„Auf einem
guten Weg“
Der Leiter des Bereichs Athletik Schahriar Bigdeli gibt
Aufschlüsse über den Fitnesszustand des Teams, stellt Zusammenhänge zur
Leichtathletik her und erläutert besondere Maßnahmen während eines
Trainingslagers.
Interview: Daniel Grawe
Foto: Felix Leichum
Schahriar,
seit einem Jahr fungierst du als Leiter Athletik. Was hat sich seither
verändert?
Dadurch, dass es auf mehreren Ebenen einen größeren Umbruch
gab, mussten sich neue Strukturen und Abläufe erst einspielen. Das ist uns
gelungen. Meine Erfahrung aus 20 Jahren als Athletiktrainer im Fußballbereich
habe ich in die bestehenden Prozesse eingebracht. Dabei ist es mir besonders
wichtig, klare Strukturen zu schaffen, die es uns ermöglichen, die Spieler
individuell athletisch zu verbessern. Insgesamt bin ich zufrieden mit den
Fortschritten, die wir gemacht haben, und freue mich darauf, weiterhin
gemeinsam mit dem Team an der optimalen Entwicklung unserer Spieler zu
arbeiten.
Die
Sommerpause war vergleichsweise lang. Wie habt ihr darauf reagiert?
Die Sommerpause war lang, weshalb wir uns natürlich
Gedanken gemacht und darauf reagiert haben. Angesichts der hohen Belastung, die
die Spieler während der Saison haben, ist es wichtig, dass sie auch eine Pause
bekommen. Deshalb haben unsere Spieler zunächst zwei Wochen frei gehabt, bevor
sie in die Trainingseinheiten für die Sommerpause eingestiegen sind. Jeder hat
einen umfassenden Trainingsplan erhalten, der individuell an seine Bedürfnisse
angepasst ist. Diese Pläne beinhalten ein Laufprogramm, präventive Übungen und
Kräftigungsübungen. Durch diese individuellen Trainingspläne und die Disziplin
der Spieler haben wir sichergestellt, dass jeder in einem guten Zustand
zurückgekehrt ist.
Was
haben die Leistungstests ergeben?
Die Leistungstests der Spieler waren ordentlich. Unsere
Leistungsdiagnostik hat uns genau gezeigt, wo die Stärken und Defizite der
einzelnen Spieler liegen. Es gibt immer Verbesserungspotenzial. Unser Ziel ist
es, die Spieler in jedem Bereich weiterzuentwickeln. Wir haben einen sehr guten
Austausch sowohl mit dem Trainerteam als auch mit der medizinischen Abteilung,
sodass wir die Strukturen für die individuellen athletischen Einheiten optimal
planen können. Durch diese enge Zusammenarbeit können wir sicherstellen, dass
jeder Spieler die bestmögliche Unterstützung erhält, um seine Leistung zu
verbessern und seine Gesundheit zu erhalten.
Du
bist mehrmaliger Deutscher Meister im Weitsprung. Was kann der Fußball von der
Leichtathletik lernen?
Insbesondere in Bezug auf die individuelle
Leistungsmaximierung lassen sich Lerneffekte erzielen. In der Leichtathletik
handelt es sich um einen Einzelsport, bei dem jeder Athlet das maximale
Leistungsniveau aus sich herausholen muss. Nur mit einer enormen Bereitschaft,
in allen Bereichen die Grenzen zu verschieben, sind Höchstleistungen möglich.
Jeder Athlet in einer Einzelsportart ist im Wettkampf für sich selbst
verantwortlich, was zu einem hohen Bewusstsein für den eigenen Körper führt. Im
Wettkampf entscheiden oft Zentimeter und Hundertstelsekunden über Erfolg und
Niederlage. Dieses präzise und fokussierte Training kann auch im Fußball
wertvolle Impulse geben, um die Spieler individuell zu stärken und ihre
Leistung zu optimieren. Durch die Integration von Prinzipien aus der
Leichtathletik können Fußballspieler lernen, noch bewusster und gezielter an
ihrer eigenen Leistung zu arbeiten. Dies umfasst nicht nur das körperliche
Training, sondern auch die mentale Vorbereitung und die Fähigkeit, sich auf
kleinste Details zu konzentrieren, die letztendlich den Unterschied ausmachen
können.
2023/24
hat die Eintracht in der Bundesliga die zweitmeisten Punkte nach Rückstand
geholt. Wie viel davon schreibst du der Arbeit im physischen Bereich zu
beziehungsweise lässt sich das überhaupt beziffern?
Für uns ist es entscheidend, dass unsere Spieler in jeder
Phase des Spiels die notwendigen Intensitäten auf ihrer jeweiligen Position
aufrechterhalten können, von der ersten bis zur letzten Minute. Die physische
Vorbereitung spielt dabei eine wesentliche Rolle, da sie sicherstellt, dass die
Spieler die Ausdauer und die Kraft haben, auch in den späten Spielminuten noch
Höchstleistungen zu erbringen. Obwohl es schwierig ist, den genauen Anteil der
physischen Arbeit an unseren Erfolgen nach Rückständen zu beziffern, trägt die
kontinuierliche Verbesserung der physischen Leistungsfähigkeit definitiv dazu
bei, dass unsere Spieler körperlich und mental stark bleiben und in der Lage
sind, Drucksituationen besser zu bewältigen.
Das
Trainingslager beinhaltete auch Reisen und mehrere Zeitzonen. Auf welche
Präventionsmaßnahmen habt ihr zurückgegriffen?
In den ersten Tagen haben wir darauf geachtet, dass unsere
Spieler gut in den neuen zeitlichen Rhythmus finden. Dabei spielt der
Schlafrhythmus als Präventionsmaßnahme eine wesentliche Rolle. Wir haben
spezielle Maßnahmen eingeführt, um den Spielern zu helfen, sich besser an die
neue Zeitzone anzupassen. Dazu gehören beispielsweise verpflichtende
Mobilisationsübungen, die den Spielern helfen, besser in den Schlaf zu finden.
Diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass die Spieler schneller regenerieren und
sich optimal auf die Trainingseinheiten vorbereiten können.
Welche
Aufschlüsse im physischen Bereich haben die Vorbereitungswochen ergeben?
Wir haben viele intensive Einheiten gehabt und haben die
ersten vier Wochen gut absolviert. Die Mannschaft hat in jeder Einheit eine
hohe Bereitschaft gezeigt, hart zu arbeiten, um sich weiterzuentwickeln. Anhand
der Daten, die uns im physischen Bereich zur Verfügung stehen, können wir
sehen, dass wir auf einem guten Weg sind.