Sinne geschärft

„Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, sagte schon Hermann Hesse in einem seiner Gedichte, und diese Zeile ist auch vor der Saison 2024/25 wieder sehr passend. Veränderungen im Kader, im Trainerteam, in der Vorbereitungsplanung, in den Farben des Heimtrikots, dazu die Aussicht auf (internationale) Spiele in drei Wettbewerben, auf Hoffnungsträger, die in der vergangenen Spielzeit bei anderen Klubs überzeugt haben, und vieles mehr. Ein Blick nach vorne in zehn Etappen.

Text: Michael Wiener

Bilder: Bianca Jockel, Martin Ohnesorge, imago images

USA: Dino Toppmöller meinte schon nach dem ersten Training der neuen Spielzeit: „Von der ersten Sekunde an hat man gemerkt, dass jeder wieder Bock auf Fußball hat – nun starten wir gemeinsam mit Schwung in die Vorbereitung und dann mit Schwung in die neue Saison.“ Die Saison 2023/24 ist ausreichend analysiert, die Sinne sind mit dem Auftaktprogramm (DFB-Pokal beim Zweitligisten, erstes Bundesligaspiel in Dortmund; siehe Spielplan) direkt geschärft. Die Vorfreude nach der außergewöhnlich langen Sommerpause ist äußerst hoch, zumal die Eintracht Ende Juli mit fast komplettem Kader in den USA weilt und dort intensiv arbeitet – zwei Testspiele beim FC Juárez (26. Juli, 3.30 Uhr MESZ) in Mexiko und beim Louisville City (31. Juli, 2 Uhr) in der Geburtsstadt von Muhammad Ali im US-Bundesstaat Kentucky inklusive.

Koch und Pacho: Dann sind auch Robin Koch und Willian Pacho wieder mit an Bord. Das Verteidigerduo weilte bis Anfang Juli bei der Nationalmannschaft, die jeweils bei der Kontinentalmeisterschaft gefordert war. Gemeinsamkeiten beim Abschneiden lassen sich schnell finden, denn sowohl für Deutschland bei der EM als auch für Ecuador bei der Copa América war jeweils im Viertelfinale gegen den späteren Titel- und nun Rekordtitelträger Schluss. Deutschland verlor gegen Spanien nach Verlängerung mit 1:2, Ecuador musste sich Argentinien im Elfmeterschießen geschlagen geben. Während der Deutsche weiter auf seinen zehnten Einsatz bei einem Länderspiel warten muss, hat der Ecuadorianer nun zehn Pflichtspiele in Folge für sein Land auf dem Konto – alle über die volle Spielzeit. Seit der WM 2022, die Pacho noch komplett auf der Bank verbrachte, hat der 22-Jährige damit keine Pflichtspielminute im Nationaltrikot verpasst; dabei kassierte La Tri nur sechs Gegentreffer (ohne Elfmeterschießen).

Ziele: Unterdessen hat Dino Toppmöller im vereinseigenen Podcast (Verlinkung über den QR-Code unten) und in seiner Saisonauftaktpressekonferenz bereits deutlich gemacht, wo die Reise für seine Mannschaft in dieser Saison hingehen soll. „Wir wollen es grundsätzlich so angehen, dass wir es noch einen Tick komprimierter halten. Wir wollen klarer in unserem Auftreten sein, mehr nach vorne spielen und besser ins letzte Drittel kommen. […] Das Salz in der Suppe sind Tore, und wir wollen mehr Tore schießen“, umriss der 43-Jährige die Ziele, die in der Vorbereitung erarbeitet werden sollen.

Bahoya: Noch unterwegs mit seiner Nationalmannschaft ist unterdessen Jean-Mattéo Bahoya. Der französische U19-Nationalspieler gehört zum Kader, der bei der U19-EM in Nordirland um den Titel kämpft. Frankreich hatte die dreiwöchige Vorbereitung in Paris auch zu zwei Testspielen gegen Usbekistan genutzt. Der erste Vergleich endete 3:0. Im zweiten Duell am Freitag erzielte Bahoya den 1:1-Ausgleich, das Elfmeterschießen entschied Frankreich mit 5:3 für sich. In Nordirland warteten ungleich größere Kaliber, allen voran am letzten Gruppenspieltag der neunmalige Titelträger Spanien. Davor spielten Bahoya und Co. gegen die Altersgenossen aus der Türkei (2:1) und Dänemark. Aus den beiden Vierergruppen qualifizieren sich jeweils die zwei Besten nicht nur für das Halbfinale, sondern zugleich für die U20-Weltmeisterschaft 2025. Die Gruppendritten bestreiten ein Play-off-Match um das fünfte europäische WM-Ticket. Das Finale steigt am Sonntag, 28. Juli.

