Zeigt her eure Trainer
In über 50 Sportarten beschäftigt Eintracht Frankfurt insgesamt über 400 bezahlte aktive Trainerinnen und Trainer. Hinzu kommen noch zahlreiche helfende Hände im Ehrenamt. Die „Eintracht vom Main“-Redaktion stellt vier von ihnen vor.
Azzedine El Karouia, Boxen
Azze, wie Azzedine El Karouia von allen gerufen wird, ist trotz seiner nur 40 Jahre schon so was wie ein Urgestein in der Boxabteilung. 1993 trat er in den Verein ein, zwischenzeitlich sorgten Umzug und private Gründe dafür, dass er kurzzeitig weg war, im Jahr 2011 zog er wieder nach Frankfurt, kehrte direkt auch wieder zu den Adlerträgern zurück – und startete seine Trainerkarriere. „Als Abdelilah [sein Bruder; Anm. d. Red.] wieder mit dem Boxen angefangen hatte, war für mich klar, dass ich Trainer werde. Ab dann habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meinen Bruder sportlich mit allem zu unterstützen, was mir zur Verfügung stand.“ Doch dies war nur einer der Gründe: „Damals haben Karl Wiegand und Freddy Wegner mit ihren 80 Lenzen noch die Trainings geleitet. Es wurde Zeit, etwas frischen Wind reinzubringen und beide zu unterstützen. Sie haben uns viel gegeben und sich früher immer rührend um uns gekümmert, nun konnte ich ihnen etwas zurückgeben. Für sie waren Boxen und der Verein eine Herzensangelegenheit. Ich wollte Karl, der zu jener Zeit Abteilungsleiter war, etwas entlasten und ihm dabei helfen, seine Träume zu verwirklichen und selbst auch die Boxabteilung wieder wachsen und gedeihen sehen.“
Was sollte ein Trainer mitbringen? „Geduld, zwischenmenschliches Verständnis, etwas Ahnung vom Sport und auf jeden Fall eine große Portion Leidenschaft und Herzblut“, nennt Azze die wichtigsten Eigenschaften. Von den Sportlern dagegen erwarte er Disziplin, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit. Schließlich müsse er sich darauf verlassen können, dass sie die jeweils vereinbarte Gewichtsklassen halten, und Ehrlichkeit sei unter anderem wichtig im Hinblick auf das gesundheitliche Risiko. Bei allem stehe für Azze der Mensch unabhängig von den sportlichen Fähigkeiten und dem sozialen Standing im Mittelpunkt. Er interessiere sich für die jeweiligen Lebensumstände, die schulischen Leistungen oder Ausbildung und frage schon mal nach privaten Schwierigkeiten und biete Hilfe an. Denn, wenn der Sportler sich wohlfühle und es ihm gutgehe, sei er eher in der Lage, gute sportliche Leistungen zu liefern.
Azze investiert viel Zeit in die Boxabteilung als Trainer und Abteilungsleiter. Woraus zieht er die Motivation? „Die schönsten Erlebnisse sind für mich diejenigen, wenn ehemalige Sportler bzw. aktive Sportler, die kurz vor ihrem Karriereende stehen, auf mich zukommen und sagen: ‚Ich bin euch dankbar für alles, was ihr für mich getan habt. Nun möchte ich etwas zurückgeben und gerne ins Trainerteam einsteigen.‘ Es ist für mich die schönste Bestätigung dessen, was wir vorleben.“
Kristjan Glibo, Fußball
Seit der Wiedereinführung der U21 im Sommer 2022 lenkt er die Geschicke des Teams: Kristjan Glibo. Mehr als ein Jahr später lässt sich festhalten: Für den gebürtigen Bruchsaler und seine Schützlinge hätte die bisherige Zusammenarbeit kaum besser laufen können. In der Debütsaison feierten die Adlerträger direkt die Meisterschaft in der LOTTO Hessenliga und den damit verbundenen Aufstieg in die Regionalliga Südwest. Erstaunlich ist hierbei sicherlich auch die konstante Art und Weise, mit der die U21 seither auftritt. Eigenschaften wie Dominanz, Offensivwucht und Disziplin zeichneten die Mannschaft nicht nur in der Hessenliga aus. Auch in der Regionalliga Südwest knüpft die Mannschaft nahtlos daran an und darf deshalb als Aufsteiger