Ansgar Knauff: „Was dann bis zum Sommer passiert ist, hätte ich mir niemals träumen lassen“

Ansgar Knauff zieht an, auf der halbrechten Außenbahn. Im Testspiel gegen den FC Juárez läuft der Adlerträger mit nach vorne, parallel zu Hugo Ekitiké, der den Ball nachtreibt. Die Kugel kommt zu Knauff, der zum 2:1-Endstand trifft. Tore schießen, Offensivdrang in Richtung gegnerisches Tor, gerne auch Chancen erarbeiten und die Mitspieler in Szene setzen – all das sei schon immer sein Ding gewesen, so Knauff. Von klein auf. Der 22-Jährige ist ein ruhiger, gelassener und bescheidener Typ, fühlt sich sehr wohl im Herzen von Europa – aus seiner Wohnung blickt er auf die hessische Metropole, wo er in seine vierte Saison mit dem Adler auf der Brust geht. Frankfurt und der Verein sind sein Alltag und Lebensmittelpunkt. Im Interview skizziert der gebürtige Niedersachse seinen Weg aus dem Süden Göttingens zur Eintracht am Main, spricht über seine Mutter, Erfahrungen beim BVB und eine schwierige Zeit vor dem Wechsel in die U16.

Interview und Reportage: Stephan Weidemeyer

Fotos: Jan Hübner, Bianca Jockel, Felix Leichum, Martin Ohnesorge, Stephan Weidemeyer, imago images

Seine Wurzeln liegen in Göttingen. Etwa eine Stunde nördlich seiner Heimatstadt startete er mit der Eintracht in die neue Saison 2024/25, die Auslosung der Ersten DFBPokalhauptrunde führte die Adlerträger nach Braunschweig. Der Bundesligaauftakt stieg sechs Tage später in Dortmund. Dort, wo der Flügelspieler zum Profi wurde. „Auf jeden Fall zwei besondere Spiele, bei denen viele Verwandte und Freunde da sein werden“, sagte Knauff vorab.

Ansgar, auf der Sportlandkarte kennt man Göttingen, deine Heimatstadt, insbesondere wegen Basketball – die „Veilchen“ der BG Göttingen. Bist du Basketballfan?

Früher habe ich in Göttingen auch Basketball gespielt. Irgendwann habe ich mich für den Fußball entschieden, weil es mir noch einen Tick mehr zugesagt hat.

Das erste Mal hast du rund um die Weltmeisterschaft 2006 gegen den Ball getreten, oder?

Ja, das war mein erster Berührungspunkt mit Fußball. Mein erstes Fußballtrikot ist von der WM 2006, das Nationaltrikot mit Michael Ballack auf dem Rücken.

Die Weltmeisterschaft im eigenen Land packt den damals Vierjährigen, er will auch Fußball spielen. Seine Mutter informiert sich und stößt auf die SVG Göttingen. Die Wahl ist gefallen. Fortan und für die kommenden acht, neun Jahre wird Ansgar Knauff für den Klub im Süden Göttingens Fußball spielen, heranwachsen und Freunde fürs Leben finden.

Warst du abseits des Vereinsgeschehens auch ein klassischer Straßen- und Bolzplatzkicker?

Direkt im Anschluss an die WM 2006 hat mich meine Mama in meinem ersten Fußballverein angemeldet. Dort habe ich gespielt, bis ich 13 war, dann ging es nach Hannover – meine gesamte Anfangszeit habe ich in Göttingen verbracht. Klar habe ich mich auch immer mit Freunden auf dem Bolzplatz getroffen und gespielt, das gehört doch bei jedem dazu.

Warst du denn auch ein guter Schüler?

Ich war in der Schule immer solide und bin gut durchgekommen, der Fokus lag aber schon stark auf dem Fußball.

Als Kind will man natürlich vor allem Tore schießen. Hattest du schon immer diesen Offensivdrang auf dem Platz oder gab es auch schon einen Hang zum Verteidigen?

Ich war eigentlich schon immer ein offensiver Spieler, hatte gerne den Ball und bin vorne draufgelaufen.

