Regional
Fan-Nah
Eintracht
Sommerzeit ist mit Ausnahme der Ferien Tradizeit!
Karl-Heinz Körbel und Co. sind wöchentlich gefordert, bereisen das Hessenland
von Nord bis Süd und West bis Ost, zeigen sich Fan-nah, zaubern auf dem Platz
und haben „als Familie“ jede Menge Spaß. Das beruht auf Gegenseitigkeit, fast
50.000 Zuschauer haben im Rahmen von „Eintracht in der Region“ Körbel und Co.
in den vergangenen 28 Monaten zugeschaut. Mitte Juni ging’s zum 25. Tradispiel
der Kampagne nach Homberg/Efze. Die „Eintracht vom Main“ war dabei.
Reportage: Michael Wiener
Fotos: Martin Ohnesorge
Heute geht die Fahrt nach Homberg/Efze, etwas über zwei
Stunden entfernt vom Deutsche Bank Park im Herzen von Europa. Der
Schwalm-Eder-Kreis ruft, genauer gesagt der FC Homberg 1924. Der Verein hat
zwei Wochen zuvor sein 100-jähriges Bestehen mit einigen Veranstaltungen
gefeiert. Nun kommen am Freitagabend die Traditionsmannschaft, das Fanmobil und
die Eventabteilung der Eintracht. Der Tag in Homberg in Bildern.
Busfahrer Rolf Gewehr packt einige Kisten in den
Mannschaftsbus, mit dem die Tradi die rund 170 Kilometer nach Nordhessen
antritt. Der Anspruch der Eintracht ist, im ganzen Bundesland Präsenz zu
zeigen; also geht’s zwei- dreimal im Jahr auch über zwei Autostunden Anreise
hinaus. Um die Umwelt und auch die Kräfte vor dem Spiel zu schonen, werden diese
Fahrten nach Möglichkeit mit dem Mannschaftsbus angetreten.
Raststätte Wetterau, etwas über drei Stunden vor dem
Anpfiff: Nach etwa 40 Kilometern Busfahrt steigen Karl-Heinz Körbel (Foto l.),
der 2007 die offizielle Tradi der Eintracht ins Leben gerufen hat und noch
heute ihr Leiter ist, und Uwe Bindewald in den Bus. Ein paar Kilometer weiter
machen die „Mittelhessen“ Michael Guht und Matthias Hagner (Foto r.) die
Reisegruppe komplett.
Der Kader ist nicht so prall gefüllt, im Bus hat jeder
Spieler einen Doppelsitzer für sich. Auch Patric Klandt, der hier wohl noch
nicht über eine mögliche Doppelrolle als Torwart und Feldspieler später
nachdenkt. Vorstandsberater Rainer Falkenhain, der wie früher als Leiter der
Lizenzspielerabteilung vorne rechts sitzt, hat für Verpflegung gesorgt. Mit an
Bord sind auch Oliver Kasch und Thomas Zöller, zwei Physiotherapeuten.
A3, A5, A7 – und dann noch wenige Kilometer über Land:
Homberg/Efze kommt näher, ist in diesem Jahr aber nicht der am weitesten
entfernteSpielort.
100 Minuten vor Spielbeginn und damit exakt im Zeitplan –
Ankunft! Mit Frank Gerster ist einer der fleißigsten Tradispieler wieder dabei.
Fast 150 Partien hat er seit 2011 auf dem Buckel. Bei der Eintracht kam er nur
zu einem Profieinsatz in der Saison 1998/99, aber im Süden Deutschlands war der
gebürtige Allgäuer sehr erfolgreich: Deutscher U19-Meister mit dem FC Augsburg
inklusive Tor im Finale gegen Kaiserslautern 1993, Meister und Pokalsieger mit
dem FC Bayern München, Champions-League-Minuten an der Seite von Helmer,
Matthäus, Kahn und Co.
Die Kabine ist bereits bestens präpariert – von Clemens
Appel (Foto), Betreuer und Mann der ersten Stunde bei der Tradi.
Alexander Schur (r.), der später erst über sein legendäres
Kopfballtor beim 6:3 gegen Reutlingen am Stadionmikro sprechen und es dann im
Spiel quasi nachstellen wird, beim Treffer zum 1:1-Ausgleich, schaut sich den
Platz an, wo …
… die Eintracht Frankfurt Fußballschule mit 40 Kids des FC
Homberg trainiert. Zum Trainerteam gehören (im Uhrzeigersinn) Manfred Binz,
Lise Munk, Cezary Tobollik und Alexander Conrad. Geballte Fußballkompetenz –
von der ehemaligen dänischen Nationalspielerin Munk über
349-Bundesligaspiele-Mann Binz, den in drei nationalen Top-Ligen aktiv
gewesenen Tobollik (Polen, Frankreich, Deutschland) bis zum DFB-Pokalsieger und
doppelten Deutschen A-Juniorenmeister Alex Conrad. „Unsere Philosophie ist, mit
ehemaligen Profis zu arbeiten. All unsere Trainer haben viel Erfahrung auf dem
Platz und an der Seitenlinie“, sagt Karl-Heinz Körbel, der auch die Eintracht
Frankfurt Fußballschule seit über 20 Jahren verantwortet.
