Trainieren wie die Profis
Die Entwicklung vom Tennistalent zum Tennisprofi stellt einen langfristigen Prozess dar, der sich über mehr als ein Jahrzehnt erstreckt. Diese Erkenntnis muss unbedingt in die tägliche Arbeit mit Kindern und Jugendlichen einfließen, indem die Maßnahmen dem Alter und dem Entwicklungsstand des Spielers angepasst werden und ihn weder unter- noch überfordern dürfen.
Es gilt präzise abzuwägen, welche Trainingsinhalte, Umfänge und Intensitäten für den Spieler geeignet sind, ob das Verhältnis zwischen tennisspezifischer und allgemeinsportlicher Ausbildung vor allem in jüngeren Jahren stimmig ist und ob die Anzahl an Matches bzw. Turnieren für den Spieler passt. Es müssen sowohl im allgemeinsportlichen Bereich als auch im Tennis zunächst möglichst breite Grundlagen geschaffen werden, ehe spezifisch trainiert werden kann.
Hier sind Besonnenheit sowie Geduld gefragt und die Tennisabteilung von Eintracht Frankfurt hat genau hier seit Jahren einen ihrer Schwerpunkte gelegt. Gerade in den Jahren bis circa 14 sind wir optimal mit unserem Nachmittagsangebot aufgestellt. Das Trainingspensum ist dann in der Regel absolut ausreichend, sollen die Heranwachsenden nicht überfordert werden und ausreichende Zeit zur Regeneration erhalten.
Doch da die Entwicklung von erfolgreichen Tennisspielern ab einem gewissen Alter nicht mehr nur nach der Schule am Nachmittag erfolgen kann, wurde als Ergänzung ein Vormittagsprogramm ins Leben gerufen. Das Eintracht Pro-Programm geht individuell auf die Wünsche und Bedürfnisse der Spielerinnen und Spieler ein und schafft eine ideale Verzahnung von Vormittags-, Nachmittags- und Abendprogramm. Es beinhaltet dabei nicht nur Tennis-, Athletik- und Krafttraining, sondern auch Regenerationseinheiten, Physiotherapie sowie Mentalcoaching.
Ich, Mihailo Milenkovic bin Teil dieses Programms und möchte euch in diesem Beitrag einmal veranschaulichen, wie eine Woche bei mir aussieht:
„Normalerweise bin ich an den Wochenenden auf Turnierreise. Daher habe ich montags einen etwas ruhigeren Tag ohne Tennis. Das ist wichtig, da ich mich von den Matches regenerieren muss. Es seht nur eine eineinhalbstündige Krafteinheit sowie ein einstündiges Regenerationsprogramm bei meinem Athletiktrainer Dominik Labonté auf dem Tagesplan. Vorbereiten tue ich mich auf das Krafttraining, indem ich meistens ein paar Minuten Fahrrad fahre. Vor jeder Übung machen wir zudem immer einen Aufwärmsatz. Bevor ich aber zum Training gehe, habe ich morgens von 8 bis 12 Uhr Schule. In dieser Zeit habe ich die wichtigsten Fächer im Präsenzunterricht.
Dienstags gehe ich nicht zur Schule und hole alles in meiner Freizeit online nach. Ich stehe um 7:30 Uhr auf und frühstücke. Danach wird alles Nötige eingepackt, Getränke, Snacks, Wechselkleidung und natürlich meine Tennistasche. Losgefahren wird dann um 8 Uhr. Ich komme eine halbe Stunde vor meinem Training an, um mich richtig warm machen zu können. In meinem Aufwärmprogramm fängt es mit einfachem Joggen an, dann folgt ein abgekürztes Lauf-ABC, anschließend mobilisiere ich mich, dann folgen explosivere Aufwärmgeschichten wie z.B. Seilspringen, Sprints und Tappings. Als letztes mache ich meine Schultern warm. Das Tennistraining läuft vom Prinzip eigentlich immer ähnlich ab. Am Anfang kommt einfaches Schlagen der Bälle, mit dem Ziel so viele Wiederholungen wie möglich zu absolvieren. Dann kommen Rhythmusgeschichten wie zum Beispiel: 2-mal diagonal einmal longline auf Wiederholung. Meistens folgt danach die Anwendung der Rhythmusübung. Als letztes folgen Punkte mit Aufschlag, aber nicht bevor man seine Aufschläge trainiert. Die Tenniseinheit dauert 90 Minuten. Danach habe ich eine halbe Stunde Pause, um mich frisch zu machen und kurz auszuruhen.
Nach der Pause geht es mit dem Fitnesstraining in unserem Athletikraum oder auf unserer, auf dem Gelände befindlichen Tartanbahn weiter. Die meisten Übungen sind speziell auf meine Bedürfnisse und meine Defizite abgestimmt. Dominik Labonté spricht persönlich mit uns, wie wir uns fühlen, ob wir fit und belastbar sind. Anschließend erklärt der Trainer uns das heutige Programm, während wir dies machen, korrigiert und motiviert er uns, damit wir noch mehr Gas geben.
Nach dem dreieinhalbstündigen Vormittagsblock habe ich bis um 19 Uhr „Pause“, heißt ich hole den Unterrichtsstoff nach und entspanne mich ein wenig. Abends habe ich dann wieder 1,5 Stunden Mannschafttraining.
Am Mittwoch gehe ich wieder von 8 Uhr bis 12 Uhr zur Schule und um 15 Uhr habe ich eine 90-minütige Tenniseinheit. Den restlichen Tag habe ich dann frei. In demnach ich zuhause meistens noch ein paar Übungen für meinen Körper.
Donnerstags habe ich vormittags den gleichen Trainingsplan, wie dienstagvormittags. Nach einer schnellen Dusche und einem leichten Mittagsessen findet meine zweite Trainingseinheit statt. Bei der handelt es sich um eine Matcheinheit. Während des Trainings stellt sich mein Trainer Eike auf meine Seite und analysiert, wie ich spiele, was ich falsch mache (um es zu verbessern) oder was ich gut mache. Alle zwei Wochen habe ich im Anschluss eine einstündige Physiotherapiesession.
Freitags habe ich dann von 8 Uhr bis 15 Uhr Schule. Meine einzige Tenniseinheit an diesem Tag findet erst von 18 bis 19 Uhr statt, dieses Mal ist es das Mannschafttraining der Hessenliga Junioren. Anschließend gehe ich zum Regenerationstraining, welches montags und freitags nach der Krafteinheit stattfindet.
Mein Blick folgt dieses Jahr hauptsächlich der internationalen Spur. Dafür habe ich mit meinem Trainer einen Turnierplan, mit Vorbereitungs- und internationalen Turnieren erstellt. Bei einem internationalen Turnier komme ich meistens einen Tag vorher, manchmal aber auch zwei Tage. An diesen Tagen vor dem Turnier spiele ich ein wenig auf den Plätzen, um mich mit der Umgebung und dem Belag vertraut zu machen. Falls ich vormittags spiele, spiele ich mich während den Trainingszeiten vor den Matches ein. Nach dem Match folgt Regeneration und Entspannung in Form von Dehnen, Ausrollen, Physiotherapie, Essen und ganz wichtig Schlafen natürlich.
So sieht eine „normale“ Woche bei mir aus und es macht mir großen Spaß.“