Ortsbesuch in Göttingen. Als Eintrachtler, ganz getreu dem Motto „Schwarz und Weiß wie Schnee“, fühlt man sich bei der SVG Göttingen direkt wohl. Die Kassenhäuschen sind mit schwarz-weißen Graffiti angesprüht, an der Gaststätte wehen schwarz-weiße Fahnen, selbst Schaukel und Klettergerüst sind schwarz-weiß. „Willkommen am Sandweg“, während der WM 2006 übrigens Pressezentrum der mexikanischen Nationalmannschaft. „Hier haben wir angefangen“, sagt Helge Kerl, Ansgars Jugendtrainer in Göttingen, und zeigt auf einen kleinen Platz mit zwei Toren. Eigentlich eine Wiese angrenzend an das kleine Stadion sowie den neuen Kunstrasenplatz, aber sehr gut gemäht – im Sommer gibt es mal Maulwurfhügel. Am Rand stand die „Tiroler Hütte“ – sowohl Materialschuppen als auch ein wenig Umkleidekabine –, die ist aber abgebrannt, nur das Fundament ist noch da. Direkt neben dem Spielfeld liegt das kleine Bermudadreieck, in dem ganz gerne mal Bälle in die vorbeifließende Leine geflogen sind.

„Man hat es eigentlich direkt gemerkt, ab dem zweiten Jahr G-Jugend war es auffällig – vor allem seine Beweglichkeit. Seine Stärke lag im Eins-gegen-eins“, erinnert sich Kern: „Ich habe immer gedacht, dass Ansgar ein Achter oder Zehner wird. Flügel gefällt ihm aber besser.“ Eine weitere große Stärke neben Technik und Geschwindigkeit sei „sein Blick dafür, wie sich Spielsituationen entwickeln. Er antizipierte sehr gut“, so Kerl: „Der gegnerische Torwart hatte den Ball. Ansgar tat so, als würde er etwas zurückgehen, ahnte aber schon, wo der Ball hingespielt wird. Dann ist er mit seiner Schnelligkeit dazwischen gegangen, klatsch, Tor.“

 

„Wenn man wie ich viele Jahre für einen Verein spielt und mit den Jungs kickt, mit denen man auch gemeinsam aufwächst und sich abseits des Fußballs trifft, dann entstehen extrem enge Freundschaften. Das ist etwas sehr Besonderes.“ -- Ansgar Knauff --

 

Gab es in deiner Jugendzeit ein Spiel, das dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Direkt fällt mir kein Spiel ein, aber es gab zahlreiche schöne Momente. Wenn man wie ich viele Jahre für einen Verein spielt und mit den Jungs kickt, mit denen man auch gemeinsam aufwächst und sich außerhalb des Fußballs trifft, dann entstehen extrem enge Freundschaften. Das ist etwas sehr Besonderes.

Einfach gemeinsam kicken. „Ich erinnere mich noch an mein erstes Spiel als verantwortlicher Trainer der Jungs, in der G-Jugend. Unsere waren noch ein jüngerer Jahrgang, beim Gegner waren alle gefühlt einen Kopf größer. Die waren schon sehr gut eingespielt. Es gab eine richtige Klatsche, 0:7“, erzählt Jugendtrainer Helge Kern: „Ich habe mir schon während des Spiels Gedanken gemacht, wie ich die Jungs aufbauen kann. Der Schiedsrichter pfeift ab und unsere reißen die Arme hoch. Im Kreis sagen sie dann: ‚Helge, Trainer, das war das erste Spiel in einem richtigen Trikot!‘“, erinnert sich Kern und muss dabei auch über 15 Jahre später noch strahlen: „Natürlich ist Gewinnen geil, aber das war völlig nebensächlich. Die wollten einfach Fußball spielen.“

Apropos besondere Spiele: Kannst du dich an den Family Cup 2014 in Kamen erinnern?

Ja, auf jeden Fall! Wir haben mit Göttingen daran teilgenommen und ich glaube gemeinsam mit den Eltern gespielt. Um beim Finalturnier dabei sein zu dürfen, musste man sich über mehrere Runden qualifizieren. Ich war dann zum ersten Mal in Dortmund und zu Besuch im Stadion. Es war ein sehr cooles Erlebnis.

