„Wenn du Typen wie Timmy im Team hast…“
Jens Grahl hat in seiner Profikarriere schon viele Stationen durchlaufen. Angefan- gen beim VfB und den Kickers in Stuttgart, über Fürth nach Hoffenheim und Paderborn. Bei der Eintracht hat der 34-jährige Torhüter im Sommer 2021 unter- schrieben – und unlängst seinen Vertrag bis 2026 verlängert. Vor allem, weil er sich im Herzen von Europa „pudelwohl“ fühlt. Über das Klima im Torhüterteam, Höhen und Tiefen seiner Laufbahn, die Entwicklung des Torwartspiels und sein Adler-Tattoo hat er im „Eintracht vom Main“-Podcast gesprochen.
Interview: Jan Martin Strasheim
Bilder: Jan Hübner, Max Galys, imago images
Jens, Anfang des Jahres hast du deinen Vertrag bei der Eintracht verlängert. Was war das Besondere an dieser Vertragsverlängerung?
Ich hatte davor noch eineinhalb Jahre Vertrag. Trotzdem kam Markus Krösche so früh auf mich zu und wollte den Vertrag vorzeitig verlängern. Das ist natürlich eine riesige Wertschätzung für mich. Als es zur Unterschrift kam, habe ich alles Revue passieren lassen. Ich habe schließlich für Eintracht Frankfurt meine Heimat verlassen. Dass ich so ein Feedback bekomme, hat mich einfach richtig mitgenommen. Der größte Punkt für mich war, dass das wahrscheinlich mein letzter Vertrag als Profi gewesen sein wird. Wenn der Vertrag ausgelaufen ist, habe ich 20 Profijahre hinter mir – das ist eine lange Zeit. Da sind bei mir schon ein paar Tränen geflossen.
Auch wenn du als etatmäßige Nummer drei nicht viele Einsatzzeiten hast, bist du recht verwachsen mit dem Klub. Was macht für dich denn die Eintracht aus?
Schon wie ich aufgenommen wurde, war außergewöhnlich. Es ist klar, dass man bei einem neuen Verein, einem neuen Arbeitgeber, ein bisschen nervös ist. Aber hier war das direkt wie nach Hause zu kommen, wie Familie. Als ich Timmy das erste Mal gesehen habe, hat er mir gleich mal einen blöden Spruch um die Ohren gehauen. Da dachte ich direkt: „Hier fühle ich mich wohl“. Das ganze Umfeld, die ganze Region lebt für den Verein. Der ganze Mitarbeiterstab ist wie eine große Familie. Ich fühle mich pudelwohl hier.
Man sagt normalerweise, dass der Torwart Nummer drei sehr unzufrieden sei. Bist du der glücklichste dritte Torwart der Welt?
Natürlich will man spielen. Aber es ist wichtig, seine Rolle anzunehmen. Es bringt mir nichts, jeden Tag Trübsal zu blasen, sondern ich gebe auf und neben dem Platz das Beste, was ich kann. Man sieht, dass es ganz schnell gehen kann. Ich durfte im vergangenen Jahr einmal ran. Man muss auf alles vorbereitet sein. Natürlich ist man nicht der Glücklichste als dritter Torwart, aber wenn man seine Rolle akzeptiert und alles dafür gibt, dann muss man an dem Tag, an dem man spielen darf, auch bereit sein. Das mache ich.
„Als ich Timmy das erste Mal gesehen habe, hat er mir gleich mal einen blöden Spruch um die Ohren gehauen. Da dachte ich direkt: Hier fühle ich mich wohl.“ – Jens Grahl –
In Berlin kam dieser Tag im vergangenen Jahr, bei Union. Wir hatten ein extrem anstrengendes, aber auch erfolgreiches Spiel in Barcelona hinter uns, sind müde an die Alte Försterei gefahren und haben dort 0:2 verloren. Dank dir, das muss man sagen, gab es keine Klatsche. Du hattest aus der kalten Hose heraus einige gute Szenen. Wie war es für dich, ausgerechnet in so ein Spiel reinzukommen?
Das war nach dem Erfolg in Barcelona schwierig. Man hat den Jungs angemerkt, dass sie alle platt waren. Blöd gesagt, waren sie wahrscheinlich auch nicht top motiviert, weil wir in der Europa League einen Schritt weitergedacht haben. Ich wurde da einfach ins kalte Wasser geschmissen. Das ist das, was ich vorhin gesagt habe – dafür trainiert man. Ich habe mich natürlich riesig gefreut. Die Anspannung war da, aber die vergeht mit dem Anpfiff. Vor dem Spiel im Hotel macht man sich noch viele Gedanken, was passieren könnte. Aber das ist natürlich Blödsinn, weil am Ende kommt es sowieso anders, als man denkt. Mit dem Anpfiff sind die Sorgen vergessen.
