Bronze!

Die sechs deutschen Fußball-Nationalspielerinnen der Eintracht kehren mit der Bronze-Medaille von den Olympischen Spielen in Paris zurück. Remina Chiba erreicht das Viertelfinale.

Spannender hätten es sicher auch die Regisseure der Pariser Eröffnungsshow nicht inszenieren können: Durch die knappe 1:0-Führung gegen Weltmeister Spanien sind die Nerven im Stadion in Lyon auf Seiten der deutschen Fans sowieso schon genug gespannt, als elf Sekunden vor Ablauf der Nachspielzeit der unheilvolle Pfiff ertönt. Die Schiedsrichterin zeigt auf den Punkt. Elfmeter für Spanien. Die TVKamera fängt auch die Gesichter von Laura Freigang und Elisa Senß ein, die an diesem Nachmittag von der Seitenlinie aus zusehen müssen, zwei Gesichter, die Bände sprechen: Das darf doch nicht wahr sein!

Im Kampf um die Bronze-Medaille übernimmt Weltfußballerin Alexia Putellas die Verantwortung auf Seiten der Spanierinnen, elf Meter von Ann-Kathrin Berger im Kasten entfernt, der man, so cool wie sie zwischen den Pfosten steht, fast zutrauen kann, bereits zu wissen, dass sie wenige Sekunden darauf zur Heldin des Tages werden sollte. Rechts unten, Berger hat die Ecke und hält! Kurz darauf mit Abpfiff stürmen alle in Schwarz-Rot-Gold auf den Platz. Bronze für Deutschland, Bronze für sechs Adlerträgerinnen!

Ganz geradlinig verlief das Turnier für das Team von Horst Hrubesch allerdings nicht. Nach einem furiosen 3:0-Auftakt gegen Australien gab es bei einem deutlichen 1:4 gegen die USA den ersten Dämpfer. Aufrappeln, nachlegen, und schließlich mit einem 4:1 über Sambia das Viertelfinalticket als Gruppenzweiter lösen. Nicht nur kamen Sara Doorsoun und Laura Freigang zu ihrem Olympia-Debüt, mit ihrem Volleyschusstreffer von der Strafraumkante in der Nachspielzeit sicherte sich SGE-Neuzugang Elisa Senß sogar eine Nominierung für das „Tor des Monats Juli“ bei der Sportschau.

Gezittert werden musste im Viertelfinale. Erst im Elfmeterschießen gelang es den deutschen Fußballerinnen gegen Kanada , den Olympiasieger von 2021, ins Halbfinale einzuziehen. Die Heldin schon da: Torhüterin Ann-Kathrin Berger, die zweifach stark hielt und den letzten Elfmeter selbst verwandelte. Beim Wiedersehen mit den USA unter den letzten vier Teams präsentierte man sich diesmal auf Augenhöhe. Nicole Anyomi rotierte als Reservespielerin kurz vorher für die krankheitsbedingt ausfallende Alexandra Popp in den Spieltagskader und direkt in die Startelf. 120 Minuten gekämpft, aber die USA am Ende mit ihrem Tor in der 95. Minute einen Tick vorne. Im letzten Spiel sollte es für die DFB-Frauen also gegen Weltmeister Spanien um Bronze gehen.

Für Remina Chiba reichte es zwar nicht zu einer Medaille, durchaus erfolgreich verlief das Turnier mit Japan aber trotzdem. Eigentlich nur als Reservespielerin mit nach Paris gereist, rotierte die Stürmerin bereits vor dem ersten Gruppenspiel für eine verletzte Teamkameradin in den Kader – und sollte ab dann in jedem der drei Gruppenspiele (1:2 gegen Spanien, 2:1 gegen Brasilien und 3:1 gegen Nigeria) als Jokerin aufs Feld kommen. Nach drei Partien hieß es auch für sie: Viertelfinale! Doch so wie das deutsche Team im Halbfinale musste sich das Team um Remina Chiba eine Runde zuvor in der Verlängerung gegen die späteren Gold-Gewinnerinnen geschlagen geben: In der 115. Minute fiel das entscheidende Tor für die USA. Die Frankfurter Stürmerin kam in der Verlängerung aufs Feld.

„Völlig losgelöst“ im deutschen Haus, mit 9.000 Athletinnen und Athleten bei der Schlussfeier im Stade de France – der dritte Platz bei den Olympischen Spielen wurde von Nicole Anyomi, Sara Doorsoun, Laura Freigang, Elisa Senß, Stina Johannes und Pia Wolter vor der Rückkehr nach Frankfurt ausgiebig gefeiert – auch wenn es für Wolter und Johannes als Spielerinnen auf Abruf ohne Einsatz „nur“ ein Replikat der Medaille gab. „Ich bin voller Freude und Stolz. Die ganze harte Arbeit, die wir als Team geleistet haben, hat sich ausgezahlt. Ich bin einfach dankbar für diese Erfahrung, es war eine überwältigende Zeit, die ich nie mehr vergessen werde“, fasste Elisa Senß am Ende die zweieinhalbwöchige Reise zusammen. Und darf sich jetzt endlich auf ihren Einstand bei der Eintracht freuen.