Die SVG Göttingen schrieb vor zehn Jahren über das Turnier: „(…), dass diesmal noch ein anderes großes Talent dabei ist! Die Rede ist von SVG-D1-Spieler Ansgar Knauff, der einmal mehr eine tolle Leistung zeigte und mit seiner positiven Ausstrahlung auch die Sympathien der anderen Teams und Zuschauer auf seiner Seite hatte. Bei der Wahl zum ‚Besten Spieler des Turniers‘ geht es natürlich in erster Linie um die fußballerische Leistung und zu unserer großen Freude fiel diese Wahl auf Ansgar.“ Und das, obwohl die Jungs eigentlich kaum geschlafen hatten, wie sich Kerl erinnert: „Die waren bis morgens um vier Uhr wach, manche haben die Augen kaum aufbekommen“, erzählt er und muss lachen.

Die Auszeichnung zum „Besten Spieler“ hat dir damals Jürgen Klopp überreicht.

Das war ein weiterer besonderer Moment, ihn zum ersten Mal live zu sehen und kennenzulernen. Und dann auch noch die Auszeichnung von ihm persönlich zu bekommen.

Möglicherweise hat er sich deinen Namen irgendwo notiert.

Das weiß ich nicht (lacht). Der richtige Kontakt zu Dortmund kam später – und damals, als wir den Family Cup gewonnen haben, war ich auch noch etwas zu jung und Göttingen zudem zu weit weg.

Aufgewachsen bist du in Göttingen zusammen mit deiner alleinerziehenden Mutter, und natürlich hat sie deinen Karriereweg fortan sehr eng begleitet. Wie blickst du zurück?

Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Mama, das war schon immer so. Sie hat mich immer sehr unterstützt und mir bei vielen schwierigen Entscheidungen, die man im Fußball in jungen Jahren bereits treffen muss, sehr geholfen. Ich bin ihr sehr dankbar!

Die beiden sind ein bestens eingespieltes Team, sehr eng miteinander verbunden. Sie fährt ihn zum Training oder zu Probetrainings größerer Klubs, sammelt die ersten Anfragen, die mit der Zeit und im Zuge seiner schnellen fußballerischen Entwicklung reinkommen. Gemeinsam treffen sie Entscheidungen – auch die, im Alter von 14 Jahren Göttingen in Richtung Ruhrpott zu verlassen, um die Chance, die sich ihm bietet, wahrzunehmen.

Über Hannover, wo du von 2015 bis 2016 gespielt hast, führte dein Weg schließlich 2016 nach Dortmund. Einfach war die Zeit für dich jedoch nicht immer, aufgrund von Wachstum hast du länger unter Knieproblemen gelitten – acht Monate konntest du nicht Fußball spielen. Kamen in dieser Zeit auch Zweifel auf?

Ich persönlich habe nie gezweifelt. Auch in Göttingen hatte ich aufgrund von Wachstum schon einmal Probleme mit dem Knie, das ging dann aber schnell wieder weg. Als ich nach Dortmund kam, habe ich ein Jahr in der U15 gespielt, alles war gut. In der Sommerpause ging es los, vor meinem Wechsel in die U16. Ich hatte extreme Schmerzen, konnte nicht spielen und war bei verschiedenen Ärzten. Die Diagnose hieß „wachstumsbedingte Schmerzen“, man müsse abwarten. Es könne einige Wochen, aber auch einige Monate dauern. Ich war sieben bis acht Monate raus und habe mein Reha-Training gemacht. In diesem Alter ist das natürlich ein richtig blödes Gefühl. Man ist weg von zu Hause, um Fußball zu spielen, kann aber nicht und weiß auch nicht, wann es wieder geht. Ich habe mir immer als Ziel gesetzt, alles dafür zu tun, wieder fit zu werden und dann auch voll da zu sein – mich total zu fokussieren. Ich bin gut zurückgekommen und habe ein ordentliches U17-Jahr gespielt – damit gingen die wichtigen und erfolgreichen Jahre in Dortmund los.

 

„Hitzige Stimmung, ein wichtiges Spiel, es ging um den Gruppensieg. Den Moment, als ich dann auf den Platz kam, werde ich nie vergessen.“ -- Ansgar Knauff --

 

Heute wissen wir: Es ist alles gutgegangen – du hast fest an deinen Traum geglaubt und hart gearbeitet, diesen lebendig werden zu lassen. Es folgten erfolgreiche Jahre im Dortmunder Nachwuchs, doch machen wir an dieser Stelle einen Sprung in den Dezember 2020. Für dein Profidebüt hätte keine größere Bühne im europäischen Klubfußball parat stehen können: die UEFA Champions League. In der 83. Minute wurdest du in St. Petersburg von Trainer Lucien Favre eingewechselt. Wie sehr hat es gekribbelt, als er dich herangerufen hat?

