Next Stop: Play-offs!
Maximale Spannung in der ersten Runde der UEFA Women’s Champions League: Im Finale des Miniturniers kämpfen die Eintracht Frauen über 120 Minuten gegen den italienischen Vize-Meister und sichern sich im Elfmeterschießen gegen Juventus Turin im Deutsche Bank Park das Ticket für die weitere Reise durch Europa. Es geht in die Play-offs! Die EvM hat den emotionalen Tag nachgezeichnet.
Text: Marie Huhn
Fotos: Lucas Körner und Carlotta Erler
Finaltag, 15.58 Uhr zeigt die Uhr, als Stina Johannes die Fäuste geballt zum letzten Sprint des Abends ansetzt. Sekunden darauf ist schon nur noch eine Jubeltraube auf dem Rasen des Deutsche Bank Park zu sehen. Riesige Freude, pure Emotionen. „Vielleicht der emotionalste Moment meiner Karriere“, findet Sophia Kleinherne als eine der ersten nach Abpfiff Worte. „Freudentränen“ stehen nicht nur Coach Niko Arnautis in den Augen. Aber von Beginn an.
Halbfinaltag, 12.58 Uhr: Es ist das erste Mal seit 2016 und gleichzeitig eine Premiere unter dem Adlerdach, dass jene Hymne im Herzen von Europa erklingt, von der wohl jede Spielerin träumt. Die Adlerträgerinnen befinden sich zu diesem Zeitpunkt noch in ihrem Tageshotel. Doch im Stadion am Brentanobad fällt bereits der Startschuss für das Miniturnier, durch das in der ersten Runde der Champions League unter vier Teams jenes gefunden wird, das weiter international träumen darf. Bei sommerlichen Temperaturen haben sich schon einige Fans zusammengefunden, die verfolgen, wie sich der zukünftige Finalgegner der Eintracht schlägt: souverän. Im Duell mit dem kasachischen Vizemeister WFC Okzhetpes lässt Juventus Turin nichts anbrennen und siegt mit 6:0.
17.40 Uhr: Ab auf den Rasen zum Warm-up für das erste Pflichtspiel der neuen Saison für Eintracht Frankfurt. Die Startelf ist bekanntgegeben: In 50 Minuten werden Stina Johannes und Virginia Kirchberger ihr Debüt in der Königsklasse geben. Das Stadion füllt sich immer weiter, knapp 3.000 Fans werden bei Anpfiff da sein und die SGE nach vorne peitschen. Man ist zwar durchaus der Favorit im Duell, unterschätzen wird das Team von Niko Arnautis den Tabellendritten der tschechischen Liga Slovácko aber nicht.
18.30 Uhr: Anpfiff im zweiten Halbfinale des Tages: Eintracht Frankfurt gegen den 1. FC Slovácko. Die internationale Reise der SGE hat offiziell begonnen. Lara Prašnikar haut in der 24. Minute den Ball zum 1:0 volley ins Netz. Auch wenn Dominanz und Chancenvielfalt (am Ende 17:1 Torschüsse) bleiben, soll es der einzige Treffer an diesem Abend sein. „Dass wir heute nicht noch mehr Tore geschossen haben, ist okay, das heben wir uns für Samstag auf“, resümiert Kapitänin Tanja Pawollek nach dem gelungenen Finaleinzug. Und sie sollte nicht ganz Unrecht behalten.
Finaltag, 11.30 Uhr: Drei Tage sind vergangen, die Kräfte aufgetankt, das Erlebte verarbeitet, die neue Aufgabe im Blick: das Finalspiel gegen Juventus Turin. Bei der Busankunft der SGE im Deutsche Bank Park sind die Gesichter fokussiert. Als es zur Platzbegehung zum ersten Mal die Treppen hoch in den Innenraum geht, schwingt aber auch der gewisse Glanz in den Augen mit. Zwei Daumen nach oben zeigt Laura Freigang in die Kamera: Wir haben Bock. Wir lassen uns nicht einschüchtern.
13 Uhr: Der Anpfiff ertönt, beide Teams beginnen konzentriert. Bloß keinen Fehler machen. Chancen gibt es in Halbzeit eins wenige. Der Nackenschlag folgt kurz nach Wiederanpfiff: Bei einem Eckball stimmt die Zuordnung nicht. 1:0 für Juve.
14.31 Uhr: Nicole Anyomi tankt sich auf rechts durch, lässt ihre Gegenspielerin hinter sich, legt quer und findet Lara Prašnikar. Ausgleich! Hatte man sich in den Minuten zuvor etwas schütteln müssen, sind Glaube und Feuer jetzt zurück – und übertragen sich auf die Ränge. Die Partie ist wieder offen, die letzten 25 Minuten der regulären Spielzeit laufen.
14.59 Uhr: 90 Minuten sind vorbei, es geht in die Verlängerung. Die Beine werden merklich auf beiden Seiten schwerer, aber die SGE erhöht das Risiko. Barbara Dunst haut den Ball aus der Distanz an den Querbalken, die Ecke von Hanshaw touchiert den Pfosten, Freigangs Lupfer klatscht an die Innenkante der Latte und aus dem Tor raus. Das Glück fehlt.
15.44 Uhr: Dann eben im Elfmeterschießen: Laura Freigang tritt als Erste gegen Juve-Schlussfrau Peyraud-Magnin an – verwandelt! Im Anschluss geht es hin und her. Erst ist die Eintracht im Vorteil, doch Verena Hanshaw und Tanja Pawollek vergeben. Stina Johannes hält gegen Lineth Beerensteyn. Als letzte Eintracht-Torschützin zielt Carlotta Wamser flach ins linke untere Eck – Peyraud-Magnin verpasst um Zentimeter. Wenn Stina Johannes jetzt die richtige Ecke hat, ist die SGE durch. Und sie hält!
16 Uhr: „Das war Dramatik und Eintracht pur“, fasst Cheftrainer Niko Arnautis am Eintracht-Mikrofon nach Abpfiff zusammen. Sein Team dreht währenddessen Arm im Arm noch die verdiente Ehrenrunde vor den 6.100 Fans – übrigens Rekord bei einem Spiel der ersten Champions-League-Runde. Erleichterung, Freude, Stolz – all das soll noch den ganzen Abend anhalten. Die internationale Reise geht nun weiter mit den Play-offs (Gegner stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest). Es fehlt nur noch ein Schritt bis zur Gruppenphase.
20.25 Uhr: Das Stadion hat sich größtenteils gelehrt, der letzte Pfiff des Turniers ist ertönt. Der 1. FC Slovácko darf sich über ein 3:0 im Deutsche Bank Park im Spiel um Platz drei freuen – und sich feiern lassen. Denn rund 180 Eintracht-Fans sind geblieben, bejubeln das Team und springen gemeinsam zum tschechischen Gesang, den der FC anstimmt. Auch das ist: Eintracht Frankfurt International.