Jan Zimmermann, unser Torwarttrainer, hat schon mehrfach gesagt, dass du eine sehr positive und professionelle Art hast und dass sich die Jungen an dir anlehnen können. Mit Kevin Trapp hast du einen Torwartkollegen, der laut Markus Krösche aktuell der beste deutsche Torwart ist. Würdest du diese Einschätzung teilen?
Würde ich so unterschreiben, ja.
Was macht ihn aus deiner Sicht aktuell so stark?
Kevin bringt einfach alles mit. Er hält Weltklasse-Bälle, hat die Persönlichkeit, die ihn auch als Mannschaftsführer auszeichnet. Er ist Vizekapitän und dabei ganz wichtig für die Mannschaft. Für mich ist er einer der Besten, wenn nicht sogar der Beste, mit dem ich je zusammenarbeiten durfte. Deswegen bin ich froh, dass wir uns auch so gut verstehen. Er ist einfach ein geiler Typ.
Du hast mit Torhütern wie Casteels, Langerak, Zieler oder Kobel zusammengearbeitet.
Ja, auch mit Tim Wiese und Timo Hildebrand. Das waren alles sehr gute Torhüter.
Immer professionell, immer gut drauf, das ist dein Naturell. Auch in schwierigen Situationen voranzugehen und junge Torhüter zu führen. Diant Ramaj ist ein gutes Beispiel, das ist ein Junge, der vor Selbstvertrauen strotzt. Musst du den auch manchmal wieder runterholen?
Ich will ihn gar nicht runterholen, das ist seine Art. Manche kommen damit zurecht, manche nicht. Ich komme sehr gut mit ihm zurecht, wir sind beide auch aus derselben Gegend. Wir verstehen uns richtig gut und ich will ihn gar nicht stoppen. Der soll sein Ding machen, da- mit ist er bisher gut gefahren und ich denke, er wird noch für Furore sorgen in den nächsten Jahren.
Wir haben bei der Doppelparade in Freiburg gesehen, was in ihm steckt. Wie würdest du sein Torwartspiel charakterisieren? Seid ihr alle drei ein bisschen unterschiedlich?
Jeder Torwart hat seine Eigenarten. Bei Diant würde ich hervorheben, dass er überragende Bälle mit dem Fuß spielen kann, zum Beispiel Chipbälle. Aber er kann auch aus dem Stand heraus gefühlt zum anderen Tor schießen. Das ist schon auch eine Eigenschaft, die eine Mannschaft noch einmal nach vorne treiben kann. Mit einem langen Ball hinter die Kette zum Beispiel.
Du kamst aus Stuttgart nach Frankfurt und hast früher beim VfB gespielt. Da war auch dein Herz, oder?
Ja. Ich komme aus Stuttgart, ich stand dort früher auch als Fan in der Kurve. Für mich war das richtig geil, dass ich dort den Vertrag unterschrieben habe, weil es in meiner Heimat war. Mir war es leider nicht vergönnt, dort im Neckarstadion ein Spiel zu machen. Ich komme direkt aus Bad Cannstatt, das ist mein Zuhause.
Das heißt, dein Herz blutet aktuell auch ein bisschen, wenn der VfB im Tabellenkeller steht. Ist das noch so emotional für dich, oder schlägt dein Herz schon eher auch für die Eintracht? Nicht nur beruflich ...
Ich muss schon sagen, dass die vergangenen eineinhalb Jahre hier schon sehr intensiv waren. Ich identifiziere mich zu 100 Prozent mit der Eintracht. Ich hätte nicht gedacht, dass das so schnell geht. Was hier los ist, ist wirklich Wahnsinn. Ich fühle mich richtig wohl. Aber klar, mit einem Auge schaue ich natürlich immer nach Stuttgart. Der VfB ist ein Traditionsverein, der auf jeden Fall in die Bundesliga gehört. Sie sollen schon drinbleiben.
Bei den Stuttgarter Kickers in Degerloch hast du auch gespielt ...
Genau. Der klassische Wechsel! Wenn es beim VfB in der Jugend nicht gereicht hat, dann wechselt man zu den Stuttgarter Kickers (lacht). Ich hatte damals eine Knieverletzung, war ein Jahr raus, dann wurde ich aussortiert. Ich war aber froh darum, zu den Kickers zu können. Ich hatte eine richtig gute Zeit und habe von dort aus den Sprung ins Profigeschäft geschafft. Deswegen habe ich mit dem Weg dorthin alles richtig gemacht.
