Einer von uns: Jan-Henrik Volkmann 

Gekommen, um zu bleiben

Jan-Henrik Volkmann, von allen nur „Higgi“ genannt, zog es vor über 20 Jahren des Studiums wegen aus seiner norddeutschen Heimat nach Frankfurt. Dort entdeckte er seine Leidenschaft für das Rugbyspielen – und entschied sich, in Hessen zu bleiben. 

Ein damaliger Studienkollege sei es gewesen, der Jan-Henrik „Higgi“ Volkmann dazu motiviert hätte, zum Rugbytraining mitzukommen. Vorerfahrungen hatte er keine, aber die unbekannte Sportart reizte ihn und hatte seine Neugierde geweckt. „Ich bin dann einfach mal hingegangen und fand den Sport auf Anhieb gut – deutlich besser als Fußball, den ich vorher gespielt habe“, berichtet Higgi von seinen ersten Berührungspunkten mit der Sportart, die ihn bis heute begeistert. Zufällig wurde zu demselben Zeitpunkt an seiner Universität ein Wahlpflichtkurs mit dem Schwerpunkt Rugby angeboten, in den sich Higgi prompt eingeschrieben hat. „Zum Rugby sagt man oft: ‚love it or leave it.’ Mich hat der Sport so gepackt, dass ich gleichzeitig damit begonnen habe, bei Eintracht Frankfurt Rugby zu spielen. Ab dann war ich voll drin“, so Higgi über seine Anfänge bei den Adlerträgern.  

Was das Rugbyspielen so besonders macht, kann der 44-Jährige ganz klar benennen: „In erster Linie sind es die Werte, für die der Rugby überall in der Welt steht – im Amateurbereich genauso wie bei den Profis. Der Fairness-Gedanke und der Umgang miteinander werden großgeschrieben. Während des Spiels gilt es natürlich, den Gegner mit allen erlaubten Mitteln zu besiegen, aber anschließend ist es genauso üblich, noch ein Weilchen zusammenzusitzen und den Tag ausklingen zu lassen.“ Ebenso einzigartig sei es, dass es im Rugby nicht den einen, idealen Körperbau gäbe – jede Position erfordere andere, individuelle Eigenschaften. „In einer Mannschaft braucht es viele verschiedene Spieler: groß und klein, kräftig gebaut und schlank. Für jeden Typ gibt es eine entsprechende Funktion im Spiel, das macht Rugby sehr vielseitig.“ Nur die harte Spielweise sollte man laut Higgi nicht scheuen. „Sowohl mit den eigenen Mitspielern als auch den Gegnern ist harter, physischer Körperkontakt gang und gäbe. Wer Rugby spielen möchte, sollte außerdem eine gewisse Leidensfähigkeit mitbringen, da es eben auch mal wehtun kann“, nennt er die Grundvoraussetzungen für Rugby.  

In seiner Zeit als Rugbyspieler bei der Eintracht war Higgi bereits sowohl in der Regionalliga Hessen als auch in der 2. Bundesliga aktiv. Die Unterschiede macht Higgi heute unter anderem an den größeren Entfernungen zu den gegnerischen Mannschaften fest. „In der 2. Bundesliga fährt man am Spieltag beispielsweise nach Stuttgart oder München – da investiert man für den Sport oftmals fast das ganze Wochenende. Für die Spiele in der Regionalliga sind wir maximal eine Stunde unterwegs, das ist schon ein großer Unterschied“, so Higgi über den organisatorischen Aufwand, der Woche für Woche betrieben werden muss. Doch auch spielerisch seien beide Ligen kaum miteinander zu vergleichen: „Die Mannschaften in der 2. Bundesliga sind technisch natürlich viel besser ausgebildet und die Schnelligkeit der Spiele ist wesentlich höher – genauso wie die Intensität, Härte und Physis“, erzählt er, der auf der Position des Verbinders spielt. 

