Auf einem guten Weg

Seit der Wiedereingliederung der U21 in den Ligaspielbetrieb im Sommer 2022 glänzt der älteste Ausbildungsjahrgang erst in der LOTTO Hessenliga, später in der Regionalliga Südwest mit ansehnlichem Fußball und größtenteils guten Ergebnissen. Der Erfolg der U21 wird jedoch vordergründig nach anderen Parametern bemessen.

Aus sportlicher Sicht ist der bisherige Werdegang der U21 von Eintracht Frankfurt recht schnell erzählt. In einer starken Premierensaison 2022/23 sicherten sich die Adlerträger vorzeitig die Meisterschaft in der LOTTO Hessenliga und den damit verbundenen Aufstieg in die Regionalliga Südwest. Darüber hinaus sammelte die Mannschaft von Kristjan Glibo aus statistischer Sicht jede Menge Superlative: Unter anderem die beste Offensive (113), die beste Defensive (35) und die längste Serie ohne Niederlage (16) standen am Ende der Spielzeit zu Buche.

In der ersten Saisonhälfte der Regionalliga Südwest knüpfen die Adlerträger bis dato in weiten Teilen daran an. Die Hinrunde beendete die Mannschaft als zweitbestes Heimteam, tabellarisch ist man bisher Dauergast in der oberen Tabellenhälfte, die Offensive zählt ligaweit zu den gefährlichsten. Und doch spielt all dies – so lobenswert die erzielten Ergebnisse zweifellos sind – eine untergeordnete Rolle. 

Denn schon bevor die U21 überhaupt auf dem Platz stand, gab Sportvorstand Markus Krösche klar die Marschroute für den ältesten Ausbildungsjahrgang vor: „Wir wollen die Durchlässigkeit vom Nachwuchs- in den Lizenzspielerbereich verbessern, indem wir uns auf die einzelnen Spieler fokussieren. Weniger auf die Mannschaft und das Ergebnis.“ Dies bedeute nicht, ergänzt der Sportvorstand, dass man Spiele nicht grundsätzlich gewinnen wolle, aber: „Der Fokus liegt auf dem Spieler und der Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen.“

Eine entscheidende Maßnahme zur individuellen Förderung ist es, Spieler frühzeitig in einem höheren Ausbildungsjahrgang einzusetzen. NLZ-Leiter Alexander Richter erklärt dazu: „Es ist statistisch nachgewiesen, dass bei Spielern, die mit einer entsprechenden Qualität ausgestattet sind und in einem Alter von 16 oder 17 Jahren schon Herrenfußball spielen, die Wahrscheinlichkeit viel höher ist, im Profibereich Fuß zu fassen.“ Diese Maßnahme, die übrigens auch in den darunterliegenden Jahrgängen vollzogen wird, sei deshalb fundamental wichtig, so Richter.“

Auch aus dieser, Ergebnis- und Tabellenstand-unabhängigen, Perspektive kann der U21 bisher gute Arbeit attestiert werden. Schon in der LOTTO Hessenliga gingen die Adlerträger mit einem Durchschnittsalter von 21,2 Jahren als jüngste Mannschaft an den Start. Zur Saison 2023/24 konnte das Team weiter verjüngt werden, sodass die Eintracht auch in der Regionalliga Südwest in dieser Statistik ganz oben steht (20,2 Jahre) – gefolgt von den Zweitvertretungen des VfB Stuttgart und der TSG Hoffenheim (jeweils 20,3 Jahre). Zwölf Spieler, die für U19 oder gar U17 spielberechtigt waren, kamen in der LOTTO Hessenliga – teils regelmäßig – zum Einsatz. Abwehrtalent Elias Baum entwickelte sich in der zweiten Saisonhälfte 2022/23 mit gerade einmal 17 Jahren zum U21-Stammspieler. Zum jüngsten Spieler der abgelaufenen Hessenliga-Saison avancierte Nachwuchs-Torjäger Anas Alaoui (Jahrgang 2006), der mit 17 Jahren, einem Monat und einem Tag gegen den SV Neuhof randurfte.

„Der Fokus liegt auf dem Spieler und der Art und Weise, wie wir Fußball spielen wollen“ – Sportvorstand Markus Krösche

In der Regionalliga Südwest ist die U21 von Eintracht Frankfurt das Team, das Spielern des Jahrgangs 2005 – die, grundsätzlich noch U19-spielberechtigt sind – die meiste Spielzeit ermöglicht: So kamen bis Ende der Hinrunde Elias Baum, Luke Gauer, Melvin Hellmann, Davis Bautista und Sidney Raebiger bereits auf 3.531 Einsatzminuten – ein klares Bekenntnis zur ausgerufenen Philosophie.

Und trotz der Tatsache, dass Ergebnisse nicht oberste Priorität haben, schlägt sich die Glibo-Elf bis dato sehr ordentlich: Aus der mutigen, offensiv ausgerichteten Herangehensweise resultiert eine der besten Offensiven der Liga. Mit nur einer Heimniederlage im heimischen Ahorn Camp Sportpark (0:2 gegen den FC-Astoria Walldorf) sind die Adlerträger das bei Redaktionsschluss drittbeste Heimteam der Liga. Diesen eingeschlagenen Weg will das NLZ von Eintracht Frankfurt weiterhin konsequent gehen. 

Stellvertretend dafür, dass man so dem Kernziel – der von Sportvorstand Markus Krösche angesprochenen Durchlässigkeit in den Lizenzspielerbereich – Stück für Stück näherkommt, stehen im Jahr 2023 mit Dario Gebuhr, Nacho Ferri und Elias Baum gleich drei Nachwuchstalente. Innerhalb von 202 Tagen kamen die drei NLZ-Spieler zu ihren Profidebüts. Mehr noch: Torjäger Nacho Ferri erzielte beim 3:0-Auswärtssieg gegen Union Berlin in seinem vierten Einsatz für die Profis (4. November 2023) sein erstes Tor in der Bundesliga. Es war der erste Treffer eines Eigengewächses seit dem 2:1-Siegtor von Aymen Barkok beim Auswärtssieg in Bremen am 20. November 2016 – Urgestein Timothy Chandler einmal ausgeklammert. So darf es gerne weitergehen!