6. Februar 1984, Kathrin Klaas
„Vier ist wohl meine Zahl“
Ein Vierziger-Spezial in dieser Ausgabe ohne Kathrin Klaas? Aus mehreren Gründen undenkbar! Der erste: Wenn Ariane Friedrich-Lange hier auftaucht, darf Klaas nicht fehlen. Nicht nur, weil beide mit einem Abstand von knapp 40.000 Minuten ihren 40. Geburtstag gefeiert haben. Wie die Hochspringerin war auch Klaas lange bei den großen Meisterschaften der Leichtathletik unterwegs, hat in ihrer Karriere nach dem Wechsel zur Eintracht nie wieder das Trikot getauscht, gehörte in Deutschland über ein Jahrzehnt zur Spitze, ist ebenso bei der Polizei beschäftigt und gibt heute ihr sportspezifisches Fachwissen an den Nachwuchs weiter.
Kernkompetenz der zweimaligen Deutschen Meisterin war und ist das Hammerwerfen. Nur die Dominanz von Vereinskollegin Betty Heidler verhinderte mehr nationale Titel, denn gleich siebenmal wurde sie Zweite hinter der Weltmeisterin von 2007. Apropos große Meisterschaften, und damit zum zweiten Grund für Klaas‘ Anwesenheit im Vier(zig)er-Spezial: Zweimal EM-Vierte, einmal WM-Vierte und einmal Vierte bei Olympischen Spielen – gleich viermal landete die gebürtige Haigerin auf Rang vier bei großen Meisterschaften.
Und als sie 2005 den Hammer auf über 70 Meter schleuderte, war sie die vierte deutsche Werferin, die diese Marke knackte. „Natürlich nerven die vier vierten Plätze tierisch. Aber vier ist wohl meine Zahl“, sagte Klaas anlässlich ihres Karriereendes 2018 nach Platz sieben bei der EM in Berlin – und viermal vier Jahren in der deutschen Hammerwurfspitze, davon nur die erste Saison nicht im Eintracht-Trikot. 2002 war sie erstmals bei den „Deutschen“ im Endkampf, 16 Jahre später war dann mit einem weiteren 70-Meter-Wettkampf bei der Europameisterschaft Schluss. Zwischenzeitlich hatte sich „K“ in ihrer besten Saison 2012 bis auf 76,05 Meter gesteigert. Betty Heidler ist die einzige Deutsche, die jemals weiter geworfen hat.
Als Hammerwerferin und mit den Profifußballern die ganze Welt bereist und in Frankfurt heimisch
Klaas, die Eintracht und Frankfurt – heute im Dreigestirn untrennbar. Die Polizeioberkommissarin ist lebenslanges Mitglied der Eintracht, reist mit den Profifußballern quer durch Europa und ist regelmäßig im Deutsche Bank Park zu Gast. Hier ist sie sogar nach Karriereende bei Treppenläufen in Richtung der Nordwestkurve gesichtet worden. Einmal Eintracht, immer Eintracht.
Ihre Erfahrung im Hammerwurf gibt sie unterdessen als Trainerin an junge Eintracht-Athletinnen wie Lucie Holzapfel und Larissa Rollbergweiter. Ihr Optimismus, ihre Fähigkeit, Menschen für Dinge zu begeistern, ihre empathische, entschlossene Art, ihr Eintracht-Gen – all das ist auch hier gefragt.
Mit 19 Jahren verließ sie Mittelhessen, ging nach Frankfurt – und erfüllte sich einen Kindheitstraum. „Ja, es war einer, in eine große Stadt wie Frankfurt zu kommen“, erzählte sie der „Eintracht vom Main“ vor wenigen Jahren. Was sie an Frankfurt schätzte, beantwortete sie einmal so: „Es ist eine wunderbar weltoffene Stadt der Kontraste, die viel zum Entdecken bietet, wenn man das Herz öffnet und nicht nur den Standard anschaut.“ Ein Satz für das Poesiealbum mit den schönsten Statements über die Mainmetropole, in der sie neben dem Deutsche Bank Park unter anderem den Lohrberg und das Grüne schätzt – das sie seit einigen Jahren am liebsten mit ihrem Gravelbike erkundet.
Einmal Eintracht, einmal Frankfurt – immer Eintracht Frankfurt für Kathrin Klaas, durch eine Urkunde nicht nur die nächsten vier(zig) Jahre, sondern sogar lebenslang besiegelt.