„Offenheit, Vertrauen Und absolute Transparenz
entscheidend“
Das Gebäude mit
der neuen Turnhalle hat seine Türe geöffnet. Verantwortlich für das
Neubauprojekt ist das Bau- und Dienstleistungsunternehmen GOLDBECK. Die
EvM-Redaktion hat sich mit Jan-Hendrik Goldbeck, Geschäftsführender
Gesellschafter der GOLDBECK GmbH, über Unternehmensleitlinien, Gemeinsamkeiten
mit der Eintracht, Digitalisierung, aber natürlich auch das Neubauprojekt
unterhalten.
Zu Beginn
die wichtigste Frage: Wie geht es GOLDBECK und Ihnen seit Ausbruch der
Coronapandemie? Inwiefern ist Ihr Unternehmen betroffen?
Glücklicherweise haben
wir die Auswirkungen der Coronapandemie in der Baubranche nicht allzu sehr zu
spüren bekommen. Selbstverständlich legen wir – wie andere Firmen auch – sehr
viel Wert auf Hygienemaßnahmen, Abstand halten, Masken und Lüften etc. Als
Arbeitgeber sind wir zum einen dazu verpflichtet, zum anderen ist uns natürlich
die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig. Das hat dazu
geführt, dass manche Abläufe, insbesondere in unseren Werken und auf den
Baustellen, etwas komplizierter geworden sind. In unseren Büros haben wir mit
der Möglichkeit, teilweise remote zu arbeiten, einen guten Kompromiss gefunden.
Dass wir schon lange vor der Pandemie mit der Digitalisierung unserer Prozesse
begonnen haben, kam uns hier sicherlich zugute.
Das sind
gute Nachrichten. Indirekt sind Sie vermutlich von der Pandemie in Form von
Materialmangel und Lieferengpässen doch betroffen?
Das stimmt, indirekt schon, auch wenn das nicht Eins-zu-Eins direkt auf Corona
zurückzuführen ist. Während wir früher schon kurz nach Auftragserteilung mit
dem Bau beginnen konnten, liegen heute auch mal einige Monate dazwischen. Diese
Situation ist herausfordernd, aber damit müssen wir uns eben arrangieren.
GOLDBECK
versteht sich als Familienunternehmen trotz inzwischen rund 9.000
Mitarbeitenden – ebenso sieht sich die Eintracht mit ihren über 98.000
Mitgliedern als große Familie. Haben die zwei vermeintlich völlig
unterschiedlichen Einheiten deutlich mehr Gemeinsamkeiten als man zunächst
vielleicht glaubt?
Absolut, es gibt
Gemeinsamkeiten! Unsere Unternehmensleitlinien und der Verhaltenskodex und die
Werte von Eintracht Frankfurt haben einiges gemeinsam. Unser Unternehmenskultur
zeichnet sich maßgeblich durch die drei Säulen Menschlichkeit, Verantwortung
und Leistungsbereitschaft aus. Leidenschaft, Erfolg und Wille beispielsweise
stecken hinter dem Begriff Leistungsbereitschaft. Bezogen auf den Sport drückt
sich diese dadurch aus, dass man doch schon als Kind feststellt, dass gewinnen
angenehmer ist als zu verlieren. Daraus zieht man als Sportler die Motivation,
mehr zu trainieren und besser zu werden. Das Ziel ist der Aufstieg, der Gewinn
des Pokals oder die Meisterschaft. Im Unternehmen ist es die Lust, sich
weiterzuentwickeln und zu wachsen, um ebenfalls erfolgreich zu sein und das
nächste Projekt hereinzuholen.
Sie haben
die Säule Verantwortung angesprochen. Inwiefern lassen sich das Unternehmen
GOLDBECK und ein Verein wie die Eintracht in diesem Punkt miteinander
vergleichen?
Verantwortung und
Vertrauen werden bei uns großgeschrieben. Wir sind der Überzeugung, dass
Menschen, die Verantwortung übernehmen, letztendlich erfolgreicher sind. Das
ist aber auch nur möglich, wenn sie das entsprechende Vertrauen – in unserem
Fall vom Arbeitgeber – bekommen. Das lässt sich ebenso auf den Sport
übertragen: Sportlerinnen und Sportler benötigen das Vertrauen ihres Umfelds –
vom Trainer, der Familie, dem Verein – um das Beste aus sich herausholen zu
können.
… und
hinsichtlich des Themas Menschlichkeit?
Hierbei geht es um Fairness, Offenheit, Dinge anzusprechen und als Team
gemeinschaftlich an Themen zu arbeiten. Als Familienunternehmen haben wir, wie
auch die Eintracht, eine Tradition und besinnen uns auf die Historie und
Stabilität. Verlässlichkeit ist uns dabei enorm wichtig. Es gibt aber noch
einige weitere Gemeinsamkeiten wie die Themen Diversität, Wachstum, Technologie
und Fortschritt.
GOLDBECK hat
in den vergangenen Jahren ein enormes Mitarbeiterwachstum verzeichnet. Als Sie
zusammen mit Ihrem Bruder die Geschäftsleitung im Jahr 2007 von Ihrem Vater
übernommen hatten, gab es rund 1.600 Mitarbeiter, inzwischen sind es 9.000 …
Das Wachstum ist kein
Selbstzweck. Vielmehr sehen wir es als Folge von guter Arbeit. Das heißt, wenn
man die bereits genannten Leitlinien erfüllt, hat man Erfolg, ist für
Arbeitnehmer interessant und kann auch wachsen. Die Mitarbeitenden können sich
für das Unternehmen begeistern und sich mit diesem identifizieren – so wie sich
die Vereinsmitglieder der Eintracht für ihren Verein begeistern und sich mit
den Werten identifizieren.
