Was macht eigentlich…
…Thomas Epp?
Als die Eintracht in der Saison 1997/98, ein wenig überraschend, die Zweite Liga dominiert und nach zwei Jahren Abstinenz wieder in die Bundesliga aufsteigt, ist Thomas Epp entscheidend beteiligt. Der heute 55-Jährige, der in dieser Spielzeit als Stürmer in 32 Einsätzen vier Tore und fünf Vorlagen verbucht, blickt gerne auf die Zeit am Stadtwald zurück. „Das war im Prinzip eine Mannschaft mit Nobodys. Man hat verschiedene Leute von überall hergeholt. Thomas Zampach, Ansgar Brinkmann oder Thomas Sobotzik. So sind wir Zweitliga-Meister geworden. Ich war in dieser Saison schon auch ein Anker.“ An seinen damaligen Sturmkollegen Christoph Westerthaler, der 2018 überraschend verstorben war, erinnert er sich gerne zurück. „Die Zeit, die wir gemeinsam bei der Eintracht hatten, war zwar nicht lang, dafür aber sehr schön.“
Zuvor hatte Epp schon einige Profi-Stationen hinter sich gebracht. Der gebürtige Bietigheimer, der beim VfB Stuttgart ausgebildet wurde, gab sein Bundesliga-Debüt 1987 für den VfL Bochum. Für den Traditionsverein absolvierte er 86 Spiele, in denen ihm elf Tore gelangen. Er reifte beim VfL zum Stammspieler und zog mit dem Ruhrpottklub 1988 ins DFB-Pokalfinale ein. Der Gegner: Eintracht Frankfurt. Ausgerechnet Epp verursachte den Freistoß, den Lajos Détári direkt zum 1:0-Siegtreffer für die Hessen verwandelte. „Das war für mich natürlich ein bitterer Moment“, erinnert sich Epp. „Im Nachgang ist es kurios, dass Bochum und die Eintracht damals so für mich zusammengelaufen sind.“
Ein Jahr früher konnte Epp Nationalmannschaftsluft schnuppern. Bei der Junioren-WM 1987 erhielt er unter Berti Vogts vier Einsätze, einen davon sogar im Finale. „Ich habe im Endspiel gegen Jugoslawien einen Elfmeter rausgeholt. Durch den konnten wir ausgleichen und am Ende ins Elfmeterschießen kommen.“ Dieses wurde jedoch verloren. „Unser Pech war, dass wir damals gegen eine extrem starke jugoslawische Generation spielen mussten. Ein zweiter Platz ist trotzdem ein großes Erlebnis.“
Junioren-WM, ein verhängnisvolles Foul und ein sensationeller Aufstieg mit der Eintracht
Über die Stuttgarter Kickers und Waldhof Mannheim landete Epp 1997 in Frankfurt und verbrachte zwei Jahre im Herzen von Europa. In der Aufstiegssaison 1997/98 noch eine tragende Säule, konnte er in der darauffolgenden Spielzeit unter Horst Ehrmantraut noch neun Bundesligapartien absolvieren. Nach dessen Entlassung im Dezember 1998 erhielt Epp keine Spielzeit mehr und hatte mit Verletzungsproblemen zu kämpfen. Trotz der persönlichen Unzufriedenheit verbindet er auch eine schöne Erinnerung mit dieser Saison: „Dass wir uns am 34. Spieltag gegen Kaiserslautern mit einem 5:1 noch den Klassenerhalt gesichert haben. Das ist für mich ein sehr schöner Moment, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt leider verletzt war.“
„Danach wollte ich unbedingt noch einmal ins Ausland wechseln“, erinnert sich Epp, konnte dort allerdings sowohl in Österreich (FC Admira Wacker Mödling) als auch Zypern (AEL Limassol, nur drei Monate) nicht mehr an seine Leistungen in Deutschland anknüpfen. Ein Angebot des VfR Kesselstadt aus Hanau, als Spielertrainer zu fungieren, brachte Epp schließlich 2002 auf die Trainertätigkeit. Als Coach stand er lange an der Seitenlinie des SV Erzhausen und Viktoria Urberach, 2015 stieg er in Doppelfunktion (dazu Sportdirektor) mit Hessen Dreieich in die Hessenliga auf. Im Dezember desselben Jahres war dann am Standort der heutigen U21 der Eintracht Schluss.
„Seitdem ist viel passiert“, meint Epp schmunzelnd. „Für mich war klar, dass ich im Frankfurter Raum bleiben will – auch, weil ich hier immer wieder andere Ex-Spieler treffe.“ In Langen eröffnete er eine Fußballschule, in der er sowohl regelmäßige Einheiten mit Kindern aller Altersklassen als auch größere Fußballcamps in den Ferien durchführt. „Man muss sich mich wie einen Tennistrainer vorstellen. Wir machen viel Einzeltraining und wollen die Entwicklung der Spieler über einen längeren Zeitraum begleiten und fördern. Das macht mir großen Spaß. Wenn ich bei der Eintracht im Stadion bin, treffe ich auch häufiger auf meine Schützlinge, das ist für mich wunderschön“, schwärmt er. Ob er sich vorstellen kann, an die Seitenlinie eines Fußballklubs zurückzukehren? „Es ist heutzutage sehr schwierig, noch einmal einen größeren Trainerjob zu bekommen. Aber wenn alles passt, würde ich noch einmal angreifen. Im Moment lasten mich die Kinder aber voll aus.“
Text: Linus Kieser
Fotos: imago images