Unternehmergeist und Eintracht-Herz
Es ist das Jahr 1975. Ein kleiner Bub ist mit seinem Vater und seinem Onkel auf dem Weg ins Stadion. Es riecht auf dem Waldparkplatz nach Bratwurst vom Holzkohlegrill, das Flutlicht brennt und das Rund ist gut gefüllt. Wer gegen wen spielt? Fast egal. Die Augen des Jungen leuchten, das Herz ist schnell verloren. Und damit ein Fan für die Eintracht dazugewonnen. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Fast 50 Jahre später ist aus dem kleinen Bub ein erfolgreicher Unternehmer geworden – großer Eintracht-Fan ist er noch immer. Am 5. Februar 2024 ist er zum Präsidenten von Eintracht Frankfurt gewählt worden und für ihn damit ein Lebenstraum in Erfüllung gegangen. Es ist die Geschichte von Mathias Beck.
„Für mich war das einfach total inspirierend. Das Stadionerlebnis war es, das mich angefixt hat. Mir war klar: Da muss ich dabeibleiben, hier muss ich so oft hin, wie es geht, weil die Atmosphäre einfach so schön war“, erzählt Mathias Beck heute über seinen ersten Besuch im Stadtwald. Er ist damals vier Jahre alt, lebt mit seinen Eltern bei Merenberg nahe Weilburg. Noch konnte keiner ahnen, was viele Jahre später folgen sollte und sich aus der Liebe zur Eintracht entwickeln würde.
Mit 13 Jahren zieht Mathias Beck mit seiner Familie ins Rheinland. „Ich habe meinen Eltern gesagt: ‚Wir können das machen, aber nur, wenn ich weiterhin zur Eintracht darf‘“, berichtet er heute lachend. Seine Eltern halten Wort, jedes Heimspiel kann er live im Stadion verfolgen. „Es ist verrückt, wenn man heute daran denkt, dass ich teilweise alleine in den Zug gestiegen bin, um zur Eintracht zu fahren. Ich habe meinen Eltern hier viel zu verdanken.“ Doch als Eintracht-Fan im Rheinland, das war erst einmal gar nicht so einfach: „Die ersten Tage waren extrem schwer. Ich bin mit einem Eintracht-Trikot in den Sportunterricht gegangen und die Mitschüler haben mich angeguckt, als wäre irgendetwas nicht ganz normal bei mir. Alle kamen im FC-Trikot. Ich bin dann doch aber recht schnell angenommen und selbst mit dem Trikot akzeptiert worden.“ Die räumliche Trennung kann das Zugehörigkeitsgefühl zum Verein nicht verhindern, im Gegenteil. Der Wunsch, nach Frankfurt zu ziehen, wird größer, „um näher an der Eintracht zu sein“ – na klar. Doch noch war der Zeitpunkt nicht gekommen.
1990 beginnt Mathias Beck seine Ausbildung zum Industriekaufmann bei HARIBO in Bonn. Von den Riegel-Brüdern, insbesondere Paul Riegel, der für das Immobiliengeschäft der Familie verantwortlich ist, lernt er enorm viel. Doch der Wunsch, nach Frankfurt beziehungsweise ins Rhein-Main-Gebiet zurückzukehren, lässt ihn weiterhin nicht los. 1996 ergibt sich dann die Gelegenheit: Die Binding Brauerei ruft! Dort übernimmt er als kaufmännischer Leiter den Liegenschaftsbereich. Die Rückkehr nach Frankfurt ist damit perfekt und der berufliche Werdegang nimmt seinen weiteren Lauf. „Ich wollte schon immer selbstständig arbeiten“, erzählt Beck, der seine Förderer zur beruflichen Anfangszeit auch heute noch sehr zu schätzen weiß. 1999 geht auch dieser Traum in Erfüllung und Beck baut sich mit der Übernahme einer bereits bestehenden GmbH im Immobiliensektor sein eigenes Geschäft auf. Hinzu kamen in den vergangenen Jahren weitere Tätigkeiten und Beteiligungen – unter anderem im Bereich der ambulanten, geriatrischen Rehabilitation und Prävention. Über 300 Mitarbeitende verantwortete er bis zum 31. Dezember 2023.
„Das Stadionerlebnis war es, das mich angefixt hat. Mir war klar: Da muss ich dabeibleiben, hier muss ich so oft hin, wie es geht.“ – Mathias Beck
Um sich voll und ganz auf seine Aufgaben bei der Eintracht konzentrieren zu können, hat der 53-Jährige die operativen Geschäfte abgegeben. Ein großer Schritt, doch der richtige für Beck, der Dinge gerne anpackt und sie zu 100 Prozent auch lebt. Der Fokus liegt nun auf seiner Eintracht.
Seit Juni vergangenen Jahres ist der Vater zweier Töchter, die selbst im Eiskunstlauf aktiv sind, bereits mehrere Tage pro Woche am Riederwald tätig, hat die unterschiedlichen Bereiche und die Sportabteilungen des Vereins intensiv kennengelernt. Insbesondere das Engagement der Menschen hat ihn schwer beeindruckt. „Die Basis sind unsere Fans, sind unsere Sportler. Mit denen müssen wir uns täglich unterhalten und die Ohren ganz nah am Geschehen haben. Das werden wir nie vernachlässigen“, so Beck. Nun kann er, der selbst mit Schwimmen, Tennis und Fußball aufgewachsen ist, seiner Leidenschaft voll und ganz als Präsident nachgehen. Jeden Morgen klingelt dafür – wie immer – um 5.30 Uhr der Wecker.
Es gibt viel zu tun, genau da will Mathias Beck anpacken. Damit die Eintracht den eingeschlagenen positiven Weg weitergeht, sich weiterentwickelt und wachsen kann. Und damit nicht nur viele Sportlerinnen und Sportler mit dem Adler auf der Brust aktiv sein können, sondern auch Kinder im Stadion ihr Herz an die Eintracht verlieren. So wie er.
Mathias Beck