn man zweimal am Tag denselben Weg hin- und zurückfährt. Reine Vorsichtsmaßnahme, dass Horst Ehrmantraut den Busfahrer vor den Auswärtsspielen regelmäßig den Weg vom Hotel zum Stadion vormittags schon mal abfahren lässt. „Der Ablauf muss immer genau stimmen.“ 


 12 Der Gartenstuhl 
Ein Trainer auf einem Gartenstuhl aus Plastik, gekauft für 19 D-Mark im Baumarkt? Und das in der Zweiten Liga? Kein Problem für Horst Ehrmantraut, der eine bessere Sicht auf das Geschehen während der Heimspiele haben wollte. Eine mit Leder bezogene Sitzgelegenheit braucht Hotte nicht. „Ich bat Rainer Falkenhain, mir aus dem nächsten Baumarkt das billigste Modell eines Gartenstuhls zu besorgen.“ Gesagt, getan. Noch heute steht das gute Stück im Eintracht-Museum. 


13 Bistroeröffnung im Nebel 
Im Interview mit der „Eintracht vom Main“ vor fünf Jahren erzählt Thomas Zampach: „Ich werde nie einen Mannschaftsabend im Trainingslager in Seefeld vergessen, der uns zusammengeschweißt hat. Ich lag damals mit Urs Güntensperger auf dem Zimmer und der Urs sagte mir schon drei Tage vorher: Am Mittwoch ist Bistroeröffnung. Wir sind immer mit den Fahrrädern zum Trainingsplatz gefahren und ich habe mich stets im Ort umgeschaut, wo denn nun dieses Bistro sein soll. Dann kam dieser besagte Mittwoch und Urs sagte wieder: Heute Abend ist Bistroeröffnung. Dann komme ich nach dem Abendessen hoch aufs Zimmer und dann saßen da zehn Leute. Da war klar: Das Bistro wird auf unserem Zimmer eröffnet.“ Ralf Weber erwidert in jenem Interview: „Du konntest uns gerade noch durch die Nebelschwaden sehen.“ 


14 Webi-Watching 
Englische Scouts und Offizielle von Arsenal und Chelsea wollen unterdessen klare Sicht auf Ralf Weber haben. Sie plaudern am Rande von mehreren Spielen mit Präsident Rolf Heller und Schatzmeister Gaetano Patella, fünf Millionen Mark Ablöse sollen im Raum stehen. Wer glaubt, dass das den Kapitän nervös macht, täuscht sich. „Mich verwundert das nur. Ich habe zwei Jahre kein Spiel gemacht. Mich interessiert das überhaupt nicht.“ Der Mittelfeldspieler, der verletzungsbedingt tatsächlich in den Spielzeiten 1995/96 und 1996/97 auf insgesamt nur zwei Einsätze kommt, kristallisiert sich in dieser Saison als Kopf der Mannschaft heraus, erzielt in 33 Pflichtpartien zehn Tore – und bleibt bis zum Karriereende Adlerträger. Vorbildlich! 


15 Der Schmusebär 
Den Wohngemeinschaftstreffer Janßen/Epp gibt’s in der Hinrunde schon (siehe Punkt 4), in der Thomas Epp jedoch nur ein Treffer „regulär“ gelingt. Und das erst zum Hinrundenabschluss im Dezember, als die Lokalpresse dies schreibt: „Er strahlt bisweilen die Gefährlichkeit eines freundlichen Schmusebären aus. Die Kugel will immer dann nicht ins Tor, wenn sie von ihm abgefeuert wurde, egal, ob mit Gefühl oder Wucht, mit links oder rechts.“ In Nürnberg springt Epp nach einer Sobotzik-Ecke am höchsten, köpft ein und entscheidet die Partie zugunsten der Eintracht beim Spitzenreiter. 


