Was macht eigentlich…

…Daniyel Cimen?

Debüt in der Zweiten Liga im Alter von 17 Jahren, zwei Aufstiege, DFB-Pokalfinale, „Co“ bei der U23, U19-Cheftrainer, Übungsleiter in der Fußballschule, Spieler der Traditionsmannschaft. Daniyel Cimen und die Eintracht – das ist eine Verbindung, die mit kleiner Unterbrechung nun im 30. Jahr besteht. Auch wenn seit nunmehr einem Jahrzehnt die Trainertätigkeit im Seniorenbereich bei höherklassigen Amateurklubs im Vordergrund steht. Dennoch: Kontakte zu alten Weggefährten wie Alex Meier und Ervin Skela, die Cimen natürlich immer wieder bei der Tradi trifft, sind nie abgerissen; einer seiner besten Kumpels ist Michael Fink, der ehemalige Mittelfeldakteur der Adlerträger. Alle zusammen spielen sie in der Eintracht-Tradi, zum Beispiel zuletzt beim Hallenturnier in Frankfurt.

Mit neun Jahren bekam der Sohn aramäischer Eltern ein Angebot von Eintracht Frankfurt, nachdem seine SG Nieder-Roden bei einem Hallenturnier die Eintracht im Finale bezwang. „Das war eine riesige Belastung für meine Familie. Wir trainierten dreimal pro Woche, hinzu kamen Spiele am Wochenende und lange Fahrten.“ Cimen schlug sofort ein, spielte ab der C-Jugend regelmäßig für die deutschen U-Nationalmannschaften (62 Länderspiele!). „Die Krönung war in der B- und A-Jugend, als ich sogar mit zwei Jahre älteren Jungs zusammenspielte.“ 

Mit 17 Jahren debütierte der gebürtige Hanauer beim 4:1-Heimsieg der Eintracht in der Zweiten Liga gegen LR Ahlen. SGE-Trainer Willi Reimann hatte Cimen nach Einsätzen bei den Amateuren zu den Profis hochgezogen, seine ersten Jahre waren furios. Erst der sensationelle Aufstieg nach dem 6:3 gegen Reutlingen, dann der Abstieg und die sofortige Bundesligarückkehr mit Friedhelm Funkel. „Unter Reimann ging ich durch die harte, alte Schule. Jeder musste sich beweisen. Das änderte sich mit Funkel, vor allem Co-Trainer Armin Reutershahn arbeitete sehr viel mit Nachwuchsspielern“, erinnert er sich an seine Anfangszeit zurück, in der es wie in der Jugend zunächst stetig nach oben ging. „Daher überwiegt in der Rückbetrachtung das Positive über meine Zeit als Adlerträger.“ 

Von den Trainern habe er sich jeweils das Beste herausgepickt. „Friedhelms Devise lautete: ‚So wie man trainiert, so spielt man auch.‘ Das hat mich als Spieler und Mensch geprägt.“ Im September 2005 gab Cimen sein Erstligadebüt gegen Wolfsburg, nur ein halbes Jahr später stand er im DFB-Pokalfinale gegen die Bayern (0:1) auf dem Feld. „Funkel setzte auf das Kollektiv“, so Cimen. Aber selten auf den Youngster, der die meisten Partien – so auch im UEFA-Cup – nur von der Bank aus verfolgen durfte.

Er wechselte im Winter leihweise nach Braunschweig in die Zweite Liga, wo er eine Win-win- Situation sah. „Willi Reimann kontaktierte mich, ich hatte Hoffnung auf mehr Spielpraxis. Wir stiegen aber ab, zeitgleich waren die Signale für eine Rückkehr an den Main nicht überzeugend. Dann kam der Wechsel zum OFC, in dieser Zeit riss ich mir nach einem Muskelfaserriss die Sehne im Wadenbereich ab. Fortan ging es mit der Karriere bergab, ständig war ich beim Arzt und wollte nach etlichen Verletzungen wissen, ob es Sinn macht, leistungsorientiert Fußball zu spielen.“ Auch mit den Kickers stieg Cimen ab, erhielt aber trotz Verletzung einen neuen Vertrag in der Dritten Liga. „Meine Muskelstruktur hat sich jedoch auch danach in Aue zunehmend verschlechtert, die Verletzungen nahmen zu. 

2010 kehrte „Cimi“ zurück an den Main, wollte bei der U23 auf Ursachenforschung gehen und „sich fit halten“. Der Deutsch-Aramäer trainierte in der Vorbereitung mit, bis das Trainerteam mit Oscar Corrochano und Uwe Bindewald ihn einsetzen wollte. Der damals 25-Jährige zögerte nicht, „ich hatte ein gutes Bauchgefühl und wollte es wissen“. Cimen absolvierte in zwei Jahren 58 Regionalligaspiele und war spielender Co-Trainer, zeitweise auch Cheftrainer aufgrund von Corrochanos Abwesenheit infolge des Fußballlehrerlehrgangs. Danach rückte er als Cheftrainer in die U19 und war über zwei Jahre für den ältesten Juniorenjahrgang am Riederwald verantwortlich, ehe er seit 2015 im Seniorenbereich coacht.  

Als er parallel noch selbst spielte, brachte das einmal die kuriose Situation mit sich, mit zwei Teams zur Winterpause Tabellenführer zu sein – als Trainer bei Hessenligist Rot-Weiß Frankfurt und als Spieler mit Hanau 93. Seit sechs Jahren steht er beim FC Gießen an der Seitenlinie, sein spielender Co-Trainer ist Michael Fink. Aktuell kämpft er mit den Mittelhessen in der Hessenliga um die Rückkehr in die Regionalliga, in der Cimen den Verein bereits drei Jahre anleitete. Am 17. Februar ist der FC im altehrwürdigen Waldstadion Gießen Gastgeber für ein Testspiel gegen die U21. Aktiv ist er zudem als Trainer in der Eintracht Frankfurt Fußballschule, betreut bei Feriencamps den Nachwuchs. Die Verbundenheit zur Eintracht läuft für Cimen also immer weiter, nun im 30. Jahr.  

Text: Philipp Dibelka
Fotos: Joachim Storch, Archiv