ELIAS BAUM Wer am 27. August den Weg in den Ahorn Camp Sportpark gefunden hatte, wird heute möglicherweise zu denjenigen Beobachtern zählen, die sagen dürfen: Ich hab’s gleich ge- sehen! Die U21 befand sich im vierten Spiel nach dem Aufstieg in die Regionalliga gegen TuS Koblenz in Rückstand, behielt dennoch mit 3:1 die Oberhand. Eine doppelte Kopro- duktion von Ignacio Ferri Julià und Elias Baum hatte vor und kurz nach dem Seitenwechsel die Wende eingeläutet. Den Ausgleich servier- te Baum per Seitfallzieher auf Nacho Ferri, die Führung veredelte der spanische Stürmer nach einer scharfen Hereingabe des Außen- verteidigers mit der Hacke. Da haben sich, so schien es, zwei gefunden. Bekanntermaßen sehen sich die beiden Jung- profis derzeit immer häufiger im Stadtwald statt in Dreieich. Nachdem Nacho mittlerweile auf vier Einstätze in der Bundesliga, drei in der UEFA Europa Conference League und einen im DFB-Pokal kommt, feierte am 9. November beim Gruppenspiel beim HJK Helskinki mit Baum das nächste Eigengewächs sein Profide- büt. Eine Premiere mit Ansage. Erstmals namentlich auf dem Lizenzspielerra- dar tauchte der waschechte Frankfurter Junge vor genau einem Jahr auf. Eintracht Frankfurt befand sich während der Winterpause auf Ja- pan-Tour. Auch weil parallel die Weltmeister- schaft stattfand und zahlreiche Nationalspie- ler fehlten, durften neun Jungadler aus dem eigenen Stall mit nach Nippon. Das erste Spiel gegen die Urawa Red Diamonds am 16. No- vember 2022 verfolgte Baum noch von der Bank aus, drei Tage später gegen Gamba Osaka in Suita durfte der variable Außenbahn- spezialist gut eine halbe Stunde mitmischen. Es war nicht der erste Übersprung für den Durchstarter, der 2015 vom FC 1957 Marx- heim im Taunus ins Nachwuchsleistungszen- trum der Eintracht am Riederwald wechselte und sich seitdem ab der U11 schnellen Schrit- tes nach oben arbeitete. Das erste U17-Match bestritt er unter Ervin Skela mit 15 Jahren, ob- wohl er U16 spielen könnte, in der U19 lief er als U17-Jahrgang erstmals mit 16 Jahren auf. 2022/23 schließlich konnte sich Baum über zu wenig Spielpraxis auch nicht beklagen. dern schaltete sich auch bei Kontersituationen mit ein. 19 Einsätze für die U19 auf nationalem Ter- rain, sieben in der UEFA Youth League und acht für die U21 in der LOTTO Hessenliga. Die A-Jugend wäre auch in dieser Spielzeit theore- tisch möglich, doch der Juniorennationalspie- ler zählt fest zum Stamm der U21 in der Regio- nalliga Südwest. Wenn er nicht im Männer- bereich gefragt ist, bei den ersten vier Europa- Conference-League-Begegnungen stand die Nummer 47 immer im Aufgebot. Entsprechend nachvollziehbar war die Ein- schätzung von Timmo Hardung, als der Sport- direktor im Zuge der Verkündung von Baums erstem Profivertrag ausführte: „Elias hat sich insbesondere in den vergangenen Monaten herausragend entwickelt. Für sein junges Alter wirkt er sehr erfahren, ist sehr ruhig am Ball, defensiv sehr abgeklärt und in der Offensive sehr mutig und aktiv. Das gefällt uns.“ Das war vor exakt einem Monat. Schon im September hatte Dino Toppmöller über den regelmäßigen Trainingsgast im Deutsche Bank Park gesagt: „Er ist ein extrem gieriger Spieler. Ich möchte nicht zu viel ver- sprechen, kann mir aber gut vorstellen, dass er in dieser Saison einen Einsatz bekommt.“ Gleichzeitig merkte der Cheftrainer, generell für alle Talente, an: „In den kommenden Mo- naten wird es im Team immer mal wieder Wehwehchen geben. Wir sind froh über die Jungs, sie können sich auf jeden Fall Hoffnung machen. Das liegt auch an ihnen.“ Ein Versprechen, das der Fußballlehrer zwar nicht geben, aber einlösen wollte, wenn es der Anlass und die Arbeit gebietet. Vor einer Wo- che war es offenbar an der Zeit. Nicht weil die Hessen in Helsinki einen vergleichbaren Vor- sprung wie im Hinspiel hatten. Sondern bei knapper eigener 1:0-Führung unter widrigen Bedingungen und bisweilen unter Druck. Der Mut, den Trainer und Spieler gleichermaßen auszeichnen, hätten beide in der Nachspiel- zeit beinahe auf die Spitze getrieben. Denn Baum hielt nicht nur die linke Seite dicht, son- „In dem Moment, als Jens [Hauge; Anm. d. Red.] Paxten den Ball rüberlegt und ich sehe, dass Elias angeflitzt kommt, habe ich mich in- nerlich schon gefreut: Es kann sein, dass der in den nächsten zehn Sekunden auch sein De- büt krönt und noch ein Tor schießt“, schilderte hinterher Toppmöller die Zwei-gegen-eins-Si- tuation, in der richtige und falsche Entschei- dungen allein davon abhängen, ob der Ball im Netz zappelt oder nicht: „Aber dass Paxten sich den Abschluss genommen hat, war abso- lut in Ordnung, der Torwart hält ihn gut.“ Schließlich standen trotzdem die drei Punkte. „Bei Elias war es eine Frage der Zeit, wann er einen Einsatz bekommt. Ein sehr guter Junge, der zuhört, hochmotiviert und fleißig ist. Wir gewinnen das Spiel, überwintern in der Gruppe – den Tag wird er nicht vergessen“, so Topp- möller zum mit 18 Jahren und 14 Tagen sechst- jüngsten Eintracht-Debütanten in diesem Jahr- tausend. Genau einen Monat später folgte der erste Kurzeinsatz in der Bundesliga, beim 5:1 gegen den FC Bayern. Baum selbst möchte einfach weiter „viel Gas geben, viel abgucken. Das hilft bei der Ent- wicklung“. Und wer weiß, vielleicht heißt es eines Tages auch auf ganz großer Bühne: Vor- lage Baum, Tor Nacho – Heimsieg für Eintracht Frankfurt! Die jüngsten Eintracht-Debütanten seit 2000 1. Marc Stendera 17 Jahre, 3 Monate, 27 Tage 2. 3. 4. Sonny Kittel 17 Jahre, 7 Monate, 7 Tage Juvhel Tsoumou 17 Jahre, 9 Monate, 1 Tag Daniyel Cimen 17 Jahre, 9 Monate, 8 Tage 5. Marc Oliver Kempf 17 Jahre, 9 Monate, 30 Tage 6. 7. 8. 9. Elias Baum Julian Dudda 18 Jahre, 14 Tage 18 Jahre, 29 Tage Stephen Famewo 18 Jahre, 1 Monat, 10 Tage Nico Rinderknecht 18 Jahre, 2 Monate, 2 Tage 10. Vladimir Maljkovic 18 Jahre, 2 Monate, 20 Tage 26