Learnings: Dabei versäumte Toppmöller auch nicht, darüber zu sprechen, welche Erkenntnisse er aus seinem ersten Jahr in der Bundesliga als Cheftrainer gezogen hat. „Ein Learning für mich aus der vergangenen Saison war, dass ich meine Führungsspieler mehr fordern und fördern möchte. Es geht auf dem Platz darum, dass ich gewinnen will – das will ich sehen, und ich will von den Führungsspielern sehen, dass sie das von ihren Mitspielern verlangen. Das müssen wir gemeinsam machen, es ist nicht nur einer, wir haben viele Führungsspieler. Wenn man Verantwortung übernehmen will, muss man sich dieser stellen und gerecht werden.“

Co-Trainer: In seinem Trainerteam werden ihm dabei zukünftig Xaver Zembrod und Jan Fießer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Zembrod hat schon viel erlebt im Profifußball, darunter im vergangenen Jahrzehnt als Co-Trainer unter anderem in Leverkusen (u.a. unter Peter Bosz) und beim FC Bayern München (u.a. unter Julian Nagelsmann). Fießer ist ein Rückkehrer, er hat bereits am Nachwuchsleistungszentrum für die Eintracht gearbeitet und war auch zuletzt „Co“ in der Bundesliga – beim VfL Bochum unter Thomas Letsch.

Eintracht gegen Eintracht: Während die Bochumer den Abstieg aus der Bundesliga vermieden haben, hielt auch Eintracht Braunschweig die Klasse – die Zweite Liga. Die Niedersachsen landeten auf Rang 15 und damit auf dem ersten Rang, der in den zweiten Lostopf bei der Auslosung der Ersten Runde im DFB-Pokal gerutscht ist. Diese ergab Ende Juni, dass die beiden „Eintrachtler“ aufeinandertreffen, fix terminiert wurde die Partie auf Montag, 19. August, 20.45 Uhr im Eintracht-Stadion.

In der Region: Das DFB-Pokalduell ist das erste Pflichtspiel der Adlerträger in der neuen Saison, die finalen Tests liegen dann schon hinter der Mannschaft von Dino Toppmöller. Am 7. August und damit kurz nach der Rückkehr aus den USA sind Mario Götze, Kevin Trapp und Co. zum „Bruderduell“ beim FSV Frankfurt zu Gast, die Partie beim Regionalligisten (Anpfiff: 18 Uhr) in der PSD Bank Arena ist Teil der Kampagne „Eintracht in der Region“. Beide Klubs wurden im Jahr 1899 gegründet, der Spieltermin befindet sich nahe am Geburtstag des FSV (20. August). Zehn Tage zuvor, am 10. August, hat der Valencia CF zur Saisoneröffnung geladen und empfängt ab 21 Uhr im Estadio Mestalla die Adlerträger.

Europa League: International ist der Spielplan der Eintracht natürlich auch in den folgenden Wochen und Monaten, denn in der UEFA Europa League haben die Hessen acht Spiele in der Ligaphase sicher. Diese wird am 30. August ausgelost. Sportvorstand Markus Krösche ordnet den Wettbewerb ein, nachdem die Eintracht in den vergangenen drei Jahren in den drei aktuellen europäischen Wettbewerben (Europa, Champions und Conference League; in dieser Reihenfolge) am Start gewesen ist: „Ich freue mich total auf die Europa League, das ist für uns ein super Wettbewerb. Die Champions League wäre rein finanziell eine super Geschichte gewesen, sportlich aber auch eine große Herausforderung. Das ist noch einmal ein anderes Level.“

Vorfreude: Bevor die Pflichtspiele, gar internationaler Natur, rufen, steht jedoch erstmal die Vorbereitung auf dem Programm. Der Fokus ist aber schon jetzt ausgerichtet. Die Vorfreude auf die neue Spielzeit – auch durch vielversprechende Zugänge – riesig.

Anmerkung der Redaktion: Näheres zur Saison 2024/25 in der August-Ausgabe, die nach aktuellem Stand pünktlich zum ersten Spieltag erscheint.