Dobrý den, Prag

Zum Auswärtsspiel der Eintracht Frauen gegen Sparta Praha organisierte die Fanabteilung erstmals eine internationale Busreise zu einem Frauenspiel. Rund 25 Eintrachtler folgten dem Ruf und erlebten einen ereignisreichen Tag in der tschechischen Hauptstadt. Die EvM-Redaktion hat die Fans auf ihrer Reise begleitet. 

Text: Maximilian Probst

Fotos: Ann-Kathrin Ernst 

Es ist dunkel und kalt, der Reif liegt auf den Dächern Frankfurts und die Stadt schläft noch. Die Uhr zeigt 4.26 und man ist fast alleine auf den Straßen, aber nur fast. Am Fernbahnhof steht ein Bus und 25 Eintrachtlerinnen und Eintrachtler sind bereit zur Abfahrt. Das Ziel: Prag. Grund der Reise: Unsere Frauen bei ihrem Auswärtsspiel gegen Sparta Praha unterstützen. Es geht um den historischen Einzug in die Champions-League-Gruppenphase und in Prag kann nun alles klargemacht werden. Sieben Stunden Busfahrt liegen jetzt vor der reisefreudigen Truppe. 

9.30 Uhr: Ein letzter Stopp vor der tschechischen Grenze. Wer noch einmal die Toiletten aufsuchen oder sich mit tschechischen Kronen eindecken möchte, hat jetzt die Möglichkeit. Die Truppe ist nun ausgeschlafen und die Freude auf Prag und das Spiel am Abend ist groß.  

Die Sonne strahlt und der Bus rollt in die Stadt ein, die mit 1,3 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zu den 15 größten Städten der Europäischen Union gehört. Bis zum Spiel ist noch etwas Zeit und so ziehen die Eintracht-Fans gemeinsam los und erkunden die Hauptstadt der Tschechischen Republik. Und die hat einiges zu bieten. Das von Gotik und Barock geprägte Stadtbild lässt die Geschichte der Stadt an der Moldau erahnen. Über die berühmte Karlsbrücke, die zu den ältesten Steinbrücken Europas zählt und ihre Namen durch den damaligen Kaiser Karl IV erhielt, geht es in die historische Altstadt. Über Kopfsteinpflaster, vorbei an alten Kirchen und urigen Kneipen. Über allem wacht die Prager Burg, von der aus man einen wunderbaren Blick über die ganze Stadt genießen kann. Mit einer Stärkung bei typisch tschechischen Gerichten geht es dann gegen 17 Uhr endlich zum Stadion.  

Pünktlich um 17.30 Uhr öffnen sich die Tore des geschichtsträchtigen Stadions. Die Heimspielstätte von Sparta Praha gibt es seit 1917 und sie versprüht den Charme der Zwanziger Jahre. Ein Gerüst aus Stahl, Steh- und Sitzplätze – kein Schnickschnack. Der Fußball steht im Mittelpunkt. Das Flutlicht schafft die richtige Atmosphäre, die Spielerinnen kommen zum Warmmachen auf den Platz und die Eintracht-Fans beziehen ihre Position im Oberrang. Mehr als 150 haben den langen Weg nach Prag auf sich genommen und hängen ihre Fanclub-Banner über die Bande. Wer sie nicht sieht, hört sie. „Schwarz, Weiß, Rot, das sind unsere Farben ...“ wird von den Rängen skandiert. 

18.30 Uhr: Die Mannschaft kommt aus dem Spielertunnel, stellt sich zum obligatorischen Mannschaftsbild auf, schwört sich im Kreis noch einmal auf das bevorstehende Spiel ein und los geht es. Nach dem 5:0-Heimerfolg im Hinspiel können die Adlerträgerinnen frei aufspielen und genau das machen sie auch. Dominant und kontrolliert kombinieren sie sich zum gegnerischen Sechzehner vor, kreieren Chancen und belohnen sich mit einer 3:0-Führung zur Halbzeit. In Durchgang zwei dasselbe Bild. Die Eintrachtlerinnen lassen nichts mehr anbrennen. 

Der Jubel kennt keine Grenzen 

Drei Minuten Nachspielzeit zeigt die vierte Offizielle an. Auf der Bank wird es bereits unruhig, die Ersten hält es nicht mehr auf den Plätzen. Und dann: Schlusspfiff. Geschafft, Eintracht Frankfurt spielt in dieser Saison Champions League und gehört schon jetzt zu den besten 16 Mannschaften Europas. Es wird getanzt, gejubelt, Spielerinnen, Trainer- und Funktionsstab liegen sich in den Armen. Ein letzter Kreis und dann ab in die Kurve. Die Mädels auf dem Rasen und die Fans auf den Rängen feiern gemeinsam den größte Erfolg der Vereinsgeschichte seit der Fusion mit dem 1. FFC Frankfurt 2020. Erst eine Humba, angestimmt von Sara Doorsoun, die Fans bejubeln Hattrick-Barbara, die mit drei Toren für den Sieg sorgte, und zum Schluss einhaken und alle stimmen gemein- sam „Im Herzen von Europa“ an. 

Eintracht Frankfurt International schallt es durch den Nachthimmel von Prag. Die Spielerinnen begeben sich feiernd in die Kabine, die Fans treten die Heimreise an. Ab in den Bus und zurück nach Frankfurt. Danke Prag, schön war es! 

An Schlafen ist auf der Busfahrt zunächst nicht zu denken. Es wird angestoßen auf den Erfolg und die Wunschgegner für die Gruppenphase werden besprochen. Barcelona fällt das eine oder andere Mal. Spätestens hinter der Grenze sind dann aber auch dem Letzten im Bus die Augen zugefallen und ein, zwei Schnarcher eröffnen ihr Orchester. Um 4 Uhr rollt der Bus dann am Busbahnhof ein. Erschöpft, aber glücklich gehen die Eintrachtlerinnen und Eintrachtler nach Hause, dem wohlverdienten Schlaf entgegen. Und dann liegen sie im Bett und träumen von den Nächten in Europa. Aber das Schöne ist, die Träume werden schon ganz bald wahr!