Extrem! Ich war vorher ein- oder zweimal schon mit dabei im Kader – hatte noch nicht gespielt, aber auch das war schon etwas sehr Besonderes. Ich erinnere mich noch ganz genau: Das Spiel war in St. Petersburg während der Corona-Pandemie, aber aufgrund anderer Regeln trotz allem mit Zuschauern. Hitzige Stimmung, ein wichtiges Spiel, es ging um den Gruppensieg. Den Moment, als ich dann auf den Platz kam, werde ich nie vergessen. Ich habe mir über nichts mehr Gedanken gemacht, sondern einfach versucht, alles auf dem Platz zu lassen. Ein sehr schöner Moment.

Auch dein Startelfdebüt im Profifußball hast du in der Königsklasse gegeben, diesmal auswärts gegen Manchester City. Trainer war natürlich Pep Guardiola, auf dem Platz standen unter anderem de Bruyne, Foden, Walker, Gündogan oder Bernardo Silva. Hat man denn für einen kleinen Moment das Gefühl, während die Hymne läuft, „Mensch, die kenne ich alle von der PlayStation oder aus dem Fernsehen“?

Es war eine sehr besondere Zeit. Kurz zuvor hatte ich – dann schon unter Trainer Edin Terzic – meine ersten Bundesligaeinsätze. Der Moment, als mir der Trainer am Morgen in Manchester gesagt hat, dass ich in der Startelf stehen werde, war sehr schön. In diesem Fall muss ich ausnahmsweise sagen, dass es in der Situation gar nicht schlecht war, dass das Spiel ohne Zuschauer stattfinden musste, denn ich war auch so schon nervös genug (lacht). Auf so einer Bühne, ChampionsLeague-Viertelfinale, und dann auch noch von Beginn an: Das war außergewöhnlich.

In der Bundesliga debütiert Ansgar Knauff im März 2021 auswärts gegen Köln und setzt mit seinem Assist kurz vor Schluss zum 2:2-Endstand direkt ein Ausrufezeichen. Sein erster Treffer im Oberhaus folgt zwei Spieltage später, ebenfalls auf Gegners Platz, gegen Stuttgart. Dazwischen liegt sein erstes Bundesligaheimspiel – der Gegner am 3. April 2021: klar, die Eintracht! Etwa neun Monate später trägt er dann selbst den Adler auf der Brust. Der Flügelspieler, inzwischen Träger der FritzWalter-Medaille in Silber, ist gerade 20 Jahre alt geworden – nun ein neues Umfeld, ein neuer Verein, eine neue Stadt. Doch ein Bremspedal kennt seine Entwicklung vorerst nicht, im Gegenteil.

Im Januar 2022 wechselst du zunächst auf Leihbasis zur Eintracht. Zum krönenden Abschluss der Saison stehst du in Sevilla im Europa-League-Finale 120 Minuten auf dem Platz und streckst schließlich den Europapokal in den Nachthimmel. Hand aufs Herz, das ist doch eine fast irre Story, oder?

Es ging alles sehr schnell. Es war für mich eine erfolgreiche Anfangszeit in Dortmund. Dann stand eine neue Saison an – Trainerwechsel, neue Spieler, neuer Kader. Im ersten Halbjahr 2021/22 stand ich zwar oft im Kader, hatte aber nur wenig Spielzeit. Wir haben uns zusammengesetzt und sind zu dem Schluss gekommen, dass mir eine Leihe guttun könnte. Als das Interesse aus Frankfurt kam, war für mich schnell klar, dass ich das machen will. Dass alles geklappt hat, hat mich sehr gefreut. Was dann bis zum Sommer passiert ist, hätte ich mir niemals erträumen lassen. Wenn man ehrlich ist, hat das in dieser Intensität auch niemand erwartet. Das waren die erfolgreichsten und aufregendsten Monate, die ich in meiner Karriere bis dahin erlebt hatte. Es ging von Highlightspiel zu Highlightspiel, immer weiter. Wir haben sehr viel ausgelöst, auch in der Stadt. Das war unglaublich.

