Brinkmann im Schlafsack
DFB-Pokalaus beim Drittligisten, danach ein 5:1-Sieg über den FC Bayern München. Da sagt der routinierte Fan: Typisch Eintracht. Immer wieder gibt es in der Geschichte des Vereins Pleiten, Pech und Pannen. Deswegen haben die Fans die Eintracht so lieb. Ein paar Kuriositäten aus 125 Jahren Eintracht Frankfurt.
Erfahrene Eintrachtler sprechen mit leuchtenden Augen von der launischen Diva, die eben an jenen magischen Tagen in der Lage ist, gegen alle zu gewinnen, um dann in der Woche darauf als haushoher Favorit zu verlieren. Das war schon bei Karl-Heinz Körbels Bundesligadebüt so: Spiel eins gegen die Bayern gewonnen, die Woche darauf in Oberhausen verloren. Hier für alle Generationen von Eintracht-Fans einige unangenehme Schlagworte: SV Flörsheim (1936), Jahn Regensburg (1958), Karlsruher SC (1964), FC Hansa Rostock (1992), VfB Oldenburg (1996), VfB Stuttgart Amateure (2000) und FC Saarbrücken (2023).
Genauso oft hat die Eintracht alle überrascht – sei es gegen die Rangers 1960 (6:1), gegen die Bayern 1975 (6:0), gegen Real Madrid 1983 (2:1) oder gegen den FC Barcelona 2022 (3:2). Manchmal war es schwer, ins Stadion zu kommen, so zum Beispiel beim Relegationsspiel gegen den FC Saarbrücken 1989, als an den Eingängen nicht genug Eintrittskarten zur Verfügung standen und Tausende erst zur Halbzeit in den Blöcken waren.
Einmal stürmten die Fans einfach das ausverkaufte Stadion,
damals 1953 in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft gegen den 1.FC
Kaiserslautern. Man schätzt, dass im Stadion, in das damals offiziell 68.000
Besucher durften, mehr als 75.000 Fans waren, die bis an den Spielfeldrand
saßen und sich über die unglückliche 0:1-Niederlage ärgerten.
Einmal baute die Eintracht sogar kurzfristig eine mobile Tribüne ein. Das war in der Endrunde 1959 und im Rückblick war das eine weise Entscheidung. Damals spielten auch die Offenbacher Kickers ihre Endrundenspiele in Frankfurt und bis heute hätte sich die Eintracht den Zuschauerrekord mit dem OFC teilen müssen, wenn nicht die Eintracht vergessen hätte, dem FK Pirmasens die ihm zustehenden Sitzplatzkarten zuzusenden. Als der FK anfragte, waren die längst ausverkauft. Pirmasens drohte mit einer Beschwerde beim DFB, die Eintracht baute kurzerhand eine Holztribüne für 1.000 FK-Fans. Bis heute leuchtet der Zuschauerrekord im Stadion: Mai 1959, Eintracht Frankfurt gegen FK Pirmasens, 81.000 Zuschauer. Angesichts dieser Masse an Fans interessiert sich keiner mehr für die 80.000, die die Kickers eine Woche vorher ins Stadion gelockt haben.
Nicht nur mit Tickets gab es bei unserer Eintracht immer wieder Probleme. Auch die Liquidität war manchmal gefährdet. Zum ersten Mal bereits 1906, als Kassenführer Kühn kurzerhand mit dem Vermögen des Eintracht-Vorgängers Kickers durchbrannte; in der Kasse fanden sich nur noch 42 Pfennig. Kühn versprach, das veruntreute Klubvermögen in Höhe von rund 900 Mark zurückzuzahlen. Ob er das tat, ist nicht bekannt.
In Inflationszeiten stieg der Mitgliedsbeitrag bei der Eintracht rasant. Im Januar 1923 kostete der Monatsbeitrag 300 Mark, im Juni 1.000 Mark und im Juli 3.000 Mark.
Bis heute sind die Detari-Millionen ein großer Mythos des Vereins und werden von vielen noch gesucht. Blickt man mit ein wenig buchhalterischem Verständnis auf die Zeit, als die Eintracht 16 Millionen Ablöse für Lajos Detari bekam, sieht man aber, dass alles wieder investiert wurde – und nichts übrigblieb. 2002 schreckte die Meldung des Lizenzentzugs auf, doch die Eintracht konnte diesen mit juristischer Hilfe abwenden.
Die Liste der Kuriositäten bleibt lang, der Blick geht ins „Detari-Jahr“ 1988: Klofensterkündigung (Kraus), Faustschlag auf der Mitgliederversammlung (Freddy) und einen Neun-Tage-Präsidenten (14.-22. November 1988) – trotzdem holte die Eintracht den DFB-Pokal. Und in den anderen 124 Jahren war auch immer was los. Hier noch eine Auswahl von kuriosen Bildern.
Schöppche
Vereinsmaskottchen „Schöppchen“ gibt es auch als Comic, das zum Beispiel dem Kölner Geißbock einschenkt
Motorradfussball
Hauptsache es geht rund: Auf dem Eintrachtplatz am
Riederwald finden einst auch Motorradfußballspiele statt.