Adlerträger Die Auszeichnung zum „Besten Spieler“ hat dir damals Jürgen Klopp überreicht. Das war ein weiterer besonderer Moment, ihn zum ersten Mal live zu sehen und kennenzu- lernen. Und dann auch noch die Auszeich- nung von ihm persönlich zu bekommen. Möglicherweise hat er sich deinen Namen irgendwo notiert. Das weiß ich nicht (lacht). Der richtige Kon- takt zu Dortmund kam später – und damals, als wir den Family Cup gewonnen haben, war ich auch noch etwas zu jung und Göttingen zudem zu weit weg. Aufgewachsen bist du in Göttingen zusam- men mit deiner alleinerziehenden Mutter, und natürlich hat sie deinen Karriereweg fortan sehr eng begleitet. Wie blickst du zu- rück? Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mama, das war schon immer so. Sie hat mich immer sehr unterstützt und mir bei vielen schwierigen Entscheidungen, die man im Fußball in jungen Jahren bereits treffen muss, sehr geholfen. Ich bin ihr sehr dankbar! Die beiden sind ein bestens eingespieltes Team, sehr eng miteinander verbunden. Sie fährt ihn zum Training oder zu Probetrainings größerer Klubs, sammelt die ersten Anfragen, die mit der Zeit und im Zuge seiner schnellen fußballerischen Entwicklung reinkommen. Gemeinsam treffen sie Entscheidungen – auch die, im Alter von 14 Jahren Göttingen in Richtung Ruhrpott zu verlassen, um die Chan- ce, die sich ihm bietet, wahrzunehmen. Über Hannover, wo du von 2015 bis 2016 gespielt hast, führte dein Weg schließlich 2016 nach Dortmund. Einfach war die Zeit für dich jedoch nicht immer, aufgrund von Wachstum hast du länger unter Knieproble- men gelitten – acht Monate konntest du nicht Fußball spielen. Kamen in dieser Zeit auch Zweifel auf? Ich persönlich habe nie gezweifelt. Auch in Göttingen hatte ich aufgrund von Wachstum schon einmal Probleme mit dem Knie, das ging dann aber schnell wieder weg. Als ich nach Dortmund kam, habe ich ein Jahr in der U15 gespielt, alles war gut. In der Sommer- pause ging es los, vor meinem Wechsel in die U16. Ich hatte extreme Schmerzen, konnte nicht spielen und war bei verschiedenen Ärz- ten. Die Diagnose hieß „wachstumsbedingte Schmerzen“, man müsse abwarten. Es könne einige Wochen, aber auch einige Monate dau- ern. Ich war sieben bis acht Monate raus und habe mein Reha-Training gemacht. In diesem Alter ist das natürlich ein richtig blödes Ge- fühl. Man ist weg von zu Hause, um Fußball zu spielen, kann aber nicht und weiß auch nicht, wann es wieder geht. Ich habe mir immer als Ziel gesetzt, alles dafür zu tun, wieder fit zu werden und dann auch voll da zu sein – mich total zu fokussieren. Ich bin gut zurückgekom- men und habe ein ordentliches U17-Jahr ge- spielt – damit gingen die wichtigen und er- folgreichen Jahre in Dortmund los. Heute wissen wir: Es ist alles gutgegangen – du hast fest an deinen Traum geglaubt und hart gearbeitet, diesen lebendig werden zu lassen. Es folgten erfolgreiche Jahre im Dortmunder Nachwuchs, doch machen wir an dieser Stelle einen Sprung in den Dezem- ber 2020. Für dein Profidebüt hätte keine größere Bühne im europäischen Klubfußball parat stehen können: die UEFA Champions League. In der 83. Minute wurdest du in St. Petersburg von Trainer Lucien Favre ein- gewechselt. Wie sehr hat es gekribbelt, als er dich herangerufen hat? Extrem! Ich war vorher ein- oder zweimal schon mit dabei im Kader – hatte noch nicht gespielt, aber auch das war schon etwas sehr Besonderes. Ich erinnere mich noch ganz ge- nau: Das Spiel war in St. Petersburg während der Corona-Pandemie, aber aufgrund anderer Regeln trotz allem mit Zuschauern. Hitzige Stimmung, ein wichtiges Spiel, es ging um den Gruppensieg. Den Moment, als ich dann auf den Platz kam, werde ich nie vergessen. Ich habe mir über nichts mehr Gedanken ge- macht, sondern einfach versucht, alles auf dem Platz zu lassen. Ein sehr schöner Mo- ment. Auch dein Startelfdebüt im Profifußball hast du in der Königsklasse gegeben, dies- mal auswärts gegen Manchester City. Trai- ner war natürlich Pep Guardiola, auf dem Platz standen unter anderem de Bruyne, Foden, Walker, Gündogan oder Bernardo Silva. Hat man denn für einen kleinen Moment das Gefühl, während die Hymne läuft, „Mensch, die kenne ich alle von der PlayStation oder aus dem Fernsehen“? Es war eine sehr besondere Zeit. Kurz zuvor hatte ich – dann schon unter Trainer Edin Ter- zic – meine ersten Bundesligaeinsätze. Der Moment, als mir der Trainer am Morgen in Manchester gesagt hat, dass ich in der Start- elf stehen werde, war sehr schön. In diesem Fall muss ich ausnahmsweise sagen, dass es in der Situation gar nicht schlecht war, dass das Spiel ohne Zuschauer stattfinden musste, denn ich war auch so schon nervös genug (lacht). Auf so einer Bühne, Champions- League-Viertelfinale, und dann auch noch von Beginn an: Das war außergewöhnlich. „Hitzige Stimmung, ein wichtiges Spiel, es ging um den Gruppen- sieg. Den Moment, als ich dann auf den Platz kam, werde ich nie vergessen.“ Eintracht vom Main 1717