Ein besonderer Moment auf dem Weg ins Endspiel war dein Führungstreffer im Viertelfinalhinspiel gegen den FC Barcelona. Ein Schuss wie ein Strich. Geht eigentlich mehr Gänsehaut als in diesem Augenblick?

Nein, ich glaube nicht. Viertelfinale, Europa League. Wir haben uns alle richtig gefreut, als es hieß, dass wir gegen Barcelona spielen – ein Riesenklub. Wir waren in diesem Spiel von Beginn an voll da. Nach dem Führungstor war dann für mich, aber ich glaube auch für viele klar: Okay, hier geht was, wir können die schlagen – wir können weiterkommen, uns kann eigentlich keiner mehr schlagen. Diesen Moment werde ich niemals vergessen.

Hängt denn ein Foto von diesem Treffer bei dir zu Hause?

Nicht direkt. Aber ich habe genügend Fotos gesehen und abgespeichert (lacht).

 

„Alle Titel haben natürlich eine ganz eigene Geschichte. [...] Den Europapokalsieg stufe ich für mich schon am höchsten ein, immerhin habe ich auch nach meinem Wechsel zur Eintracht fortan jede Minute in diesem Wettbewerb auf dem Platz gestanden.“ -- Ansgar Knauff --

 

Neben dem Triumph in der UEFA Europa League bist du DFB-Pokalsieger und Meister der Regionalliga West. Drei Titel – jeder davon ist wahrscheinlich mit einer ganz eigenen Geschichte verknüpft. Lässt sich da einer hervorheben und hat jeder dieser Titel seinen ganz besonderen Wert für dich?

Alle Titel haben natürlich eine ganz eigene Geschichte. Der DFB-Pokalsieg mit Dortmund war schön, ich habe allerdings nicht gespielt. Den Europapokalsieg stufe ich für mich schon am höchsten ein, immerhin habe ich auch nach meinem Wechsel zur Eintracht fortan jede Minute in diesem Wettbewerb auf dem Platz gestanden. Doch auch der Regionalligatitel war besonders, wir haben eine extrem lange Saison mit sehr vielen Partien gespielt und mussten bis zum letzten Spieltag zittern.

Liest du Schlagzeilen über dich?

Tatsächlich nicht, nein. Ich möchte mich auf mich und meinen Alltag im Verein konzentrieren und ich finde es dabei nicht sonderlich förderlich, dass man sich einen Kopf darüber macht, was über einen geschrieben wird. Auch in den Sozialen Medien bin ich vergleichsweise zurückhaltend – auch wenn es in einem gewissen Maße inzwischen schon dazugehört, doch es sollte nicht überhand nehmen.

 

„Es ist immer etwas Besonderes, hier zu spielen – mit diesen Fans und dieser Unterstützung im Rücken“ -- Ansgar Knauff --

 

Du stehst vor deiner vierten Saison mit dem Adler auf der Brust. Was bedeuten dir die Eintracht und Frankfurt?

Sehr viel! Ich habe in meiner bisherigen Zeit in Frankfurt schon viel erlebt. Es ist immer etwas Besonderes, hier zu spielen – mit diesen Fans und dieser Unterstützung im Rücken hier im Verein zu sein. Ich fühle mich sehr wohl und freue mich einfach auf die neue Saison.

Inzwischen stehen für den 21-fachen deutschen U-Nationalspieler, im Sommer 2023 nach zuvor anderthalbjähriger Leihe von der Eintracht fest verpflichtet. 93 Einsätze, kurzum 5.712 Pflichtspielminuten für die SGE zu Buche (zwölf Tore, acht Vorlagen). „Ich kenne mittlerweile den Verein, die Fans und alles drumherum. Neuen Spielern gegenüber versuche ich, diese Erfahrungen auch einzubringen“, sagte er während des Trainingslagers. Dieses führte die Eintracht nach Nord- und Mittelamerika – die meiste Zeit in Louisville, Kentucky, aber auch Mexiko und New York City stehen auf dem Reiseplan. „Eine spannende Reise, gutes Trainingslager, viele Einheiten auf dem Platz, Tests gegen unterschiedliche Gegner – ich glaube, dass wir daraus viel ziehen können. Uns als Mannschaft tut die längere Vorbereitung gut. Jeder hat Zeit, sich im Training und in den Spielen zu zeigen.“

Mit welchem Gefühl gehst du in die neue Saison?