Buntes Treiben auf dem Sportgelände in der Stunde vor dem
Spiel: Auf der Eventfläche können sich die Kids unter anderem auf der Hüpfburg
austoben, Karl-Heinz Körbel betont am Stadionmikro bei FFH-Moderator Marius
Franke die Wichtigkeit der Kampagne „Eintracht in der Region“, Traditrainer
Patrick Glöckner (früher bei der Eintracht Jugend- und Profispieler, dazu
Videoanalyst und Co-Trainer am NLZ) bringt die Aufstellung an die Taktiktafel
und die Torhüter Hansi Steinle (l.) und Patric Klandt beim Aufwärmen.
Besonderes Mannschaftsfoto kurz vor Anpfiff: Mitten
zwischen den Adlerträgern stehen Dario und Lisa-Marie Stüssel aus Borken. Als
der Eintracht-Tag dort im ersten Jahr der Kampagne „Eintracht in der Region“
2022 zu Gast war, machte Cheforganisator Stüssel seiner heutigen Frau in der
Halbzeit einen Heiratsantrag (siehe kleines Foto).
Die Mannschaften laufen ein. Mit dabei: Slobodan
Komljenovic, Nummer vier in der Rangliste der erfahrensten Tradispieler (über
200 Einsätze / nur Tobollik, Uwe Müller und Norbert Nachtweih haben mehr),
Nummer fünf der Regionstorschützen und in den 1990er Jahren ein Gesicht der
Profimannschaft. Nach der kurzen Vorstellung der Adlerträger folgt das gemeinsame
Teamfoto.
Das Spiel läuft: Uwe Bindewald, der Dauerläufer auf der
rechten Seite; Alexander Schur, immer noch unglaublich zweikampf- und
kopfballstark (leider später verletzt); Matthias Hagner, seit diesem Jahr im
Tradikader und in jedem Spiel in der Torschützenliste zu finden; und Patric
Klandt, der sich hier als Torschütze auszeichnet. Zuvor hatte der ehemalige
Zweitligatorhüter einige Male stark pariert, ehe er in der Schlussphase im Feld
zum Einsatz kommt und beim 5:2-Sieg den letzten Treffer beisteuert. Es ist der
25. Sieg im 25. Regionsspiel der Tradi – „weil wir zu einer richtigen Familie
zusammengewachsen sind“, erklärte Körbel zuvor im Interview. Zum Spieltagskader
gehören in der Regel über 20 Ex-Profis mit insgesamt rund 100 Spielzeiten im Eintracht-Trikot.
In Homberg waren einige Stammkräfte wie die Top-drei-Regionstorschützen Michael
Thurk, Ervin Skela und Alex Meier (im Schnitt über zwei Tore pro Spiel)
aufgrund anderer Verpflichtungen verhindert. „Alle Jungs spielen gerne bei uns
und versuchen, so oft wie möglich dabei zu sein“, betont Körbel, selbst
freilich an der Spitze jeder Eintracht-Statistik mit 602 Bundesligaspielen für
einen einzigen Klub.
Hier ist der echte Wettkampf! Während auf dem Feld der Spaß
im Vordergrund stehen soll, geht’s am Verpflegungsstand um Punkte. Lars Steier
(hinten), Eric Münter und weitere aus dem Team der Eintracht, die sich schon
seit dem frühen Morgen um die Eventfläche und die Banden am Sportplatz
(komplett im Eintracht-Branding) kümmern, testen die Bratwurst und vergeben
anhand verschiedener Kriterien Punkte. Am Ende der Saison wird der
RegionsBratwurst-Pokal verliehen.
Nach dem Bratwurst-Test ist vor dem Aufräumen: Lars Steier
und Co. verstauen Speedkick, Hüpfburg, Liegestühle, Pavillions, Tischkicker und
vieles mehr wieder im Lkw. Das Team von VeranstaltungstechnikDienstleister Jens
Heuser (nicht im Bild), ebenso bei jedem Regionsspiel dabei und schon seit
vielen Jahren für die Eintracht im Einsatz, sorgt für den richtigen Sound und
spielt unter anderem die Tormusik ein.
Fan-Nähe pur: Lise Munk, Matthias Hagner, Slobodan
Komljenovic und Uwe Bindewald bei Selfies und Autogrammen direkt nach dem
Schlusspfiff. Insbesondere die Kids freut’s!
Offizielles Ende in Homberg, nachdem beide Vereine gemeinsam im Sportheim die sprichwörtliche dritte Halbzeit und die erste Hälfte des Abendspiels bei der EM genossen haben. Werner Wagehals, Cheforganisator vom FC Homberg, überreicht als Dankeschön eine Kiste Ahle Worscht aus Nordhessen und garniert dies mit netten Worten aus Sicht des vollkommen zufriedenen Gastgebers, der dank der von der Eintracht, LOTTO Hessen und Medien-Partner HIT Radio FFH ermöglichten Kampagne alle Einnahmen für sich behalten darf. Die Kabine, in der die Tradi sich umgezogen hat, ist unterdessen wieder „neutralisiert“. Die Heimfahrt steht an, und wenig später wird in der letzten Reihe viel geflucht und gelacht. Michael Guht, Claus-Peter Zick und Alexander Schur vertreiben sich mit Kartenspielen die Zeit. Tenor: „Fünf Stunden vergehen wie eine“. Insgesamt doppelt so lange, nämlich rund zehn Stunden, wird der Eintracht-Tross unterwegs gewesen sein, wenn Rolf Gewehr um kurz nach Mitternacht die Adresse „Im Herzen von Europa 1, Frankfurt am Main “ ansteuert.