Alles Gude, Stepi!
Ex-Weltklasse-Verteidiger, Kulttrainer, der Serbo-Hesse schlechthin. Dragoslav Stepanovic feierte am 30. August seinen 75. Geburtstag.
Nein, wir wollen an dieser Stelle nicht wieder die Geschichte aus Rostock ausgraben. Von dem Tag, der in jedem Kalender des Eintracht Frankfurt Museum durchgestrichen, nicht mehr erkennbar ist. Aber ein Satz von diesem Tag ist geblieben, er wird immer bleiben, er gehört zu Eintracht Frankfurt wie der Apfelwein nach Frankfurt. „Lebbe geht weider.“
Wer diesen Satz gesagt hat, muss man denjenigen, die Anfang der 1990er den Fußball in Deutschland schon verfolgt haben, sicherlich nicht erklären. Stepi war’s. Dragoslav Stepanovic, der damalige Eintracht-Trainer, dessen Leben an diesem Tag trotz der verspielten Meisterschaft weiterging – und das kürzlich seinen 75. Geburtstag erreichte.
Axel Hellmann, Vorstandssprecher der Eintracht Frankfurt Fußball AG, wurde auf der Saisoneröffnungspressekonferenz zu Stepi befragt und brachte es auf den Punkt: „Überall, wo Stepi auftaucht, gehen Türen und Herzen auf, weil er sich seine Nahbarkeit erhalten hat. Er spricht dich an und wird angesprochen. Er hat eine Note in den Verein gebracht, die diesen Klub geprägt hat. Diese Lässigkeit, diese augenzwinkernde Eleganz, früher seine Sonnenbrille, das karierte Sakko, der Zigarilllo. Er hat Kultstatus und ist bei uns immer dabei.“
„Überall, wo Stepi auftaucht, gehen Türen und Herzen auf, weil er sich seine Nahbarkeit erhalten hat“ – Axel Hellmann –
Diesen Kultstatus hat Stepi, weil er bei einer der größten Niederlagen Eintracht Frankfurts im Kampf um die Meisterschaft 1992 Größe bewiesen und sich seither nie verstellt hat. Sein Stepi-Serbo-Hessisch ist legendär, kommt bei den Menschen an und macht gute Laune. Gute Laune, die er auch schon früher als Kneipenwirt im Hessen-Center in seinem Wohnort Bergen-Enkheim versprühte und heute bei jedem Auftritt im Eintracht-Umfeld immer noch tut.
Mit seiner Art habe er bestens zur Eintracht der 1990er Jahre gepasst, schrieb die Frankfurter Rundschau vor einigen Jahren, „divenhaft, abgezockt, liebenswürdig und ein bisschen großmäulig“. Heute ist er immer noch der liebenswerte, bunte Hund, der sich auch ehrenamtlich einsetzt, als Hessischer Botschafter eines Sportprogramms für Flüchtlinge zum Beispiel.
Sportlich gesehen hat er seine Duftmarke bereits in den 1970er Jahren bei Eintracht Frankfurt gesetzt, als er als einer der besten Außenverteidiger der Welt seine Heimat Serbien erstmals verließ und ins Herz von Europa wechselte. Später war es eine Bauchentscheidung seines ehemaligen Mitspielers Bernd Hölzenbein, ihn als Trainer an den Main zurückzuholen. Stepi war es, der dann einen jungen Nigerianer einfach mal aus der zweiten Mannschaft nach oben zog, ihm völlig überraschend eine Chance bei den Profis gab. Sein Name: Jay-Jay Okocha, der damit auch Teil des Fußballs 2000 war, der unter anderem bei Stepi gespielt wurde.
Nicht nur sein Spruch von Rostock sorgte für seine Imagebildung als humorvoller Serbo-Hesse mit Schnauzer und Zigarillo, wobei er Letzteres mittlerweile aufgegeben hat. „Erste Pass gleich Scheiße“, raunzte er beim ersten Training nach seinem Comeback.
Zu einem weiteren Comeback verhalf er später dem bereits in Rente befindlichen Rudi Bommer. „Was der Rudi heute mit seinen 800 Jahren geleistet hat, war schon phänomenal“, sagte Stepi über den alternden Helden.
Wir hoffen, dass Dragoslav Stepanovics Leben noch lange weidergeht. In diesem Sinne: Alles Gude zum 75. Geburtstag, lieber Stepi!