Was macht eigentlich …

… Bibiane Schulze Solano?

   Bibiane Schulze Solano *12.11.1998 in Bad Soden im Taunus

   Beim 1. FFC Frankfurt: 2010–2019

   Spiele für den FFC: 7 x Bundesliga, 3 x DFB-Pokal

   Schönstes Erlebnis mit Frankfurt: „Mein Bundesligadebüt 2017 in Duisburg“

Ein halbes Jahr ist es her, dass DFB-Co-Trainerin Britta Carlson zum Telefon griff und Bibiane Schulze Solano anrief. Anfang April debütierte die 25-Jährige gegen Österreich für die DFB-Frauen in der Innenverteidigung, Anfang Juli wurde ein Traum erfüllt: Schulze Solano steht gemeinsam mit drei Adlerträgerinnen im Kader für die Olympischen Spiele. Von 2010 bis 2019 trug sie das Dress des 1. FFC Frankfurt.

„Bibiane wer?“, fragten sich die meisten schon bei ihrer ersten Berufung, die Defensivspezialistin von Athletic Bilbao kannten die wenigsten. „Ich kann verstehen, dass einige mich nicht auf dem Schirm hatten. Aber es war spannend zu lesen, wie über mich berichtet wurde. Dass man auch über Umwege zur Nationalspielerin werden kann, das vergisst man leicht“, erzählt sie.

Alle FFC-Juniorenteams durchlaufen, heute bei Athletic Bilbao Stammspielerin und jetzt Olympiafahrerin

Hier in Frankfurt ist „Bibi“ keine Unbekannte. Für den 1. FFC Frankfurt durchlief sie alle Juniorinnen-Teams, bevor sie im Bundesligateam des FFC zu insgesamt zehn Pflichtspielpartien kam. Geboren und aufgewachsen ist die Tochter einer Spanierin in Bad Soden im Taunus, Küche und Esskultur waren eher spanisch geprägt, der Fußball deutsch: Bruder Adrian spielte für den FSV Frankfurt in der Regionalliga, Bruder Nikola kickt in der Verbandsliga für die TuS Hornau. 2019 war es für die 1,74 Meter große Defensivallrounderin Zeit, fußballerisch zu ihren spanischen Wurzeln zu gehen. „Ich habe sie damals nicht gern gehen lassen“, sagt SGE-Bundesliga-Trainer Niko Arnautis rückblickend und schwärmte schon damals von ihrem linken Fuß. Der Kontakt nach Frankfurt ist nie abgebrochen, mitSGE-Kapitänin Tanja Pawollek trifft sie sich weiterhin regelmäßig, wenn sie auf Hessenbesuch ist, Laura Freigang traf sie nun bei der Nationalelf wieder.

Einige Aufregung gab es nach ihrem Wechsel zu Bilbao: Der Verein hat in seiner Satzung verankert, nur Spieler oder Spielerinnen einzusetzen, die in den baskischen Provinzen Spaniens oder Frankreichs geboren wurden oder in der Jugend eines dortigen Fußballklubs eine Ausbildung erfuhren. Dass ihr Wechsel zum Politikum wurde, wirkt rückblickend absurd. Ob die Abstammung aus Bizkaia, ihr Taufschein, der in einer baskischen Kleinstadt ausgestellt wurde, oder ein Foto, auf dem „Bibi“ als Kind ein Schild mit „Athletic Txapeldu“ (Athletic Meister) hochhält – das alles reichte „einigen Traditionalisten“ nicht aus, um auflaufen zu dürfen. Der interne Streit flachte erst ab, als die Hessin erst einmal nur für die zweite Mannschaft antrat. „Im ersten Moment hätte ich nicht gedacht, dass es so viel Tumult um meine Person gäbe. Es ging aber auch schnell vorbei. Verein und Mitspielerinnen hatten damit auch nie ein Problem.“

In der zweiten spanischen Liga wurde aus der Links- eine Innenverteidigerin. Ähnlich wie in Frankfurt wechselte Schulze Solano zwischen den ersten beiden Teams anfangs hin und her – „man gehörte weder zum einen noch zum anderen“. Mittlerweile gehört sie zur Athletic-Stammelf und kommt auf knapp 50 Erstligaspiele – und spielt für Deutschland. Dabei wäre es nicht unwahrscheinlich gewesen, dass Bibi für Spanien aufläuft. Über ihre ehemalige FFC-Mitspielerin Veró Boquete hätte es bereits im U17-Bereich fast geklappt. Im vergangenen Jahr wurde sie zwei Mal in den spanischen Kader berufen, konnte aber wegen verschiedener Verletzungen nicht debütieren.

Nun geht es für „Bibi“ mit den DFB-Frauen nach Frankreich – Olympische Spiele, „ein absoluter Traum. Als Spielerin will man immer das Bestmöglichste spielen.“ Ein Traum, der eine familiäre Vorgeschichte hat. Ihre Großtante Ibone Belaustegigoitia war 1948 bei Olympia in London dabei – für Mexiko im Turmspringen, Iker Belaustegigoitia nahm im Segeln an den Sommerspielen 1964 und 1968 teil. Und nicht zu vergessen José María Belaustegigoitia, ihr Urgroßvater, der 1920 in Antwerpen mit der spanischen Fußballnationalelf Silber im Fußball gewann. Warum sollte die baskische Hessin diese Tradition nicht mit einer Medaille in Paris fortführen?