„Für mich ist er einer der Besten, wenn nicht sogar der Beste, mit dem ich je zusammenarbeiten durfte. Deswegen bin ich froh, dass wir uns auch so gut verstehen. Er ist einfach ein geiler Typ.“ – Jens Grahl über Kevin Trapp –
Du hast dir, unabhängig von der Eintracht, den Adler ziemlich breit auf den Rücken tätowieren lassen. Was bedeutet das für dich?
Mir wurde vorgeworfen, dass ich schon wusste, dass ich nach Frankfurt wechsle und mir deshalb den Adler stechen ließ. Das stimmt natürlich nicht. Der Adler war früher schon mein Lieblingstier. Ich war mit meiner Frau damals in Stuttgart beim Falkner und durfte den Adler aus der Nähe betrachten. Dann dachte ich mir: „Den haue ich mir auf den Rücken, den finde ich geil.“ Dass das mit der Eintracht fünf Monate später kam, war vielleicht Karma (lacht).
In den mittleren 2000er Jahren hast du in Fürth gespielt. Wie blickst du auf diese Zeit zurück?
Das war meine erste Profistation damals mit 17 Jahren. Da war natürlich alles neu und aufregend. Ich durfte bei den Profis trainieren und habe in meinem ersten Jahr neben der Jugend schon in der zweiten Mannschaft gespielt. Für meine Entwicklung war das super. Ich hatte, bis das Angebot aus Hoffenheim kam, tolle drei Jahre in Fürth. Der Aufstieg war uns leider nicht vergönnt. Wir lagen ein paar Mal hintereinander auf Platz vier oder fünf.
Dann ging es nach Hoffenheim. Das war in der Zeit, als die TSG gerade in die Bundesliga aufgestiegen war.
Insgesamt habe ich sieben Jahre in Hoffenheim gespielt, meine bisher längste Karrierestation. Ich kam damals im ersten Hoffenheimer Bundesligajahr. Ralf Rangnick war Trainer und ich habe zum ersten Mal gesehen, was es für einen Unterschied zwischen der Zweiten Liga und der Bundesliga gibt. Das war für mich ein Riesenschritt. Im neuen Trainingszentrum ging alles viel professioneller zu. Als ich ein Jahr nach Paderborn ausgeliehen wurde, war das erneut ein großer Unterschied von den Trainingsbedingungen her.
In Paderborn haben wir als Eintracht Frankfurt keine guten Erfahrungen gemacht. 2011/12 haben wir gegen Roger Schmidt in der Zweiten Liga 1:4 verloren. Markus Krösche hat damals auch schon in Paderborn gespielt.
Daher kenne ich ihn. Wir hatten ein sehr gutes Team, für mich persönlich war das aber eine sehr schwierige Zeit. Ich habe mich frühzeitig in der Saison schwer verletzt und bin mit einem Meniskusschaden direkt sieben bis acht Monate ausgefallen. Ich habe meine Reha damals in Stuttgart gemacht und war deshalb so gut wie nie da. Da kam mir ein paar Mal der Gedanke, mit Fußball aufzuhören, weil es mich so genervt hat. Aber ich hatte das Glück, dass mich Zsolt Petry, damals Torwarttrainer in Hoffenheim, wieder aufgebaut hat.
Auch psychisch?
Auf jeden Fall! Das war das Wichtigste. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich mit meinem Mindset beschäftigt und die negativen Gedanken weggeschoben. Da habe ich meine positive Art entwickelt. Im Endeffekt hat mir die Zeit geholfen, der zu werden, der ich jetzt bin. Aber da muss man dann durch.
Das würde wahrscheinlich auch Martin Daxl, unser Potenzialtrainer, so sehen. Würdest du sagen, dass er eine wichtige Bedeutung für den Klub hat?
Ja, natürlich. Das ist auch etwas, mit dem ich mich selbst sehr viel beschäftige. Das Mindset und die Potenziale, die man selbst hat. Manchmal redet man sich selbst schlecht, obwohl das gar nicht stimmt. Man sagt häufig so etwas wie „Ich kann das nicht“. Aber man kann das! Man muss es vielleicht am Anfang häufiger versuchen, vielleicht auch wochenlang. Aber irgendwann schafft man es. Deswegen ist es sehr wichtig, was Martin macht. Wir kriegen auch individuelle Pläne, das hilft uns sehr.
Gerade im Torwartteam ist es wichtig, dass ihr euch unterstützt. Natürlich hat jeder den sportlichen Ehrgeiz zu spielen. Aber man hat das Gefühl, dass ihr eine sehr homogene Truppe seid.
