Seit Juli bist du hier am NLZ als Trainerent- wickler und Ausbildungsleiter tätig. Wieso ist es so wichtig, dass wir hier am NLZ nicht nur Spieler, sondern auch Trainer ausbil- den? Ich glaube, die Analogie ist selbstredend: Wenn wir bessere Trainer haben, bringen wir am Ende auch bessere Spieler hervor. An der Stelle hatten wir in den Leistungszentren in der Vergangenheit grundsätzlich eine Problematik und haben die Trainer in ihrer Entwicklung we- nig begleitet. Dabei ist es total wichtig, auch die Arbeit der Trainer zu sehen und sie dabei zu unterstützen, ihren Job im Rahmen unserer Ausbildungskonzeption noch besser zu ma- chen. Wie geht denn generell die Ausbildung ei- nes Trainers vonstatten? Es gibt schließlich keinen Studiengang oder Ähnliches, den man dafür belegen kann. Die Zugänge zum Trainerjob sind sehr unter- schiedlich. Häufig geht es damit los, dass die Leute selbst, teilweise auch höherklassig, Fuß- ball gespielt haben. Dann gibt es über ver- schiedene Wege die Möglichkeit, weitere Qua- lifikationen zu erlangen. Das kann ein sportwissenschaftliches Studium sein, aber es können auch andere Studiengänge sein, die einen wertvollen Input für die Trainerarbeit leisten, wie zum Beispiel Psychologie oder ein pädagogisches Fach. Zudem ist es wichtig, Pra- xiserfahrung zu sammeln und im Laufe der Zeit Lizenzen zu erlangen. Das geht in den Lan- desverbänden los, wo man die ersten Lizenz- stufen absolvieren kann, bis man irgendwann die Möglichkeit hat, mit der B+ und A+ Lizenz des DFB spezifische Jugendlizenzen zu absol- vieren. Das sind so die klassischen Werdegän- ge, die in ihrer genauen Ausgestaltung jedoch sehr individuell und unterschiedlich sind. Und von daher gibt es nicht die eine Ausbildung zum Fußballtrainer, sondern verschiedene Wege, die in diesen Beruf führen können. Du hast die neuen DFB-Lizenzen schon an- gesprochen, die einen Baustein des großen Ganzen bilden. Was hat es damit im Detail auf sich? Mit der B+ und der A+ Lizenz bietet der DFB seit einiger Zeit explizite Nachwuchs-Lizenzen an. Das große Ziel dabei war, ein zielgrup- penspezifisches Angebot zu schaffen. Wir ha- ben da zum einen die B+, die über wenige Wo- chen geht, sowie die A+ Lizenz, mit der ein Nachwuchs-Pendant zum Fußballlehrer ge- schaffen wurde und die über mehrere Monate geht, sowie Input auf einem sehr hohen Niveau liefert. Trainer, die am A+-Lehrgang Als Trainerentwickler begleitet Alex Reifschneider Einheiten und Spiele aller NLZ-Teams und gibt den Trainerinnen und Trainern Feedback zu ihrer Arbeit. teilnehmen, bringen in der Regel einen großen Erfahrungsschatz in der Nachwuchsarbeit mit, wodurch die Qualität des Austauschs natürlich enorm hoch ist und jeder Teilnehmer die Mög- lichkeit bekommt, Inhalte für sich mitzuneh- men. Man muss aber auch sagen, dass die Li- zenzen für die Entwicklung von Trainern ihre Grenzen haben. Das, was wir hier als Verein leisten können, geht deutlich darüber hinaus, weil wir die Möglichkeit haben, viel intensiver, umfangreicher und auch in ihrem tatsächli- chen Arbeitsalltag mit den Trainern zusam- menzuarbeiten „Ich verstehe meine Rolle als Person, die die Trainer begleitet und Reflexions- prozesse in Gang setzt“ Stichwort zielgruppenspezifisches Ange- bot: Wo liegen denn die Unterschiede zwi- schen der Trainertätigkeit in einem NLZ und der Arbeit mit erwachsenen Fußball- spielern? Im Nachwuchsbereich arbeiten wir immer im Sinne der Spielerentwicklung, damit die Spieler sich entfalten können und die Möglichkeit ha- ben, ihr Potenzial komplett auszuschöpfen. Im Seniorenbereich geht es dagegen darum, Er- gebnisse zu erzielen. Dort wirst du als Trainer an Ergebnissen gemessen, während im Nach- wuchsbereich der Fokus zu 100 Prozent darauf liegen sollte, individuelle Fähigkeiten und Fer- tigkeiten zu entwickeln und zu schauen, dass sich der Spieler in einem Raum befindet, in dem er die Möglichkeit hat, sich zu entfalten. Dementsprechend ist die Arbeit eines Nach- wuchstrainers sowohl im Hinblick auf die Ziel- gruppe, weil es ja noch Kinder und Jugendliche sind, als auch in der grundsätzlichen Zielset- zung eine ganz andere als im Seniorenbe- reich. Je nach Jahrgang und Entwicklungsstufe ei- ner Mannschaft kommen auch unter- schiedliche Herausforderungen auf den je- weiligen Trainer zu. Welchen Einfluss hat das, auch in Bezug auf deine Arbeit? Je nachdem, um welchen Bereich es sich han- delt, unterscheiden sich natürlich die Ausbil- dungsinhalte. Hinzu kommt, dass auch die Trainer verschiedene Erfahrungsstufen haben sowie unterschiedliche Qualifikationen und Li- zenzen mitbringen. Letztlich gibt es in meiner Arbeit mit den Trainern viele Parallelen zu der Arbeit der Trainer mit ihren Spielern: Es geht darum, dem Trainer in seinem aktuellen Ent- wicklungsstand gerecht zu werden und ein An- gebot zu schaffen, das ihm weiterhilft und in dem er auch eine Motivation findet, in seiner aktuellen Rolle der bestmögliche Trainer zu werden und sein Potenzial ausschöpfen zu können. Wie sieht deine Arbeit mit den Trainern dann konkret aus? Ich verstehe meine Rolle als Person, die die Trainer begleitet und dann Reflexionsprozesse in Gang setzt sowie Feedback gibt. Das wird ein sehr wichtiger Part meiner Arbeit sein. Denn die Entwicklung des Trainers steht und fällt letztlich mit einer gewissen Fähigkeit, Kritik an- zunehmen, und der Bereitschaft, in sich selbst zu investieren und sich mit Themen auseinan- derzusetzen, die ihm helfen, seine eigene Ar- beit zu verbessern. Das sind auch manchmal Themen, die ungemütlich sein können, weil man vielleicht über Schwächen stolpert, die man gerne kaschieren oder nicht wahrhaben möchte. Gleichzeitig ist es wichtig, als Trainer immer wieder inspiriert zu werden und vonei- nander zu lernen. Wir haben hier am NLZ so viele Fachleute, ich sehe meine Aufgabe also auch darin, diese Personen in den Austausch zu bringen, damit sie voneinander lernen kön- nen. Es wird ein wichtiger Bestandteil sein zu schauen, dass wir das Wissen, das hier bereits vorhanden ist, noch mehr teilen und noch mehr voneinander profitieren. Eintracht vom Main 53