Sie
erwähnten bereits die Technologie und den Fortschritt. Sie sehen GOLDBECK eher
als Tech-Unternehmen und weniger als klassisches Bauunternehmen. Dafür arbeiten
Sie, wie auch die Eintracht, mit Startups zusammen. Wie muss man sich die
Zusammenarbeit vorstellen?
Wir informieren uns
regelmäßig über neue technologische Möglichkeiten und integrieren sie wo immer
sinnvoll in unsere Prozesse, um auch in Zukunft modern und leistungsfähig zu
sein. Erst vor einigen Tagen bin ich beispielsweise aus den USA zurückgekehrt.
Wir haben vor wenigen Jahren im Silicon Valley einen „Tech & Innovation
Hub“ gegründet – eine kleine Forschungseinheit, die unter anderem mit der
University of Stanford und jungen Startups kooperiert. In diesem Ökosystem, so
nenne ich es, entstehen frische Ideen, die neugierig machen. Wir sprechen mit
unseren Partnern offen über aktuelle Herausforderungen, bekommen neue Impulse,
aus denen echte Innovationen und neue Partnerschaften entstehen – das ist eine klassische
Win-win-Situation.
Kommen wir
auf das Projekt „Neubau Turnhalle“ zu sprechen. Wie kam es zu dem ersten
Kontakt zwischen GOLDBECK und Eintracht Frankfurt?
Als Frankfurter beschäftigt man sich ganz
natürlich mit der Eintracht. Der Kontakt aber kam letztlich durch Michael Otto
(geschäftsführendes Präsidiumsmitglied Eintracht Frankfurt; Anm. d. Red.)
zustande, der uns das Grundstück für den potenziellen Neubau vorstellte. Nach
den ersten Gesprächen haben wir dann recht schnell mit der konkreten Planung
begonnen.
Der Bau
wurde Mitte April fertiggestellt. GOLDBECK hat zahlreiche Erfahrungen u.a. im
Sportstättenbau. Gab es bisher bei dem Bau der neuen Turnhalle auf dem Gelände
am Riederwald irgendwelche Besonderheiten bzw. Hindernisse zu bewältigen?
Das Gelände ist recht
beengt. Das bedeutet, dass wir logistisch sehr genau koordinieren mussten, wann
was umgesetzt werden kann – auch damit der laufende Sportbetrieb nicht
behindert wird. Hierzu waren wir regelmäßig in engem Austausch mit der
Tennisabteilung und dem Verein. Hinzu kamen anfangs einige Unwägbarkeiten, zum
Beispiel die Frage, wo welche Anschlüsse liegen. Auch wenn das keine
ungewöhnliche Situation ist, galt es, diese Herausforderungen zu lösen.
Betrachtet
man den Zeitplan und das Gebäude, scheint es aber wirklich gut gelaufen zu sein
…
Das stimmt. Zwischen
den ersten ernsthaften Gesprächen und der Fertigstellung der neuen Turnhalle im
April 2022 liegen 18 Monate. In der Zwischenzeit wurde das alte Klubheim
abgerissen, mussten das neue geplant sowie Genehmigungen eingeholt werden,
anschließend folgte der Bau. Unter den aktuellen Bedingungen, insbesondere
Materialknappheit und Lieferschwierigkeiten, ist das schon eine ordentliche
Geschwindigkeit. Das funktioniert nur mit Offenheit, Vertrauen, Transparenz und
dem gemeinschaftlichen Willen auf allen Seiten. Die Zusammenarbeit mit der
Eintracht, aber auch den Behörden sowie unseren Partnerunternehmen, ist
wirklich sehr gut gelaufen.
Die Themen
„Nachhaltigkeit“ und „effizientes Energiekonzept“ haben immer mehr an Bedeutung
gewonnen und sind wichtiger denn je. Auch dem Unternehmen GOLDBECK liegen diese
Themen besonders am Herzen und es ist sich seiner Verantwortung bewusst.
Inwiefern kann das Neubauprojekt am Riederwald damit punkten?
Die Turnhalle ist auf
allen drei Seiten sowie auf dem Dach des Bürotrakts begrünt und wird sich
dadurch sehr harmonisch in das grüne Areal am Riederwald einfügen. Hinzu kommen
eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach zur Gewinnung von grüner Energie sowie
eine Wärmepumpe. Außerdem gibt es eine Zisterne, in der anfallendes Regenwasser
gespeichert und für die Bewässerung der Grünanlage sowie Tennisplätze verwendet
wird. Weitere kleinere Dinge, wie beispielsweise zwei Ladesäulen für
Elektroautos, sind ebenfalls inkludiert. Nachhaltigkeit hat aber nicht nur
etwas mit Ökologie zu tun. Sie hat auch einen soziokulturellen Aspekt. Eine
Sporthalle bietet einen Raum für die Öffentlichkeit: Sportlerinnen und Sportler
unterschiedlicher Disziplinen werden sich hier begegnen und die neue Anlage
gemeinschaftlich nutzen. Darüber hinaus gibt es nun Büros, die eine optimale
Zusammenarbeit aller Abteilungen ermöglichen. Damit hat der Neubau auch eine
verbindende Funktion. Er fördert den sozialen Austausch. Die Mitglieder können
sich also auf ihr neues, modernes Gebäude freuen.