auf einen mehr als gelungenen Saisonstart mit 14 Punkten aus sieben Spielen und die derzeit beste Offensive der Liga zurückblicken. Genau diese Art und Weise fordert der Übungsleiter von seinen Jungs ein. „Als Trainer ist mir wichtig, von meiner Mannschaft die richtige Grundeinstellung zu sehen. Die Spieler sollen selbstbewusst und zielstrebig sein und dabei immer den Fokus auf unsere Spielweise legen“, sagt Glibo, der aus Trainersicht einen speziellen Leitsatz vertritt: „Ich will eine Mannschaft sehen, die ins Spiel geht, um es zu gewinnen – und nicht, um es nicht zu verlieren.“
Seine Trainerlaufbahn begann vor rund zehn Jahren mit dem berühmten Sprung ins kalte Wasser. Im Alter von 31 Jahren zwang eine Knieverletzung den ehemaligen Profi zum Karriereende. Plötzlich ging alles ganz schnell, erzählt Kristjan Glbo: „Beim SV Sandhausen, meinem letzten Verein als aktiver Profi, war die U23 stark abstiegsgefährdet. Drei Spieltage vor Schluss fehlten fünf Punkte auf einen Nichtabstiegsplatz und ich durfte als Trainer übernehmen. Da gibt es sicherlich angenehmere Aufgaben, ins Trainerdasein zu starten“, so der 41-Jährige schmunzelnd. Und doch stellte sich die Berufung Glibos zum Cheftrainer als goldrichtig heraus: Mit drei Siegen schaffte das Team sensationell noch den direkten Klassenerhalt. Seither reifte der Deutsch-Kroate in Sandhausen und beim VfR Wormatia Worms, mit dem er vor seinem Wechsel zur Eintracht ebenfalls den Aufstieg in die Regionalliga feierte, zum gestandenen Trainer mit eigenem Stil heran. Denn wichtig sei seiner Meinung nach auch die Authentizität. „Es ist wichtig, authentisch zu bleiben und nicht zu versuchen, jemand anderes zu sein. Es kann hilfreich sein, sich von anderen Trainern inspirieren zu lassen. So hat mich Wolfgang Frank, mein Trainer beim SV Wehen Wiesbaden, mit seiner Akribie und Leidenschaft beeindruckt. Aber es ist wichtiger, eigene Eigenschaften und Stärken zu entwickeln, die einen als Trainer einzigartig machen.“
Thorben Knapp, Hockey
Bereits seit 2004 spielt Thorben mit dem Adler auf der Brust Hockey, noch heute ist er bei den ersten Herren aktiv. Parallel dazu ist er bereits seit rund acht Jahren auch Trainer – angefangen hat es mit Jugendteams, zwischendurch war der 27-Jährige zwei Jahre Spielertrainer der ersten Herren, aktuell ist er immer noch Co-Trainer dieser Mannschaft, dazu kommen die Jugendteams der U14 und U16. „Damals wie auch heute haben wir Trainermangel. Außerdem arbeite ich gerne mit Kindern zusammen. Auf lange Sicht ging es mir ebenso darum, den Nachwuchs an die ersten Herren heranzuführen und ihnen mitzugeben, was ich früher auch bekommen habe. So bin ich in den Trainerjob reingerutscht“, erzählt Thorben von seinen Anfängen.
Zwischen durchschnittlich zehn und zwölf Stunden steht er wöchentlich mit den Teams auf dem Platz. Hinzu kommen die Trainingsvorbereitungen und die ganze Organisation für die Spiele am Wochenende. „Im Schnitt komme ich mit allem wöchentlich sicher auf 20 Stunden“, erzählt er. Eine Last sei ihm dies aber nicht. „Grundsätzlich habe ich einfach Spaß am Sport, ich habe schon immer viel Sport gemacht und sehe das Ganze auch als Ausgleich zu meinem Bürojob.“ Hauptberuflich sitzt er im Planungsbüro für Natur- und Umweltschutz in Frankfurt.
„Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind große Themen. Aber vor allem ist mir wichtig, dass die Jungs Spaß am Hockeyspielen haben, regelmäßig ins Training kommen, das umzusetzen versuchen, was ihnen vorgegeben wird, und aber auch schon ein wenig den Leistungsgedanken verfolgen, eines Tages in der ersten Herrenmannschaft spielen zu wollen“, nennt Thorben Eigenschaften, die ihm als Trainer wichtig sind.