16 Gütersl-Oho 
Klein, aber oho. Das ist der FC Gütersloh 1997/98! Schaut man heute auf die Fußballlandkarte, finden sich einige damalige Zweitligisten nur noch in fünftklassigen Ligen wieder. Darunter auch ein Verein, der in seiner Vita lediglich drei eingleisige Zweitligajahre stehen hat, zwischendurch aufgelöst werden musste und seit knapp über zwei Jahrzehnten nur noch höchstens viertklassig spielt – aber 1997/98 die mit Abstand beste Saison der Vereinsgeschichte absolviert: der FC Gütersloh. Drei Spieltage vor Schluss sind die Ostwestfalen sogar noch Dritter, am Ende springt Rang fünf heraus. Nur fünf Mal wird das Team bezwungen – und auch die Adlerträger beißen sich bei den zwei Nullnummern die Zähne aus. Ach ja, der FCG hat damals einen Medienberater. Ob Heribert Bruchhagen sich damals schon vorstellen kann, fünf Jahre später Vorstandsvorsitzender von Eintracht Frankfurt zu werden? 


17 Das liebe Geld 
Die finanzielle Situation der Eintracht ist in dieser Saison immer wieder ein Thema. Da flattern auch mal Schreiben vom DFB ins Eintracht-Haus, der darauf aufmerksam macht, dass kommende Transfererlöse zur Schuldentilgung und nicht für neue Investitionen verwendet werden dürfen. Daraus ergeben sich teils kuriose Dinge. Ein Maurizio Gaudino wird auch aus monetären Gründen nicht verpflichtet, Ansgar Brinkmann wird „extern finanziert“, Adrian Dashi wird zu einem ungewöhnlichen Zeitpunkt (im November) nach Verl transferiert und weitere Anekdoten, wie die nächste zum Thema Amateure. 


18 Überraschend Profi 
Lediglich 36 Einsatzminuten in dieser Zweitligasaison hat Burhanettin Kaymak auf dem Buckel, als Ende Februar die Partie bei den Stuttgarter Kickers ansteht. Thomas Zampach und Alexander Schur sind gelbgesperrt, der 2:1-Zittersieg gegen Wattenscheid zuvor offenbarte zudem einige Schwächen. Was tun, Hotte?! In der Hinterhand hat der Chefcoach lediglich Vertragsamateure, nur deren drei dürfen laut DFB jedoch gleichzeitig auf dem Platz stehen. Mit den zum Stammpersonal gehörenden Gebhardt und Brinkmann sind zwei Optionen schon aufgebraucht. Sollten diese beiden Akteure einen Profivertrag unter- schreiben, verursachen sie ebenso wie Jonathan Sawieh oder Sead Mehic eine Ablöse. Also unterzeichnet Burhanettin Kaymak, über viele Jahre Stammspieler der U23, das begehrte Arbeitspapier. Und hilft über die volle Distanz mit, den wichtigen 3:2-Auswärtssieg sicherzustellen. Fun Fact: Das 0:1 ist eine Co-Produktion von Sawieh und Doppeltorschütze Brinkmann ...

 

19 Überraschend nicht Profi 

Am 14. Februar 1980 wird Henry Nwosu 18 Jahre. Der hochtalentierte Nigerianer, der später auch einen deutschen Pass erhält, war aus Lodz in die U19 der Eintracht gekommen und soll nun – da er volljährig ist – für die Profis freigeschaltet werden. Der Hessische Fußball-Verband verweigert ihm jedoch die Spielberechtigung mit dem Verweis auf die HFV-Jugendordnung, in der kein Spieler aus dem jüngeren A-Jugendjahrgang in einer Seniorenmannschaft spielen dürfe. Die Eintracht pocht auf die Volljährigkeit, der Rechtsweg wird jedoch nach reiflicher Überlegung nicht eingeschlagen. Nach dem Aufstieg kommt Nwosu zu einigen Kurzeinsätzen in der Bundesliga, schnürt später nochmal einen Dreierpack in der Oberligamannschaft gegen die U23 von Kickers Offenbach und wechselt schließlich 2002 nach Mannheim. 


20 Keine Reeperbahn 
„Ich hoffe, dass unser Aufstieg am Montag feststeht und dass der Trainer uns nach dem Spiel frei gibt, damit ich den Jungs die Reeper- bahn zeigen kann“, sagt Thomas Sobotzik vor dem 31. Spieltag, als die Eintracht an seiner alten Wirkungsstätte auf St. Pauli antritt. Klappt nur leider nicht, da die Adlerträger mit 0:2 verlieren. 