Mit einem sehr guten Gefühl. Die Stimmung ist gut, die Vorfreude ist spürbar – in der Mannschaft, im Staff und ich denke auch bei den Fans.

Deine Zeit in der U17 und U19 mit eingeschlossen hast du nahezu ausgeglichen auf der linken wie auf der rechten Außenbahn gespielt – mit leichtem Übergewicht auf der rechten Seite. Bevorzugst du eine Seite?

Ich bin da eigentlich offen und habe sowohl auf der linken als auch rechten Seite gute Spiele gemacht. Vielleicht auch nicht so gute Spiele (lacht). Ich mag beides.

Ein Stichwort, das auch bezüglich deines Spiels vergangene Saison fiel: das Einlaufen beziehungsweise Lauern am langen Pfosten. War das eines der Elemente, die dein Spiel, sprich deinen Handwerkskasten bereichert haben?

Auf jeden Fall, das hat man in der vergangenen Saison durch Tore auch gesehen. Es ist sehr wichtig und sicherlich auch etwas, das ich noch weiter verbessern kann.

Was verbindest du spontan mit der Zahl 36,4?

36,4 war mein Highspeed in der vergangenen Saison.

Korrekt. Sehr gut! Geschwindigkeit zählt selbstverständlich zu deinen Stärken. Wie würdest du dein Spiel beschreiben, woran musst und willst du noch arbeiten?

Natürlich ist es auf der Außenbahn wichtig, dass ich mein Tempo einsetze und versuche, diese Stärke in unser Spiel als Mannschaft einzubringen. Ich muss in End- und Abschlussaktionen kommen, sei es Flanke, letzter Pass vor das Tor und Schuss, um letztlich entscheidende Situationen wie Torerfolge oder Torchancen zu erarbeiten. Ich denke, dass ich da in der vergangenen Saison einen guten Schritt in die richtige Richtung gemacht habe – doch es gilt, daran immer weiterzuarbeiten.

 

„Mario Götze gehörte zu den Spielern, zu denen ich aufgeschaut habe damals. Ich kam 2016 nach Dortmund, da war der Name in aller Munde. Jetzt mit ihm in einer Mannschaft zu spielen, ist für mich etwas Besonderes.“ -- Ansgar Knauff --

 

Eines deiner fußballerischen Vorbilder während deiner Jugendzeit war Mario Götze. Unabhängig von der sehr schönen Fügung, dass ihr beide inzwischen gemeinsam für die Eintracht auflauft: Was hat dir an seinem Spiel imponiert?

Ja, er gehörte zu den Spielern, zu denen ich aufgeschaut habe damals. Ich kam 2016 nach Dortmund, da war der Name in aller Munde. Jetzt mit ihm in einer Mannschaft zu spielen, ist für mich etwas Besonderes. Er kann das Spiel extrem gut lesen und mit Pässen und seiner Übersicht sehr gut kontrollieren. Das hilft uns natürlich weiter. Er hat eine große Ruhe am Ball und kann diese finalen Bälle hinter die letzte Linie spielen.

Du bist 22 Jahre jung und hast wettbewerbsübergreifend bereits 108 Profispiele absolviert. In unserem Kader tummeln sich viele junge Spieler mit einer großen Portion Talent, die sich auf diesem Level beweisen. Im Sommer wurde mit Lamine Yamal ein 17-Jähriger als Stammspieler Europameister. Wie beurteilst du diese teils schon rasante Entwicklung?

Es ist schön zu sehen, wenn es funktioniert. Man sollte jedoch auch aufpassen, in zu jungen Jahren noch nicht zu viel einzufordern, auch weil die Verletzungsanfälligkeit steigen kann, wenn man zu früh zu viel spielt. Aber ganz klar, insgesamt ist es etwas Positives, wenn junge Spieler mit so viel Talent aus der Jugend kommen und sich schnell an den Profifußball adaptieren können. Es ist ein Zeichen dafür, dass an vielen Stellen gute Jugendarbeit geleistet wird.