Eine von uns: Irene Balek
Irene Balek ist seit über 40 Jahren begeisterte Hockeyspielerin. In ihrer langen Karriere holte sie Meistertitel, spielte im Nationalteam und jagte dem Ball auch auf Vereinsebene nach. Mit über 183 Länderspielen gibt sie mittlerweile nicht nur ihre Erfahrungen an die jungen Hockeyspieler der Eintracht weiter, son- dern bestreitet mit den W45-Masters nach wie vor internationale Spiele.
Ihre Hockeyreise begann im österreichischen Mödlingen, wo Irene geboren und aufgewachsen ist. Über ihre hockeybegeisterte Familie entdeckte Irene schon früh ihre Liebe zum Sport: „Mein Vater und mein Opa haben Hockey gespielt. Ich spiele seit meiner Kindheit Hockey, quasi seitdem ich laufen kann. Ab dem dritten Lebensjahr hatte ich schon einen Hockeyschläger in der Hand. Mit vier Jahren bin ich dann in den Hockeyclub Wiener Neudorf gekommen, den mein Opa gegründet hat, und konnte so mit der U6 bei den ersten Turnieren mitspielen.“
Auch danach blieb die junge Spielerin dem HC Wiener Neudorf noch einige Jahre treu und konnte in diesen Anfangsjahren den Grundstein für ihre beeindruckende Karriere legen, wobei sie durch das Fehlen einer Damenabteilung zunächst nur in Jungenmannschaften spielen konnte: „Ich habe während meiner Kindheit in diversen Jungenmannschaften des Vereins gespielt. Damals hatten wir nur eine Herrenabteilung. Mein Vater hat sich dafür eingesetzt und eine Damenabteilung aufgebaut, sodass auch meine Mutter und ich im gleichen Verein wie er spielen konnten.“
Bis 1996 konnte Irene dann mit der neu gegründeten Mädchenmannschaft trainieren und sich dort bereits ihren ersten Titel als österreichische Meisterin sichern. Anschließend wechselte die Hockeyspielerin nach Wien zum SV Arminen. Irene glänzte als sechsfache österreichische Meisterin und gewann mit ihrem Team die Bronzemedaille bei der Hallen-EM 1998: „Diese Medaille ist mir als Highlight in Erinnerung geblieben. Vor so vielen Fans zu spielen, das macht dann einfach Spaß. Aber alle Titel waren toll und ich würde sie alle als Höhepunkte beschreiben.“
Doch die junge Hockeyspielerin wollte mehr. Nach Jahren des Erfolgs in Wien suchte sie eine neue Herausforderung und fand diese Anfang der 2000er in Deutschland, nachdem sie gerade zur besten Spielerin der Hallen-EM 2000 gekürt worden war: „In Österreich ist Hockey eher noch eine Randsportart. Deutschland war damals die einzige Nation, in der sowohl intensives Feld- als auch Hallenhockey betrieben wurde. Also habe ich mich dann entschieden, 2000 nach Deutschland zu wechseln, und bin in Rüsselsheim gelandet.“
Viele Jahre spielte die mit 183 Länderspielen bisher erfolgreichste österreichische Hockeyspielerin dann für den damaligen deutschen Serien-Meister Rüsselsheimer RK und konnte in dieser Zeit weiterhin einen Sieg nach dem anderen feiern. Ein Jahrzehnt hat Irene in der Abwehr des Hockey-Bundesligisten und als Strafecken- und Siebenmeterschützin entscheidend zum Gewinn von jeglichen Titeln und Triumphen beigetragen. Sie wurde sechsmalige Europacup-Siegerin und sechsmalige deutsche Meisterin. Obwohl es neben den beeindruckenden Erfolgen auch immer wieder Tiefpunkte in Irenes Karriere gab, blickt der Hockeyprofi positiv darauf zurück: „Klar gibt es auch einige Tiefpunkte, aber die verdrängt man im Nachhinein. Es gehört einfach zu allen Sportarten dazu, dass man Höhen und Tiefen hat, aber wenn ich so auf meine Karriere zurückblicke, denke ich immer nur an die schönen Sachen und nicht an die bitteren Momente im Sport.“