Auch beruflich kommt Higgi regelmäßig mit Rugby in Kontakt. Seit dem Abschluss seines Lehramtstudiums unterrichtet er an einem Frankfurter Gymnasium die Fächer Sport sowie Erdkunde und kann seine Sportart regelmäßig im Lehrplan unterbringen. „Meinen Erfahrungen nach eignet sich Rugby sehr gut für den Sportunterricht in der Schule. Der Vorteil an dieser Sportart ist, dass die meisten Schülerinnen und Schüler vorher auf demselben Stand sind und kaum bis keine Vorkenntnisse im Rugby vorweisen – anders als bei populäreren Sportarten wie Fußball“, meint er und kommt im Anschluss auch auf die Resonanz seiner Schülerinnen und Schüler zu sprechen. „Gerade bei den jüngeren Kindern der Klassen 5 bis 7 habe ich den Eindruck, dass das kontrollierte Raufen, welches der Rugby-Sport mit sich bringt, gut ankommt.“ Andere Sportlehrerinnen und -lehrer seiner Schule gingen derweil weniger offensiv mit dem Rugbyspielen im Unterricht um. „Ich glaube, dass viele von ihnen Rugby nicht unterrichten, weil sie entweder zu wenig darüber wissen oder es scheuen, den Schülerinnen und Schülern eine Sportart zu vermitteln, die so viel physischen Körperkontakt erfordert“, berichtet Higgi von Rugby als Schulfach. 

Doch nicht nur Schulklassen bringt er das Rugbyspielen bei – begleitend zu seinem Studium der Sportwissenschaften erlangte er einen entsprechenden Trainerschein, welcher eine gute Grundlage für seinen späteren Beruf als Sportlehrer darstellen sollte. Jüngst trainierte Volkmann sogar seine eigene Mannschaft bei der Eintracht, bis in diesem Sommer ein hauptamtlicher Übungsleiter gefunden wurde. „Ich bin immer mal wieder eingesprungen und war als Spielertrainer aktiv. In der vergangenen Zeit kam es gelegentlich vor, dass wir zwischendurch ohne Trainer dastanden – dann habe ich diese Phase in einer Doppelfunktion überbrückt. Da Rugby eher eine Randsportart darstellt, ist es auch gar nicht so leicht, schnell einen neuen Trainer zu finden.“ 

„Mich faszinieren die Werte, für die der Rugby überall auf der Welt steht“ – Jan-Henrik Volkmann  

Obwohl der Gymnasiallehrer aufgrund seiner langjährigen Rugby-Karriere bei den Adlerträgern durchaus mit der Fußballmannschaft von Eintracht Frankfurt – wie er selbst sagt – „sympathisiert“, gilt seine Fan-Liebe einem Klub aus seiner Heimat. In Cuxhaven geboren, ist er seit jeher Anhänger des Hamburger SV, was sich allerdings gut mit der Mitgliedschaft bei der Eintracht vereinbaren ließe. „Natürlich schlagen mittlerweile zwei Herzen in meiner Brust. Aufgrund meiner norddeutschen Herkunft bin ich bis heute glühender HSV-Fan. Durch meine Verbundenheit mit Eintracht Frankfurt seit meiner Studienzeit und die Aktivität in der Rugbymannschaft verfolge ich aber selbstverständlich auch die Geschehnisse rund um den Fußball hier im Verein“, meint Higgi und hebt zum Schluss eine Besonderheit des Klubs hervor: „Was mich an Eintracht Frankfurt fasziniert, ist das Vereinsleben und das Gemeinschaftsgefühl, welches über die jeweiligen Abteilungen hinausgeht. Da schaut man als Rugbymannschaft auch schon mal geschlossen die Spiele des Handballteams und feuert vor Ort mit Tröten und Rasseln an – das finde ich echt genial“, schwärmt Higgi von dem Zusammengehörigkeitsgefühl bei der Eintracht. Vor 23 Jahren ist Higgi nach Frankfurt gezogen – und offenbar ist er gekommen, um zu bleiben.