Intensiver Perspektivwechsel

Die zehn Eintrachtler, die im Sportinternat oder den WGs des Nachwuchsleistungszentrums untergebracht sind, waren vergangenen Monat zu Besuch in der JVA Rockenberg und machten dort wertvolle Erfahrungen. 

 

Für die Bewohner des Sportinternats von Eintracht Frankfurt bot sich im April eine ganz besondere Erfahrung: Die Adlerträger besuchten gemeinsam mit der pädagogischen Abteilung des Nachwuchsleistungszentrums die Justizvollzugsanstalt (JVA) Rockenberg in der Nähe von Gießen. Dort bekamen sie nicht nur spannende Einblicke in den Alltag der Häftlinge und das Leben im Gefängnis, sondern spielten auch eine Runde Fußballtennis mit den Spielern der Sepp-Herberger-Mannschaft der JVA. 

 

In der JVA Rockenberg sind Jugendliche zwischen 14 und 19 Jahren untergebracht, die
dort ihre Haftstrafen verbüßen. Die Resozialisierung der Strafgefangenen steht dabei ganz besonders im Vordergrund und soll durch die verschiedensten Sportangebote aktiv gefördert werden. So engagiert sich die Anstalt schon seit vielen Jahren für das Fußballprojekt „Anstoß für ein neues Leben“ der Sepp-Herberger-Stiftung des DFB. 2020 und 2022 wurde sie mit der Sepp-Herberger-Urkunde für die gelungene Integration junger Strafgefangener in Fußballvereine ausgezeichnet. 

 

So war der Internatsbesuch in der JVA Rockenberg nicht nur für die Adlerträger, sondern auch für die jugendlichen Häftlinge eine wertvolle Erfahrung. 

 

„Ziel war es, die Jungs in eine andere Lebensrealität eintauchen zu lassen“, erklärt Tim Köhler, Präventionsbeauftragter und pädagogischer Mitarbeiter des Nachwuchsleistungszentrums, zum Besuch in der Jugendstrafanstalt. „Die Jungs durften durch Gespräche den Alltag der Häftlinge kennenlernen und auch die Zellen sehen. Alle waren sehr interessiert, aber auch zurückhaltend, denn das waren natürlich ganz neue, intensive Einblicke, die sie hier bekommen haben.“ 

Besonders beim gemeinsamen Fußballspielen bauten sich die Berührungsängste zwischen den Eintrachtlern und den jugendlichen Insassen schnell ab. „Man hat schnell gemerkt, dass sich die Jungs auf Augenhöhe begegnen und unterhalten konnten“, berichtet auch Köhler. „Man sieht in solchen Situationen dann auch mehr den Menschen und nicht den Täter.“

 

Entsprechend positiv fällt das Fazit zu dem Besuch in der JVA Rockenberg bei allen Beteiligten aus. „Man hat auch in den Tagen danach gemerkt, was für einen Eindruck der Besuch in der JVA bei den Jungs hinterlassen hat. Sei es in Gesprächen untereinander oder mit den Jungs, die selbst nicht dabei waren“, resümiert Köhler und ergänzt: „Hinterher sind uns allen noch so viele Fragen eingefallen, die wir vor Ort gar nicht gestellt haben. Auch deshalb wird es wahrscheinlich nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir die JVA besuchen und diesen Austausch anstreben.“