Vietnamesische Kampfkunst
Vom 22. November bis zum 1. Dezember fanden in Vietnam die Weltmeisterschaften in Vovinam statt – mit dabei waren auch sechs Eintrachtlerinnen und Eintrachtler. Ein guter Anlass für die „Eintracht vom Main“-Redaktion, die vietnamesische Kampfkunst genauer unter die Lupe zu nehmen.
Texte: Anna Becker, Nina Bickel
Fotos: Nina Bickel, Tri Dinh, Hoang Giang, Lucas Körner, Thao Nguyen
Ihr fragt euch nun, was ist Vovinam überhaupt? Noch nie gehört? Und seit wann gibt es die Sportart bei der Eintracht? Vovinam Viet Vo Dao, kurz Vovinam, ist eine traditionell überlieferte Kampfkunst aus Vietnam, wobei Vovinam für die angewendete Kampfkunst in einem modernen System und Viet Vo Dao für die vietnamesische Philosophie, den Ein- klang von Körper und Geist steht. Der Begriff „Viet Vo Dao” enthält drei Elemente: „Viet” steht für das Land Vietnam, „Vo” für die Kampfkunst und „Dao“ für den Weg.
Von Vietnam nach Nied
Entscheidend und ausschlaggebend für die Entstehung von Vovinam war der Krieg in den 1930ern. Zu dieser Zeit versuchten französische Truppen Vietnam zu besetzen. In alten Schriften ist überliefert, dass viele grundlegende Techniken des Vovinam hier ihren Ursprung fanden. Großmeister Nguyen Loc lernte zu jener Zeit von vielen Kampfkunstmeistern und
entwickelte aus Elementen vieler Schulen seinen eigenen Stil, ein genau durchdachtes und praktisch erprobtes System aus effektiven Selbstverteidigungstechniken, das für die breite Bevölkerung erlernbar ist. Dabei ging es Meister Nguyen Loc auch um einen philosophischen Hintergrund, um soziales Verantwortungsgefühl sowie die Stärkung des vietnamesischen Nationalbewusstseins. Im Jahr 1938 stellte er sein Vovinam erstmals öffentlich im Opernhaus von Hanoi vor. Aus politischen Gründen verließen ab den 1970er Jahren viele Vietnamesen das Land, unter ihnen waren Vovinam-Meister, die später im Ausland ihre Kampfkunst unterrichteten. Heute existieren Vovinam-Schulen und -Vereine in der ganzen Welt – in Süd- und Ostasien, im Nahen Osten, in den USA, in Afrika, in Australien und in Europa – so auch in Nied.
Meister Dai Chieu Tran kam 1970 wegen des Krieges in Vietnam zum Studium nach Deutschland, zunächst nach Stuttgart, später verschlug es ihn nach Berlin, in beiden Städten machte er Vovinam-Gruppen auf. Als Dai Chieu Tran sein Studium abgeschlossen hatte, bekam er in Frankfurt einen Job. Und wie sollte es anders sein – auch hier gründete er dann eine Vovinam-Gruppe. Und da er in der Regel versuchte, mit seiner Gruppe an einen großen, breiten Sportverein anzudocken, fand Vovinam 1986 eine Heimat bei der SG Nied, zuvor gab es lediglich Judo als Kampfsport im Angebot. Seit der Fusion zum 1. Juli 2021 wird nun unter dem Dach der Eintracht trainiert.
Lest auf den kommenden acht Seiten, was ihr alles über die vietnamesische Kampfkunst wissen solltet. Außerdem stellen wir euch die Eintrachtlerinnen und Eintrachtler vor, die die Eintracht-Farben in Vietnam vertreten haben, und geben ein Update darüber, wie sie abgeschnitten haben. Eine sehr beeindruckende Sportart, so viel sei an dieser Stelle schon verraten.