„Ein echtes
Holz-Tor“
Es ist der berühmteste seiner Art – allzu viele
dürfte es nicht geben, aber im Europacup hat er wahrscheinlich ein
Alleinstellungsmerkmal. Bernd Hölzenbein sitzt 1979 auf dem Hosenboden, als
Bukarest-Keeper Constantin Stefan das glitschige Leder aus den Händen gleitet,
ihm auf dem Kopf fällt und Holz geistesgegenwärtig in Richtung Tor köpft.
Das Leder trudelt über die Linie, in letzter Sekunde rettet sich die Eintracht
in die Verlängerung – und erreicht nach dieser im UEFA-Cup die nächste Runde.
Mitspieler und ein bestens bekannter Zuschauer sprechen über die Szene.
„Das Tor ist ein Spiegelbild seiner Karriere, er war immer ein Schlitzohr. Er hatte das Näschen. Ich dachte nur: Was macht er da auf dem Boden? Der Torwart hatte bis dahin super gehalten. Er hatte ein Handtuch im Netz, hat sich nach jedem gehaltenen Ball die Handschuhe abgetrocknet. Und dann lässt er den Ball fallen. Bernd sitzt da und köpft ihn rein. Unglaublich.“
Karl-Heinz Körbel
„Wir bekamen einen Eckball und ich fragte den Schiedsrichter, wie lange noch zu spielen ist. Er sagte: Nur noch diese Ecke. Die Ecke wird abgewehrt und Karl-Heinz schießt einfach Richtung Tor. Bist du wahnsinnig, dachte ich. Dann kam Holz. Er war meistens da, wo es gebrannt hat. Es war natürlich Glück, sonst wären wir raus gewesen.“
Willi Neuberger
„Ich war im Stadion, hatte gute Sicht auf die Szene und saß nur 20 Meter entfernt. Das war ein erhabener Moment. Mir fällt kein Eintracht-Spieler ein, dem das gelungen wäre. Dieses Tor musste von Bernd Hölzenbein kommen.“
Henni Nachtsheim
„Ich hatte nicht gut gespielt und bin zur Pause gegen Norbert Nachtweih ausgewechselt worden. Wir sind auf der Bank verrückt geworden, weil der Torwart unbezwingbar war und wir angerannt sind. Der Treffer war eine Wahnsinns-Befreiung. Ein echtes Holz-Tor, unglaublich kurios. Tragisch für den Torwart, glücklich für uns.“
Harald Karger
„Wir sind die ganze zweite Halbzeit mit aller Verzweiflung angerannt, Bukarests Torwart hat alles gehalten. Cha bringt uns trotzdem in Führung, aber wir brauchen das zweite. Karl-Heinz haut den Ball einfach nach vorne, und Holz ist da. Dafür war er prädestiniert. Ein Schleicher, ein Schlitzohr. Man hat ihn nicht gehört und nicht gesehen, er hatte keine Allüren, einfach weltmeisterlich. Ich war teilweise sein Zimmerkollege, er war immer mit den Jungen zusammen. Und hat uns mit diesem Tor den Weg zum UEFA-Pokalsieg geebnet, nachdem wir in Bukarest eine schwache Leistung gezeigt und 0:2 verloren haben.“
Norbert Nachtweih