22. Januar 1984, Baldo Di Gregoria

Unter Hrubesch DFB-U-Spielel, aber „Schalter nicht umgelegt“ 

Hätte, hätte, Fahrradkette. Was wäre aus Baldo Di Gregorio geworden, wenn er sein Potenzial ausgeschöpft hätte? Man weiß es nicht. Hessenauswahl in der U14, von Matthias Sammers Vater Klaus zum DFB eingeladen und U15-Nationalspieler geworden, an der Seite von den 2014er-Weltmeistern Basti Schweinsteiger und Per Mertesacker die U16-EM 2001 gespielt und später mit der U19 unter Horst Hrubesch England geschlagen. Das sind die Fakten im Schnelldurchlauf zu Di Gregorios Jugendzeit, die er zunächst bei Kickers Offenbach und später bei der Eintracht verbrachte.  

Doch bei den Profis konnte sich der gelernte Innenverteidiger unter Willi Reimann nicht behaupten. Der Aufstiegstrainer von 2003 zog ihn zwar in der darauffolgenden Saison aus dem Oberliga- (u.a. Patric Klandt, Daniyel Cimen, Oscar Corrochano) ins Bundesligateam, doch zu mehr als einer Kadernominierung reichte es nicht. Der heute 40-Jährige zeigt sich selbstkritisch, „ich konnte den Hebel im Seniorenbereich nicht umlegen. Es war eine reine Kopfsache. Ich konnte nicht von heute auf morgen im Training von 90 auf 110 Prozent umschalten.“ 

Schade, denn der Deutsch-Italiener hatte das Potenzial, die technische Klasse, die er auch heute in der Traditionsmannschaft der Eintracht noch aufblitzen lässt. „Das ist wie ein großer Freundeskreis. Da fällt es einem nicht schwer, auch privat mit dem einen oder anderen Weggefährten kicken zu gehen.“ So wie mit seinem Kumpel und Ex-Adlerträger Slobodan Komljenovic, mit dem er auch in seiner Freizeit viel unternimmt. 

„Für mich ist es das Größte, mit Kindern zu arbeiten und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“  

Zwischen der Profi- und der Tradizeit bei der Eintracht führte ihn sein fußballerischer Weg über Schweinfurt, Slavia Sofia unter Ex-Adlerträger Petar Hubchev, Eschborn, Ahlen (Aufstieg in die Zweite Liga mit u.a. Kevin Großkreutz und Marco Reus), Bielefeld und den Iran wieder zur geliebten Eintracht – zur U23 bei seinem heutigen Tradikollegen Alexander Schur. Danach spielte er noch unterklassig.  

Als Sportlehrer bietet Di Gregorio heute Sport-AGs an einer Grundschule an. „Die Idee entstand Anfang der 2010er Jahre, als Litcam gegründet wurde. Litcam ist ein Projekt, welches Sport und Kultur miteinander verknüpft. Wir arbeiten mit 20 bis 25 Kindern zusammen, die bei Kursen in zwei Gruppen geteilt werden. Die eine Gruppe spielt Fußball, die andere Gruppe absolviert einen Deutsch-Förderkurs. Nach 45 Minuten wird gewechselt.“ So soll mit Hilfe von Spaß Integration und Sport verbunden werden. „Für mich ist es das Größte, mit Kindern zu arbeiten und ihnen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Daran sieht man, dass Sport Menschen verbindet.“ Das ist aus heutiger Sicht für den nun 40-Jährigen auch wichtiger als die verpassten Bundesligaminuten.