Allrounder und Genies
Der internationale „Thanks Coach Day“, der jedes Jahr vom International Council for Coaching Excellence (ICCE) am 25. September ausgerufen wird, ist für die EvM-Redaktion Anlass genug, um den Trainerinnen und Trainern im Verein zu danken und diese in den Fokus dieser Ausgabe zu stellen.
Texte: Leonie Batke, Nina Bickel, Alessandro Crisafulli,
Laurin Höning, Matthias Thoma
Fotos: Manuel Bahmer, Eintracht Frankfurt, Gunar Knoth, Luca Weigand
In Deutschland gibt es über 80 Millionen Trainerinnen und Trainer bei großen Sportereignissen wie Olympische Spiele, Welt- oder Europameisterschaften – vor dem Fernseher versteht sich. Dass sich diese enorme Anzahl nicht auch über das restliche Jahr hält, lässt sich leicht erklären. Zum einen haben Besserwisser, die an Stammtischen gerne die Rolle des Übungsleiters übernehmen und stets die richtigen Entscheidungen treffen, zu solchen Turnieren Hochkonjunktur, und zum anderen ist der Trainerberuf ein äußerst harter Job.
Zu seinen Hauptaufgaben gehört die Motivation der Sportlerinnen und Sportler. Diese immer wieder fordern, fördern und antreiben können, verlangt pädagogische und psychologische Fertigkeiten. Dabei müssen die Übungsleiter konsequent auftreten, sich aber auch gleichzeitig in die Athletinnen und Athleten hineinversetzen können. Eine gesunde Balance ist wichtig. Neben der Motivation stehen die Trainingsgestaltung und die damit verbundene Wettkampfvorbereitung oben auf der Tätigkeitsliste des Trainers. Hier gilt es, den Trainingsprozess langfristig und systematisch zu planen sowie diesen zu kontrollieren und zu koordinieren. Umfassendes Fachwissen und gesammelte Erfahrungen spielen dabei eine große Rolle.
Neben der fachlichen Kompetenz müssen Trainerinnen und Trainer auch sogenannte „soft skills“ mitbringen: soziale Fähigkeiten, die im Umgang mit Sportlerinnen und Sportlern unverzichtbar sind. Werte wie Disziplin, Geduld oder Teamfähigkeit müssen vorgelebt und vermittelt werden können. Darüber hinaus haben Trainerinnen und Trainer – insbesondere im Jugendbereich – „heute eine Art Vorbildfunktion, etwa in Sachen Pünktlichkeit und Verlässlichkeit“, so der hauptamtliche Sportliche Leiter der Basketballabteilung und JBBL-Trainer Olaf Kanngießer.
Auch muss sich der Coach in Sachen Innovationen auf dem Gebiet der Sportwissenschaft und Sportmedizin immer auf dem Laufenden halten. Ferner muss man verschiedene Interessen unter einen Hut bringen: Spieler, Team, Verein, Eltern, Schule. Außerdem sei es wichtig, auch andere Coaches bei der Arbeit zu erleben, erklärt Olaf Kanngießer und fährt fort: „Insofern arbeiten wir teamorientiert zusammen. Junge Trainer assistieren oft erst bei den erfahrenen Kollegen. Insgesamt tauschen wir uns oft untereinander aus oder holen uns eine zweite Meinung zu bestimmten Fragen des Trainings ein.“ Seit über 35 Jahren trainiert Olaf Mannschaften und weiß somit, wovon er spricht.
So umfangreich und spannend das Berufsbild eines modernen Trainers aussieht, so bringt es doch auch viele Schwierigkeiten mit sich. Beginnend bei der Ausbildung, die in der Freizeit zu absolvieren ist, bis hin zu undankbaren Rahmenbedingungen in der späteren Ausführung des Amtes. Speziell im Breitensportbereich, in dem viel Ehrenamt dabei ist, kann der Trainerjob nicht mit dem großen Geld in Verbindung gebracht werden. Eher mit großem Zeitaufwand in Kombination mit unregelmäßigen Einsatzzeiten. Im Leistungssport dagegen, wo die Arbeitsplätze äußerst limitiert und stark gefragt sind, muss auch mit Entlassungen gerechnet werden. Zum unsicheren Arbeitsplatz kommt oft noch hinzu, dass Trainerinnen oder Trainer – speziell bei Individualsportarten – beim Erfolg der Athletin oder des Athleten meist unerwähnt bleiben und eher bei Misserfolg Beachtung finden.
Bei all den Schwierigkeiten, warum sollte man dennoch Trainer werden? „Es vermischt sich das Hobby mit dem Beruf. Ich habe großen Spaß an meinem Job und kann mir nichts anderes vorstellen“, nannte Carsten Müller, seit mittlerweile 25 Jahren Tennistrainer und Sportlicher Leiter der Tennisabteilung bei der Eintracht, der Eintracht-Redaktion vor einiger Zeit die Beweggründe. Klar ist: Auch ein großer Verein wie Eintracht Frankfurt könnte ohne die zahlreichen Trainerinnen und Trainer nicht überleben. Deshalb ist es an der Zeit, „Danke“ zu sagen – und die Übungsleiterinnen und -leiter in den Fokus zu rücken.