Neue Heimat, neuer Alltag
Auf 230 Quadratmetern wurden in der Wintersporthalle nicht nur professionellere Bedingungen geschaffen – eine neue Heimat ist entstanden, in der die Eintracht Frauen nun auch rund um die Trainingszeiten gemeinsam essen, regenerieren und Zeit verbringen.
Rund sieben Stunden bis zur ersten Einheit auf dem Rasen zeigt der Zeitplan. Trotzdem herrscht um 8 Uhr morgens schon Leben in der Wintersporthalle. Rechts neben der Tür stapeln sich die Fußballschuhe auf der Ablage, links leuchtet in Weiß der „Eintracht“-Schriftzug, aus dem ersten Raum klingt bereits das Klappern von Geschirr und leichtes Stimmengemurmel. Tritt man ein, erinnern an den Wänden auf Leinwände gedruckte Fotos an den Champions-League-Einzug, das Trainingslager und gemeinsame Feiern. Am Tisch sitzen bereits einige Spielerinnen mit Müsli und Obst in den Schalen. Gemeinsames Frühstück.
Auf dem Gelände des Deutsche Bank Parks, genauer gesagt im Schatten des Stadions in der Wintersporthalle hat sich in den vergangenen Monaten einiges getan. Was vor einem halben Jahr noch eine Baustelle war, hat jetzt nicht nur einen Anstrich in Eintracht-Farben bekommen. Auf einer Gesamtfläche von rund 230 Quadratmetern ist eine neue Heimat rund um die Trainingseinheiten für die Eintracht Frauen entstanden – individuell und gemeinsam mit den Spielerinnen gestaltet.
Im gleichen Zug wurde auch die Ernährung der Spielerinnen noch einmal mehr in den Fokus gerückt: „Die Ernährung spielt im Profifußballeine sehr große Rolle und wird immer noch häufig unterschätzt. Das richtige Essen kann über die Leistungsfähigkeit jeder einzelnen Spielerin entscheiden“, erklärt Shaline Deuchert, die die Leitung der medizinischen Abteilung Frauenfußball innehat. „Das war der Grund, warum wir mit unseren Experten im Bereich Ernährung ein gesamtheitliches Konzept im Zuge des Umbaus entwickelt haben, um die Spielerinnen bestmöglich bei den unterschiedlichen Belastungen unterstützen zu können. Ein Teil davon ist das neu eingeführte tägliche Frühstücksangebot“
„Ganz wichtig ist unsere Kaffeemaschine“ Hannah Johann
Nach dem Frühstück heißt es: Ab zum Krafttraining und gleichzeitig ins Herzstück der umgebauten Wintersporthalle. Auf rund 100 Quadratmetern hat das Team nun seinen eigenen Athletikraum mit mehr als 15 verschiedenen Geräten. Schwarzer Teppich, schwarze Wände, laute Musik aus dem Boxen, an der Wand prangt das Zitat der Frankfurter Frauenfußballlegende Birgit Prinz (insgesamt 13 Jahre beim 1. FFC Frankfurt). Trainiert wird immer in zwei Gruppen, „die zweite Heimat von Stina Johannes“, erklärt Anna Aehling mit einem Augenzwinkern und verrät damit, wer die eine oder andere Überstunde an der Hantelbank absolviert.
Nach der Vormittagseinheit im Kraftraum wird nun unter der Woche gemeinsam zu Mittag gegessen. Zur Auswahl gibt es vier verschiedene Gerichte, an diesem Tag stehen unter anderem Hähnchenbrust mit Paprika und Vollkornnudeln oder eine Kichererbsen-Bowl auf dem Plan. Wer später im Kraftraum fertig ist, kann sich die vorbereitete Portion einfach in der Mikrowelle aufwärmen. „Das klappt gut, außer wenn die Trainer mal wieder das falsche Essen nehmen und alles durcheinanderkommt“, berichtet Hannah Johann mit einem Lachen. Ebenfalls im Dauerbetrieb: „Ganz wichtig ist unsere Kaffeemaschine – wir haben da ein paar kleine Kaffeejunkies. Übrigens auch im Nebenraum.“ Da befindet sich das Trainer- und Staffbüro.
Die Zeit zwischen den Einheiten geht schnell rum. „Wir haben eine Dartscheibe und eine kleine Tischtennisplatte, die wir aufbauen können. Wir haben überlegt, noch ein paar Kartenspiele zu besorgen“, erklärt Aehling. Teilweise wird für die Uni gelernt, ferngesehen und gelesen. Sportlich gearbeitet wird aber natürlich ebenfalls: Besprechungen und Videoanalyse stehen auf dem Programm, bevor es wieder raus auf den Rasen geht. Intensive 90-Minuten-Einheit: Aufwärmen, Passübungen, elf gegen elf, Ausschießen.
Schwarz dominiert auch die Kabine, in der sich alle Spielerinnen nach dem Training zurückziehen. Nicht nur Nummer und Namen verraten, wer wo seinen Platz hat. Fotos und Erinnerungsstücke haben direkt nach dem Umzug ihren Platz an den Spinden gefunden. Durch eine Tür geht es von der Kabine direkt in den „Beauty- und Spabereich“, wie Aehling mit einem Augenzwinkern erklärt. Tatsächlich verstecken sich hinter der Tür neben den Duschen eine Sauna und ein Kältebecken.
Einen Raum weiter kümmern sich die Physiotherapeuten des Teams um die Behandlungen. „Gerade an den kalten Tagen wurde die Sauna viel genutzt, durch die Wärme wird die Muskulatur entspannt und das Immunsystem gestärkt“, erklärt Shaline Deuchert. „Durch das Kältebecken kann die Durchblutung und so die Regeneration gefördert werden, wobei man zugeben muss, dass viele Spielerinnen es vor allem an wärmeren Tagen nutzen.“ Um die Speicher schnell wieder aufzufüllen, mixt Shaline mit ihrem Team nach intensiven Trainingseinheiten und rund um den Spieltag zusätzlich noch Recovery Shakes.
Zwei Einheiten sind geschafft. Draußen dämmert es schon, während die Trainingskleidung noch schnell zu Zeugwart André gebracht wird und in den großen Waschmaschinen Platz findet. Kurz nach 17 Uhr zeigt die Uhr, als es Zeit für den Heimweg ist und wieder Ruhe in die Wintersporthalle einkehrt. Feierabend für heute. Morgen geht es weiter. Im neuen Reich der Eintracht Frauen.