Absolut. Ich finde, dass man sich unter solchen Bedingungen wie jetzt gerade am besten weiterentwickelt. Jan Zimmermann macht gerne interne Wettkämpfe. Diese pushen einen selbst auch und man will sich immer weiter verbessern. Wenn Kevin 55 Zentimeter hoch springt, will Diant 56 Zentimer hoch springen, oder umgekehrt. Das ist immer ein Wettbewerb, der aber trotzdem auf einer freundschaftlichen Ebene stattfindet. Wir verstehen uns alle gut. Da hatte ich schon ganz andere Kaliber. Wenn die Nummer eins und zwei sich ständig aneinander reiben, kann das einen weiterbringen, wenn man der Typ dafür ist. Für mich ist es immer besser, wenn man ein positives, ein gutes Verhältnis miteinander hat.
Also nicht wie 2006 bei Oliver Kahn und Jens Lehmann. Das kann mal für ein Turnier gut gehen, aber nicht auf Dauer, oder?
Oli hat damals beim Elfmeterschießen gegen Argentinien Jens die Hand gegeben. Das war ein Zeichen von Größe. Er hat die Mannschaft über sein Ego gestellt, das ist das Wichtigste. Der einzelne Spieler kann das Spiel nicht alleine gewinnen. Wenn du der beste Spieler bist, dich aber alle hassen, bringt das auch nichts. Nicht auf Dauer.
Das Torwartspiel hat sich total verändert. Was glaubst du, wohin die Reise im Torwartbereich geht? Wie wird das Torwartspiel der Zukunft aussehen?
Der Torwart ist der elfte Feldspieler. Du musst eigentlich immer anspielbereit sein und den Überblick haben. Du darfst seit langem den Ball nicht in die Hand nehmen, wenn er zurückkommt, sondern musst mit den Füßen auch was anfangen können. Das entwickelt sich immer weiter. Es gibt Mannschaften wie zum Beispiel Magdeburg, bei denen der Torwart quasi an der Mittellinie spielt. Das finde ich sehr riskant. Es kann sein, dass es sich weiter dahin entwickelt. Ich hoffe das nicht, weil ich finde, dass das Bällehalten stets im Vordergrund stehen muss. Das Fußballspiel wird allgemein immer schneller, von den Schüssen her immer präziser. Da muss man wahrscheinlich mehr am Abdruck arbeiten. Ich lasse mich überraschen und gehe auf jeden Fall den innovativen Weg mit.
Fußballerisch ist Diant Ramaj da schon sehr weit, oder?
Absolut. Ihn könntest du locker auf der Zehn spielen lassen. Diant würde das, wenn man es ihn ein bisschen trainieren lässt, sicher auch sehr gut machen. Das wird auf jeden Fall immer wichtiger. Kevin Trapp spielt auch super Bälle hinten raus. Aber Jens Lehmann hat das moderne Torwartspiel mitrevolutioniert. Jürgen Klinsmann hat sich damals für Lehmann entschieden, weil er mit der erste Torhüter war, der diesen modernen Weg als elfter Feldspieler in sich hatte. Manuel Neuer hat das auf eine ganz andere Stufe gehoben. An ihm haben sich dann auch ganz viele Torhüter orientiert.
Wer hat dich auf deinem Weg am meisten geprägt?
Ich muss sagen, dass mich die eineinhalb Jahre, die ich hier bin, sehr weitergebracht haben. Jan Zimmermann ist ein außergewöhnlicher Torwarttrainer. Er steckt hier so viel Arbeit für uns rein – seine Frau muss manchmal denken, dass er anstatt mit ihr mit uns verheiratet ist (lacht). Er hat immer ein offenes Ohr und ist echt ein Wahnsinns-Typ, mit dem ich mich auch privat sehr gut verstehe. Aber auch zu Hoffenheimer Zeiten war Zsolt Petry vor allem mental eine große Unterstützung für mich. Auch mit Michael Rechner, der jetzt zu den Bayern gegangen ist, habe ich eng zusammengearbeitet. Ich konnte mich von jedem inspirieren lassen und habe mir dann überlegt, was ich für mich mitnehmen will und was vielleicht auch nicht. Von fast allen meinen Torwarttrainern habe ich etwas mitgenommen.
Auch von Torhüterkollegen?
