Trauer
um …
…
Ronny Borchers
Die Nachricht von Ronald Borchers Tod hat in der
Eintracht-Familie für große Bestürzung gesorgt. „Ronny“ ist am 18. August im
Alter von 67 Jahren viel zu früh verstorben.
Wenn Ronny Borchers ein Tor geschossen hatte, war sein
Jubel markant. Seine Lockenmähne wippte hin und her, er reckte einen oder auch
beide Arme nach oben und schnell versammelten sich ein, zwei, drei Mitspieler
in den Armen. 33 Treffer erzielte der Offensivspieler für Eintracht Frankfurt,
und besonders zwei Spiele sind den (älteren) Eintracht-Fans in besonderer
Erinnerung. Sie werden es auch bleiben. Bis zuletzt war er der Eintracht in
verschiedenen Funktionen verbunden, sein Herz gehörte seit seiner aktiven Zeit
immer den Adlerträgern.
Der gebürtige Frankfurter wechselte 1970 von Germania
Ginnheim zur Eintracht. Zunächst spielte er am Riederwald in der Jugend, später
in der Hessenligamannschaft. Am 12. Juni 1976 debütierte er in der Bundesliga
gegen Eintracht Braunschweig. In den folgenden Jahren absolvierte Borchers 209
Pflichtspiele für die Eintracht, in denen er 33 Treffer erzielte. Zwischen 1978
und 1981 kam er auf sechs A-Länderspiele.
Sein fußballerisches Können blitzte bei der Eintracht
insbesondere in den Jahren 1978 bis 1982 auf, in denen er absoluter
Leistungsträger war. Kein Wunder, dass er als schönste Momente mit der
Eintracht einst den UEFA-Cup-Sieg 1980 und den DFB-Pokalsieg 1981 nannte. Diese
stellte er auf eine Stufe, „weil wir eine außergewöhnliche Mannschaft hatten“.
Borchers war Teil einer besonderen Eintracht-Generation, ein lebensfroher und
spektakulär aufspielender Publikumsliebling, ein „Draufgänger und Gentleman,
schnell wie der Wind“ (Frankfurter Rundschau). Im DFB-Pokalfinale 1981 zeigte
er eine „Weltklasseleistung“ (FR) und spielte Friedhelm Funkel schwindlig, sein
Schlenzer mit links aus vollem Lauf zum 2:0 war ein Traumtor. Das 3:0 von Cha
Bum legte er auf. „Vor einem wichtigen Spiel wussten die Trainer immer, dass
sie sich auf den Ronny verlassen konnten“, meinte er einst dazu. Unvergessen
ist auch sein Hattrick beim 9:2 gegen den SV Werder Bremen im November 1981
innerhalb von nur 19 Minuten.
1984 wechselte Ronny Borchers nach Bielefeld, in der Saison
1991/92 spielte er noch einmal für die Eintracht-Amateure. Nach seiner aktiven
Karriere arbeitete Ronny Borchers bei zahlreichen Vereinen im RheinMain-Gebiet
als Trainer. Borchers, der in Heusenstamm eine Werbeagentur betrieb, war ein
passionierter Golfspieler. Bei der Eintracht war er in den vergangenen Jahren
als Markenbotschafter im Einsatz. Außerdem gehörte er zum Trainerteam der
Traditionsmannschaft, für die er selbst über 150 Spiele bestritten hat.
…
Erwin Stein
Erwin Stein, der durch seine zwei Treffer im
Europapokalfinale 1960 gegen Real Madrid in die Fußballgeschichte eingegangen
ist, verstarb am 26. Juli im Alter von 89 Jahren.
Bei seinen Mannschaftskameraden war Erwin Stein immer „Das
Zuckerche“. Denn wenn ein guter Pass auf ihn oder von ihm gespielt wurde,
kommentierte er das stets mit dem Spruch: „Der Ball war Zucker!“. Als Stürmer
erzielte der 1935 in Frankfurt geborene Stein zwischen 1959 und 1966 in 200
Pflichtspielen 138 Tore für die Eintracht. Zuvor spielte er für die SG
Bornheim, bei Olympia 07 und bei der SpVgg Griesheim 02. Beim Amateurligisten
machte er überregional auf sich aufmerksam und kam zu zwei
Amateur-Länderspielen, in denen er viermal traf. Im Mai 1959 debütierte Erwin
Stein in der A-Nationalmannschaft und erzielte beim 1:1 gegen Polen den
Ausgleichstreffer.
Im Sommer 1959 wechselte er dann zum Deutschen Meister
Eintracht Frankfurt. Dadurch fiel er jedoch bei Bundestrainer Herberger in
Ungnade, denn durch den Wechsel ins Vetragsspielerlager konnte er nicht wie
geplant an den Olympischen Spielen 1960 in Rom teilnehmen. So endete seine
Nationalmannschaftskarriere, noch ehe sie richtig begonnen hatte. Doch bei der
Eintracht startete der flinke Stürmer durch. In seiner ersten Oberligasaison
markierte er 24 Treffer und erreichte mit der Eintracht das Europapokalfinale.
Im Endspiel gegen Real Madrid, das bis heute als eines der besten Spiele der
Fußballgeschichte gilt, traf er am 18. Mai 1960 im Hampden Park in Glasgow beim
3:7 doppelt für die Adlerträger (siehe Foto). Später spielte er für die
Eintracht in der Bundesliga und stand mit ihr im DFB-Pokalfinale 1964, die
Karriere ließ er bei Darmstadt 98 und Viktoria Griesheim ausklingen. Zu dieser
Zeit hatte sich der Torjäger längst ein zweites Standbein aufgebaut, gemeinsam
mit seiner Frau Renate betrieb er in Frankfurt-Griesheim ein Geschäft mit
Tabakwaren.
In den vergangenen Jahren war Erwin ein wichtiger und
herausragender Repräsentant der „alten Eintracht“. Immer wieder musste er die
Geschichten rund um das große Finale gegen die „Königlichen“ aus Madrid und seine
beiden Treffer erzählen. Als die Eintracht 2022, sprich 62 Jahre später, in
Helsinki im UEFA Super Cup auf die Madrilenen traf, war er mit seinen
Mannschaftskameraden von einst vor Ort und vor Anpfiff des Super-CupFinals traf
er seinen Gegenspieler von damals auf dem Rasen des Olympiastadions von
Helsinki – ein bewegender Moment.
Erwin Stein hat den Verein seit den 1960er Jahren geprägt. Zunächst als Sportler, später als Repräsentant einer großen Ära des Vereins.