Seine Motivation zieht Thorben nicht nur aus den Erlebnissen auf dem Platz. Er berichtet von großen Jugendturnieren, zu denen versucht wird, einmal im Jahr mit mehreren Jugend-Mannschaften über mehrere Tage zu fahren. „Dieses Jahr waren wir in der Vorbereitung über Pfingsten mit der U10 bis zur U14 auf einem großen Jugendturnier. Das sind Events, die Spaß machen. Für mich ist es auch wichtig, die Jungs neben dem Platz weiterzuentwickeln und zu fördern. Es ist schön zu sehen, wie sie Spaß haben und über die Tage als Team zusammenwachsen. Daraus ziehe ich meine Motivation.“
Stefanie Schabacker, Tischtennis
Seit Februar 2022 ist Steffi Schabacker Trainerin in der Tischtennisabteilung der Eintracht am Standort West. „Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, da ich ursprünglich aus Nied komme und bei der SG das Tischtennisspielen erlernt habe. Ich habe mitbekommen, dass die Tischtennisabteilung irgendwann komplett eingestampft wurde“, erzählt sie. „Als mein Mann Jens 2021 zur Eintracht gewechselt ist [Spieler der ersten Herren; Anm. d. Red.] und der Verein im Sommer mit Nied fusioniert hat, habe ich Norbert [Abteilungsleiter Tischtennis; Anm. d. Red.] angesprochen und ihm erzählt, dass ich es schön finden würde, wenn in Nied wieder Tischtennis gespielt werden würde.“ Eine Idee, die auf offene Ohren gestoßen ist und schon bald in die Tat umgesetzt wurde. Das Angebot wird gut angenommen. Heute trainiert Steffi wöchentlich zwei Gruppen jeweils eineinhalb Stunden. „18 bis 20 Kinder sind im Schnitt wöchentlich in den jeweiligen Gruppen in der Halle. Damit sind die Kapazitäten nahezu schon erschöpft“, erzählt Steffi.
Trainerin ist die frühere Oberliga-Spielerin schon einige Jahre länger. „Solange ich selbst noch aktiv spiele, wollte ich eigentlich keine Trainerin werden, da es mir zu viel war. Dann wurde aber mal jemand gebraucht und ich bin eingesprungen. Das hat mir doch so viel Spaß gemacht, dass ich meine Lizenzen gemacht habe.“ Damals war sie 28 Jahre alt, heute ist Steffi 34 und B-Lizenz-Inhaberin.
An ihre beiden Trainingsgruppen bei der Eintracht hat Steffi unterschiedliche Ansprüche. In der ersten Gruppe rückt der Leistungsgedanke in den Hintergrund. Hier geht es darum, Spaß zu haben, Quatsch zu machen und Tischtennis auf spielerische Art zu vermitteln. In der zweiten Einheit gehe es natürlich auch um Spaß, aber die Kinder möchten an Wettkämpfen teilnehmen, hier ist mehr Leistung gefordert. „Entsprechend erwarte ich von diesen Kindern Pünktlichkeit, dass sie mir zuhören und Disziplin mitbringen“, erklärt sie.
Doch was treibt Steffi eigentlich an, dass sie die weitere Anfahrt [inzwischen wohnt sie in Waldems; Anm. d. Red.] in Kauf nimmt und versucht, Familie, Sport, Arbeit und Trainerin-Dasein unter einen Hut zu bekommen? „Ich bin in Frankfurt aufgewachsen und zur Schule gegangen. Ich habe mitbekommen, dass damals auch Freunde und Bekannte abgerutscht sind, irgendwann Drogen genommen haben. Ich hatte immer meinen Sport und kam nicht auf diese Gedanken“, erzählt sie. „Wenn ich es mit meinem Engagement schaffe, Kinder und Jugendliche zum Sport zu bewegen, sie von der Spielkonsole wegzubringen und ihnen einige Stunden Abschalten von Druck in der Schule oder Problemen ermöglichen kann, sie einfach Spaß und eine unbeschwerte Zeit haben – dann bin ich glücklich und gibt mir das viel Motivation weiterzumachen.“