Natürlich. Von Stefan Loboué, heute Torwarttrainer bei uns im Nachwuchs und damals mein Mitspieler in Fürth, habe ich mir zum Beispiel die eher extrovertierte Art abgeschaut, weil ich früher eher introvertiert war und nicht so sehr aus mir herausgegangen bin. Timo Hildebrand hatte eine sehr professionelle Art, im Kraftraum zu arbeiten, und war ein außergewöhnlicher Torwart. Damit war er auch ein Vorbild für mich, als ich beim VfB in der Jugend gespielt habe. Der VfB war bekannt dafür, dass viele gute Torhüter rauskamen. Mit Timo, Bernd Leno, Sven Ulreich oder Jens Grahl (lacht).
Wie siehst du Simon Simoni?
Für ihn ist hier alles neu. Er hat mir mal erzählt, dass er noch nie wirklich Torwarttraining hat- te. Dann kommt er zu uns und Zimbo (lacht). Für Zimbo braucht jeder Torwart etwas Besonderes. Das hat Simon natürlich auch. Er muss sich erst einmal an alles gewöhnen. Hier ist alles ganz anders, viel schneller, viel professioneller. Aber ich denke, er orientiert sich gut an uns anderen. Von ihm werden wir auf jeden Fall noch einiges hören.
Du bist in der Zukunft auch als Trainer im Torwarttrainerteam von Zimbo mit vorgesehen. Gibt’s da schon eine klare Absprache?
Nein, noch nicht. Ich denke, dass ich in der Jugend starten werde. Ich habe jetzt schon das Vergnügen, in der U16 reinzuschnuppern, ein paar Einheiten zu leiten. Da sehe ich mich auch. Ich bin nicht der Typ, der den ganzen Tag im Büro sitzt, wobei das Zimbo schon oft macht (lacht). Ich sehe mich auf dem Platz mit den Torhütern arbeiten. Ich mache gerade auch den Feldspieler-Trainerschein. Ich denke aber, dass ich eher für die speziellen Typen, die Torhüter, da bin.
Apropos spezielle Typen: Im Sommer warst du mit Kevin Trapp auf einem Böhse-Onkelz-Konzert. Ihr seid euch also auch musikalisch einig.
Da haben wir mit Martin Spohrer, einem unserer Athletiktrainer, den Richtigen mitgenommen. Ich finde die Musik von den Onkelz schon cool und habe sie auch früher schon gehört. Ich stehe auf Rockmusik. Das Konzert war echt geil, wir haben groß abgefeiert. Es war mir eine große Ehre, die Band im Backstagebereich kennenlernen zu können. Wir waren zehn Spieler und Staffmitglieder, ein cooles Erlebnis.
„Jan Zimmermann ist ein außergewöhnlicher Torwarttrainer. Er steckt hier so viel Arbeit für uns rein – seine Frau muss manchmal denken, dass er anstatt mit ihr mit uns verheiratet ist.“ – Jens Grahl –
In der Kabine läuft was ganz anderes. Ist das schwer für dich?
Nein. Ich höre auch gerne Latino-Musik, zum Beispiel mit Tuta. Ich bin völlig offen. Kürzlich musste ich mir die Balkan-Musik von Kristijan Jakic anhören. Das finde ich auch cool, da gibt’s viele gute Lieder.
Apache 207 lief nach dem Europa-League-Sieg rauf und runter und spielt auch in unserem Kinofilm eine Rolle. Jens Petter Hauge war derjenige, der das am besten imitieren konnte, oder?
Er musste als Neuzugang singen. Dann kam er auf einmal mit „Roller“ von Apache um die Ecke, das haben wir natürlich richtig abgefeiert. Das hat er auch echt gut gemacht, muss ich sagen.
Ist der Zusammenhalt, das Aufeinanderzugehen und das Integrative das, was Eintracht Frankfurt ausmacht?
Auf jeden Fall. Hier gibt’s keine Sprachbarrieren. Natürlich können ein paar nur wenig Deutsch, aber Englisch ist universell. Auf dem Platz ist es sowieso egal, wie du mit einem redest. Du musst dich einfach blind verstehen. Ich sage immer, man spricht die „Fußballsprache“, die verstehen wir alle. Wir verständigen uns einfach super. Wenn du solche Typen wie Timothy Chandler im Team hast, dann ist die Integration eigentlich sowas von einfach. Ich glaube, wenn du Philipp Max fragst, wie die Integration lief, das war nach zwei Stunden eigentlich gegessen.
Unsere Fans machen das Thema natürlich noch größer und einfacher.
Ja. Die Fans haben uns zum Beispiel nach dem Spiel gegen Hertha herangezogen und uns gesagt, dass am Dienstag danach mit dem DFB-Pokalspiel gegen Darmstadt das wichtigste Spiel des Jahres steigt, bei dem sie wollen, dass wir die Hütte abreißen. Im Endeffekt haben wir das gut gemacht und den wichtigen Sieg mit nach Hause gebracht.