FOKUS ZEIGT HER EURE TRAINER AZZEDINE EL KAROUIA, BOXEN KRISTJAN GLIBO, FUSSBALL Azze, wie Azzedine El Karouia von allen gerufen wird, ist trotz seiner nur 40 Jahre schon so was wie ein Urgestein in der Boxabteilung. 1993 trat er in den Verein ein, zwischenzeitlich sorgten Umzug und private Grün- de dafür, dass er kurzzeitig weg war, im Jahr 2011 zog er wieder nach Frankfurt, kehrte direkt auch wieder zu den Adlerträgern zurück – und startete seine Trainerkarriere. „Als Abdelilah [sein Bruder; Anm. d. Red.] wieder mit dem Boxen angefangen hatte, war für mich klar, dass ich Trainer werde. Ab dann habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, meinen Bruder sportlich mit allem zu unterstützen, was mir zur Verfügung stand.“ Doch dies war nur einer der Gründe: „Damals haben Karl Wiegand und Freddy Wegner mit ihren 80 Lenzen noch die Trainings geleitet. Es wurde Zeit, etwas frischen Wind reinzubringen und beide zu unterstützen. Sie haben uns viel gegeben und sich früher immer rüh- rend um uns gekümmert, nun konnte ich ihnen etwas zurückgeben. Für sie waren Boxen und der Verein eine Herzensangelegenheit. Ich wollte Karl, der zu jener Zeit Abteilungsleiter war, etwas entlasten und ihm dabei helfen, seine Träume zu verwirklichen und selbst auch die Box- abteilung wieder wachsen und gedeihen sehen.“ Was sollte ein Trainer mitbringen? „Geduld, zwischenmenschliches Ver- ständnis, etwas Ahnung vom Sport und auf jeden Fall eine große Portion Leidenschaft und Herzblut“, nennt Azze die wichtigsten Eigenschaften. Von den Sportlern dagegen erwarte er Disziplin, Zuverlässigkeit und Ehr- lichkeit. Schließlich müsse er sich darauf verlassen können, dass sie die jeweils vereinbarte Gewichtsklassen halten, und Ehrlichkeit sei unter anderem wichtig im Hinblick auf das gesundheitliche Risiko. Bei allem stehe für Azze der Mensch unabhängig von den sportlichen Fähigkeiten und dem sozialen Standing im Mittelpunkt. Er interessiere sich für die jeweiligen Lebensumstände, die schulischen Leistungen oder Ausbil- dung und frage schon mal nach privaten Schwierigkeiten und biete Hilfe an. Denn, wenn der Sportler sich wohlfühle und es ihm gutgehe, sei er eher in der Lage, gute sportliche Leistungen zu liefern. Azze investiert viel Zeit in die Boxabteilung als Trainer und Abteilungs- leiter. Woraus zieht er die Motivation? „Die schönsten Erlebnisse sind für mich diejenigen, wenn ehemalige Sportler bzw. aktive Sportler, die kurz vor ihrem Karriereende stehen, auf mich zukommen und sagen: ‚Ich bin euch dankbar für alles, was ihr für mich getan habt. Nun möchte ich etwas zurückgeben und gerne ins Trainerteam einsteigen.‘ Es ist für mich die schönste Bestätigung dessen, was wir vorleben.“ Seit der Wiedereinführung der U21 im Sommer 2022 lenkt er die Geschi- cke des Teams: Kristjan Glibo. Mehr als ein Jahr später lässt sich festhal- ten: Für den gebürtigen Bruchsaler und seine Schützlinge hätte die bis- herige Zusammenarbeit kaum besser laufen können. In der Debütsaison feierten die Adlerträger direkt die Meisterschaft in der LOTTO Hessenliga und den damit verbundenen Aufstieg in die Regionalliga Südwest. Er- staunlich ist hierbei sicherlich auch die konstante Art und Weise, mit der die U21 seither auftritt. Eigenschaften wie Dominanz, Offensivwucht und Disziplin zeichneten die Mannschaft nicht nur in der Hessenliga aus. Auch in der Regionalliga Südwest knüpft die Mannschaft nahtlos daran an und darf deshalb als Aufsteiger auf einen mehr als gelungenen Sai- sonstart mit 14 Punkten aus sieben Spielen und die derzeit beste Offen- sive der Liga zurückblicken. Genau diese Art und Weise fordert der Übungsleiter von seinen Jungs ein. „Als Trainer ist mir wichtig, von mei- ner Mannschaft die richtige Grundeinstellung zu sehen. Die Spieler sol- len selbstbewusst und zielstrebig sein und dabei immer den Fokus auf unsere Spielweise legen“, sagt Glibo, der aus Trainersicht einen speziel- len Leitsatz vertritt: „Ich will eine Mannschaft sehen, die ins Spiel geht, um es zu gewinnen – und nicht, um es nicht zu verlieren.“ Seine Trainerlaufbahn begann vor rund zehn Jahren mit dem berühm- ten Sprung ins kalte Wasser. Im Alter von 31 Jahren zwang eine Knie- verletzung den ehemaligen Profi zum Karriereende. Plötzlich ging alles ganz schnell, erzählt Kristjan Glbo: „Beim SV Sandhausen, meinem letz- ten Verein als aktiver Profi, war die U23 stark abstiegsgefährdet. Drei Spieltage vor Schluss fehlten fünf Punkte auf einen Nichtabstiegsplatz und ich durfte als Trainer übernehmen. Da gibt es sicherlich angeneh- mere Aufgaben, ins Trainerdasein zu starten“, so der 41-Jährige schmun- zelnd. Und doch stellte sich die Berufung Glibos zum Cheftrainer als goldrichtig heraus: Mit drei Siegen schaffte das Team sensationell noch den direkten Klassenerhalt. Seither reifte der Deutsch-Kroate in Sand- hausen und beim VfR Wormatia Worms, mit dem er vor seinem Wechsel zur Eintracht ebenfalls den Aufstieg in die Regionalliga feierte, zum ge- standenen Trainer mit eigenem Stil heran. Denn wichtig sei seiner Mei- nung nach auch die Authentizität. „Es ist wichtig, authentisch zu bleiben und nicht zu versuchen, jemand anderes zu sein. Es kann hilfreich sein, sich von anderen Trainern inspirieren zu lassen. So hat mich Wolfgang Frank, mein Trainer beim SV Wehen Wiesbaden, mit seiner Akribie und Leidenschaft beeindruckt. Aber es ist wichtiger, eigene Eigenschaften und Stärken zu entwickeln, die einen als Trainer einzigartig machen.“ 62