Was macht eigentlich…
…David Mitchell
Wenn David Mitchell über seine Zeit bei der Eintracht spricht, schwärmt er von den „Fans hier, von den Stadien, der Atmosphäre“ und natürlich von der Tatsache, dass er seine Frau in Deutschland kennengelernt hat. Bei der Hochzeit waren unter anderem seine ehemaligen Mitspieler Karl-Heinz Körbel und Armin Kraaz dabei. Das Wiedersehen kürzlich war herzlich, auch der seit über zehn Jahren in der Fußballschule angestellte Uwe Müller begrüßte Mitchell im ProfiCamp der Eintracht im Herzen von Europa. Oft wird Mitchell als das bezeichnet, was er damals war: „Das erste Känguru in Deutschland“, rufen Körbel und Co.
In der Tat war David Mitchell der erste Australier in der Bundesliga. Kürzlich führt ihn sein Weg wieder nach Deutschland, um auszuloten, ob australische Talente oder ganze Teams eine sportliche Zukunft in und um Frankfurt haben könnten. Sei es als Spieler oder bei Trainingscamps, aber auch andersherum könnte es funktionieren. „Ich suche auch Spieler, die nach Australien kommen wollen“, sagt er und verweist auf Nationalspieler seines Landes, die in Europa aufgewachsen sind und nun für seine Heimat spielen. Ein Beispiel kennt man bei der Eintracht bestens: Ajdin Hrustic, der im Europa-League-Finale 2022 einen Elfmeter verwandelte.
Bei jenem Spiel war Mitchell als Experte im australischen Fernsehen im Einsatz, schließlich spielten die Adlerträger gegen einen weiteren von Mitchells Ex-Vereinen: die Glasgow Rangers. Er ist also immer noch mit der Eintracht verbunden, seinen Aufenthalt in Frankfurt hat Armin Kraaz eingefädelt. Deren gemeinsamer Trainer war einst Dietrich Weise, der mit der deutschen U18-Nationalmannschaft 1981 in Australien Weltmeister wurde und dort schon auf Mitchell aufmerksam wurde. Später holte er ihn aus seiner Geburtsstadt Glasgow zur Eintracht.
„Das erste Känguru in Deutschland“
„Es war eine coole Erfahrung, so jemanden in der Mannschaft zu haben. Er hat viel geleistet auf dem Trainingsplatz, aber auch in der Kneipe“, sagt Armin Kraaz mit einem Augenzwinkern. Bei damals nur erlaubten zwei Ausländern war es nicht Usus, Spieler aus Übersee in den eigenen Reihen zu haben. An dieser Regelung scheiterte auch seine Weiterbeschäftigung im Sommer 1987. Mitchell erklärt: „Ebi Smolarek war schon da, Lajos Detari sollte kommen. Man konnte mir keine Einsätze garantieren, also bin ich gegangen. Leider!“
Es zog ihn nach Rotterdam, wo er ebenso wie zuvor in Schottland und Deutschland erster „Aussie“ war – und nach der Karriere auch als Scout wirkte. Außerdem war der Inhaber der UEFA-Pro-Trainerlizenz auch als Cheftrainer in seiner Heimat und Malaysia tätig. Ganz der Weltenbummler also auch hier, nachdem er schon als Spieler bei Vereinen in sieben Ländern unter Vertrag stand.
„Fußball entwickelt sich in Australien. Ich habe Spaß daran, dabei mitzuwirken“, sagt Mitchell am Rande der Partie gegen Helsinki, bei der er von Waldtribünen-Moderatorin Pia Geiger nach dem Interview auf der Bühne ein Bild geschenkt bekommt. Darauf zu sehen ist das Plakat, das Eintracht-Fans kurz vor seinem Abschied im Stadion aufgehängt hatten. „Mitchell unser Kämpfer muss bleiben. Dave, wir mögen dich“, heißt es darauf. Mitchell zeigt sich gerührt und freut sich über die Anerkennung, die er in Frankfurt immer noch erfährt. Und das nicht nur, weil er der erste Australier in der Bundesliga war.