21 Ein Spiel dauert 89 Minuten 
Showdown am drittletzten Spieltag gegen den 1. FSV Mainz 05, der Aufstieg kann klargemacht werden. Nach zehn Minuten gibt’s Freistoß für die Eintracht im Halbfeld. Ralf Weber sieht, dass FSV-Torhüter Stephan Kuhnert noch die Mauer stellt und schießt aus 25 Metern zum 1:0 ein. Dass die Eintracht eine 2:0-Führung hergibt und es mit einem 2:2-Spielstand in die Schlussphase geht – geschenkt. Zumal Schiedsrichter Weiner 39 Sekunden vor Schluss abpfeift, die ungeduldig an der Tartanbahn wartenden Fans stürmen das Spielfeld. Die Party kann beginnen! 


22 Torschütze Uwe Bindewald 
Uwe Bindewald hat in 442 Profispielen für Eintracht Frankfurt acht Tore geschossen, im Schnitt also seltener als einmal pro Jahr getroffen. In dieser Saison absolviert er zum einzigen Mal in seiner Karriere alle Punktspiele, eine Bude ist ihm aber noch nicht vergönnt. Letzter Spieltag, die Eintracht ist schon aufgestiegen, der Sieg gegen Fortuna Köln angesichts der 3:1-Führung nach 80 Minuten auch zum Greifen nah. Da gibt es Elfmeter für die Gastgeber. Weil der etatmäßige Kapitän Ralf Weber krank ist, fordern die Fans mit Sprechchören seinen Stellvertreter. „Binde“ tritt an, verwandelt und erzielt damit das letzte Eintracht-Tor der Saison 1997/98! 


23 Zampach zieht blank 
Es ist die Szene nach dem letzten Spiel gegen Fortuna Köln im Waldstadion: Thomas Zampach zieht blank! Im Interview vor fünf Jahren erklärt er: Man kann sich das gar nicht vorstellen, was da in einem vorgeht. Das Erreichen des letzten Ziels, der Zweitliga-Meisterschaft, war eine Riesenbefreiung. Und wenn man schaut, was die Fans in dieser Saison alles auf sich genommen haben, wie sie uns auswärts unterstützt haben, in Cottbus, in Wattenscheid ... da waren gefühlt mehr Frankfurter als Heimpublikum. Du läufst deine Runde und wirfst dein Trikot zu den Fans und deine Stutzen und dies und das, vermutlich hätten sie auch meinen Kaugummi genommen. Die Euphorie war so groß, irgendwann hatte ich nur noch meine Hose und die Fans sagten: Dann gib halt noch die Hose. Du guckst in die Augen der Leute und denkst: Ihr habt alles gegeben für uns, jetzt gebe ich euch alles zurück. Ich werde immer wieder gefragt, ob das eine Wette war, aber das ist Blödsinn, es ist einfach aus der Situation geboren. Wenn das heute einer macht, wird er ein halbes Jahr von der DFL gesperrt. Dafür hätte er dann aber drei Unterhosenfirmen als Werbepartner.“ 


24 Die zweite Meisterschaft 
Entgegen anders lautenden Berichten ist Eintracht Frankfurt doch nicht nur einmal Meister geworden. Aber keine Angst, liebe 59er, ihr seid die einzig wahren Champions! Nichtsdestotrotz: Bei allen weiteren Bundesligaaufstiegen 2003 (3.), 2005 (3.) und 2012 (2.) reicht es nicht zur Meisterschaft, nur eben 1998. 


25 318 Tage zweite Liga 
Die Saison 2020/21 stand natürlich unter dem Einfluss von Corona und dem späten Start, dadurch dauerte sie lediglich 246 Tage. Eine viel größere Zeitspanne liegt zwischen dem ersten (25. Juli 1997) und letzten Spieltag in Liga zwei 1997/98 (7. Juni 1998): 318 Tage, erst drei Tage vor dem ersten WM-Spiel ist Feierabend. Die „Eintracht vom Main“ wünscht sich derweil wie jeder andere Fan auch, dass die Zweitligazeit bei Eintracht Frankfurt für immer Feierabend hat. Zumindest im Fußball, im Tischtennis sind wir ja zum Glück auf einem guten Weg dorthin (siehe Seiten 55 ff.)!