„Der Tag, an dem ich sterben sollte.“
Der 19. Februar 2020 hat Hanau und unzählige Leben verändert. Von Freunden, Familien, Angehörigen. Aber insbesondere auch von den Überlebenden des rechtextremen Anschlags. Said Etris Hashemi ist einer der Überlebenden – sein Bruder Said Nesar hat es nicht geschafft. Für ihn und die weiteren Opfer kam jede Hilfe zu spät.
In seinem Buch „Der Tag, an dem ich sterben sollte“ schreibt Said Etris über sein Leben vor und nach dem Anschlag. Er selbst wurde am Hals getroffen, kämpfte sich über Monate zurück ins Leben. Doch dieses Leben wird nie wieder, wie es einmal war. Er erzählt schonungslos über den Untersuchungsausschuss im Landtag, das Verhalten von Politikerinnen und Politikern, die Fehler von Polizei und Behörden. Kapitel für Kapitel lastet beim Lesen schwer auf meinen Schultern. Es ist unvorstellbar, wie ein Mensch dieses Leid in den unterschiedlichen Facetten überhaupt ertragen kann. Das Buch lässt einen an vielen Stellen machtlos und fast schon ohnmächtig zurück. Es ist ganz sicher nichts für schwache Nerven und zugleich bewundernswert, wie kämpferisch Said Etris Hashemi für die Verstorbenen, die Aufklärung und Veränderungen einsteht.
Diese Geschichte zu erzählen ist wichtig. Für die Erinnerungskultur und die Zukunft, für eine gemeinsame Welt ohne Hass und Terror, für ein Miteinander der Kulturen und Religionen – unabhängig von Herkunft und Hautfarbe. Damit ein solcher dunkler Tag nie wieder passiert.
„Die Narben eines Menschen erzählen eine Geschichte. Oft sind damit schmerzhafte Erinnerungen verbunden und die Narben erinnern jeden Tag daran. Doch dieser Anschlag hat eine Narbe direkt in unserer Gesellschaft hinterlassen. Und Narben bleiben, erinnern und mahnen uns.“
Said Etris Hashemi