Nach Jahren des Erfolgs entschied sich Irene Balek 2011, noch einmal den Verein zu wechseln. Ihr Weg führte sie zur Eintracht, einem Klub, der zu diesem Zeitpunkt unbedingt frischen Wind brauchte: „2011 bin ich dann nach Frankfurt gewechselt. Damals war die Mannschaft gerade von der 2. Bundesliga in die Regionalliga abgestiegen. In meiner ersten Saison konnten wir dann direkt wieder von der Regionalliga in die 2. Bundesliga aufsteigen und ohne Zwischenschritt ging es anschließend weiter in die 1. Bundesliga. Auch im Hallenhockey konnten wir uns sehr lang in der 1. Bundesliga halten, auch wenn wir immer wieder gegen den Abstieg gespielt haben.“
Durch ihre lange Zeit auf dem Feld hat Irene die Evolution des Hockeysports, die Zunahme an Athletik und Geschwindigkeit, miterlebt und geprägt: „Die Sportart ist dadurch nochmal intensiver geworden. Auch weil mittlerweile von Natur- auf Kunstrasen umgestellt wurde. Frauenhockey ist über die Jahre ebenfalls viel populärer geworden. In Österreich haben damals hauptsächlich Männermannschaften gespielt und mittlerweile ist es sehr ausgeglichen, weil jeder Verein eine Damen- und Herrenmannschaft hat. Ich würde mir aber auf jeden Fall wünschen, dass die Präsenz im Fernsehen steigt. Alle vier Jahre wird zu Olympia alles im Fernsehen übertragen und dann verschwinden wir wieder. Das ist zu wenig.“
„Egal wie das Spiel heute ausgeht, morgen geht die Sonne trotzdem wieder auf“
Damit das in Zukunft womöglich gelingt, gibt die Nationalspielerin ihr geballtes Wissen und ihre weitreichenden Erfahrungen im Sport derzeit auch an die jüngere Hockeygeneration weiter. Seit zwei Jahren ist sie Trainerin im Jugendbereich und trainiert aktuell die U10 der Eintracht. Dabei macht es ihr vor allem Spaß, mit sportbegeisterten Kindern zu arbeiten und gemeinsam Erfolge erzielen zu können: „Die Mädels sind so wissbegierig und würden am liebsten sieben Tage die Woche Hockey spielen. Wir machen auch einfach viele witzige Sachen mit den Kids und zelten beispielsweise auf Auswärtsturnieren oder in Hallen. Wir erleben also einfach allgemein sehr viel mit ihnen.“ Ziel bei der Arbeit mit den Kindern sei es vor allem, die Begeisterung für den Sport zu wecken.
Irene kann dabei vor allem ihre internationalen Erfahrungen nutzen und den jungen Spielern wertvolle Tipps mitgeben: „Als wir in Leverkusen Turniersieger geworden sind, waren die Kinder am zweiten Tag furchtbar nervös, weil sie Angst hatten zu verlieren. Da meinte ich nur, ihr werdet in eurer Hockeykarriere noch so oft gewinnen und verlieren. Setzt euch nicht unter Druck, sondern habt Spaß am Spiel. Auch wenn man mal das eine Spiel verliert, kann man das im Hockey oft schon nach ein paar Tagen wiedergutmachen. Ich sage dann: Egal wie das Spiel heute ausgeht, morgen geht die Sonne trotzdem wieder auf.
Nach wie vor steht Irene aber auch selbst auf dem Feld und konnte ihre vielen Titel zuletzt in diesem Jahr durch einen weiteren ergänzen. Über Ostern trat die Hockeyspielerin mit ihrer Mannschaft bei der Ü45-Weltmeisterschaft in Nottingham an und hat mit dem deutschen Team, für das sie nun bei Masters aufläuft, den Weltmeistertitel geholt, schon der zweite nach 2019.
Irene Balek hat sich über die vier Jahrzehnte zu einer echten Ikone des Hockeysports entwickelt, deren Karriere von unzähligen Meistertiteln und internationalen Einsätzen geprägt ist. Ihre Geschichte im Hockeysport ist weit davon entfernt, ein Ende zu finden. Mit ihrer Teilnahme an der Ü45-WM in Nottingham und ihrer fortwährenden Rolle als Trainerin beweist sie, dass ihre Leidenschaft für den Sport keine Altersgrenze kennt, sodass sie 2024 mit Sicherheit nicht ihren letzten Titel geholt haben wird.