Trainieren muss keine Männersache sein
Nach wie vor wird der Trainerberuf von Männern dominiert. Nach Zahlen des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) lag der Anteil an Trainerinnen im Spitzensport 2021 bei lediglich 13 Prozent. Sophie Nestler trainiert die Volleyballherren der Eintracht und berichtet von ihren Erfahrungen in dem von Männern beherrschten Umfeld.
Ein männlicher Trainer, der eine Damenmannschaft trainiert, ist selbst im Profibereich bei Weitem nichts Ungewöhnliches. Wer ein Spiel der ersten Herren der Eintracht im Volleyball verfolgt, wird sich dagegen schon eher wundern, eine Frau an der Seitenlinie stehen zu sehen. Seit drei Jahren trainiert Sophie Nestler das Volleyballteam und zeigt, dass auch Männermannschaften von Frauen trainiert werden können.
Ihr halbes Leben verbrachte die junge Trainerin mit Leistungssport. Ihre dabei gesammelten Erfahrungen möchte sie nun an ihre Mannschaft vermitteln. Angefangen mit Hallenvolleyball beim VC Olympia Dresden zog es die 25-Jährige später zum Olympiastützpunkt nach Berlin, um Beachvolleyball zu spielen. Das Studium brachte die Inhaberin des B-Trainerscheins schließlich nach Frankfurt.
Mit Volleyball wollte Sophie Nestler aber noch lange nicht abschließen, eine halbe Saison lief sie für die Damenmannschaft der Eintracht auf. Als sich innerhalb des Teams dann herumsprach, dass die ersten Herren auf der Suche nach einem Trainer sind, ergriff sie die Möglichkeit. Verletzungsbedingt war ihre Zeit im Leistungssport leider beendet, in dem Posten als Trainerin sah sie nun die Gelegenheit, trotzdem mit ihrem Sport verbunden zu bleiben. Zusätzlich bereitet es ihr Freude, ihr Wissen weiterzugeben und an andere zu vermitteln.
„Zahlreiche Frauen haben das Zeug zur Trainerin“ – Sophie Nestler –
Aber auch Sophie Nestler berichtet, dass es keineswegs immer einfach für eine Trainerin ist, sich gegen eine nur aus Männern bestehende Mannschaft durchzusetzen. Dennoch hat es für sie und ihre Jungs von Anfang an gut gepasst. Das Team hat schnell verstanden, dass sie von der höherklassigen Erfahrung ihrer Trainerin profitieren können und Sophie sie weiterbringen kann. Auf diese Weise konnte sich die junge Trainerin den Respekt und die Akzeptanz ihrer Jungs erarbeiten, obwohl das Team bislang ihre erste Station als Trainerin ist.
Sie selbst scheut sich auch nicht davor, im Training ab und zu mal mitzuspielen und ihrer Mannschaft zu zeigen, dass sie weiß, von was sie erzählt. Aber nicht nur diese Fachkenntnisse zeichnen ihrer Meinung nach eine gute Trainerin aus, auch der soziale Aspekt darf nicht zu kurz kommen. „Trainerinnen und Trainer müssen für alle Spieler ein offenes Ohr haben, damit sich jeder im Team gehört fühlt“, erklärt die Cheftrainerin. Denn bekanntlich können Spieler nur ihre beste Leistung abrufen, wenn sie sich wohlfühlen.
Dennoch bleibt Sophie als Trainerin einer Herrenmannschaft noch eine Besonderheit. „Frauen trauen sich häufig weniger, Verantwortung zu übernehmen. Außerdem ist es auch ein enormer Zeitaufwand. Vor allem wenn es Richtung Familienplanung geht, sind Frauen oft weniger flexibel als Männer“, versucht sich die junge Trainerin an einer Erklärung. Über die Saison hinweg muss sich die 25-Jährige neben den beiden Trainings unter der Woche auch die Spieltage freihalten. Trotzdem appelliert sie an ihre weiblichen Kolleginnen, sich selbst mehr zuzutrauen und einen Trainerposten anzunehmen: „Ich denke, dass zahlreiche Frauen das Zeug dazu haben. Viele schrecken aber noch davor zurück, den Schritt zur Trainerin letztendlich zu gehen.“